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# taz.de -- IOC-Chef Thomas Bach: Der böse Geist von Olympia
> Bescheiße, betrüge und rede nicht drüber – das sind die Grundregeln
> olympischen Fairplays. Kultige Spiele, tolles Erbe, meint IOC-Boss Thomas
> Bach.
Bild: Ein waschechter Visionär: Thomas Bach
Geisterstunde in Rio de Janeiro. Das Internationale Olympische Komitee
bilanziert die Spiele. Auf dem Podium sitzt Thomas Bach, der Präsident des
IOC. Er hat die Spiele gesehen wie kaum ein anderer auf der Welt. Sie seien
kultig gewesen, sagt er. Tolle Partys habe er gesehen, habe sich gefreut
über die Erfolge der Superstars Usain Bolt und Michael Phelps, findet auch
die Rugby-Goldmedaille für Fidschi super.
Ein tolles Erbe würden die Spiele von Rio de Janeiro hinterlassen, sagt er,
bevor sich die melden, die die Spiele ein wenig anders gesehen haben, die
sich fragen, in welcher Welt dieser ehemalige Fecht-Olympiasieger
eigentlich lebt.
Staatsdoping in Russland? Wäre schon schlimm, meint Bach, wenn stimmen
würde, was in dem Wada-Bericht zum russischen Dopingsystem stehe, meint er.
Gibt es außer Bach eigentlich noch jemanden, der ernsthaft Zweifel daran
hat? Ganz kalt wird es in ganz Brasilien, als er sich zur Causa Julia
Stepanowa äußert, der russischen Läuferin, die sich nicht sicher fühlen
kann an ihrem Wohnort, seit sie darüber ausgepackt hat, wie man in Russland
betrogen hat.
„Wir sind nicht verantwortlich für die Gefahren, denen Frau Stepanowa
ausgesetzt sein mag“, sagt Bach, der es immer noch richtig findet, Russland
zu den Spielen zugelassen zu haben. Bescheiße, betrüge und rede nicht
drüber – das sind die Grundregeln des olympischen Fairplay. Eltern, die
ihre Kinder bei einem Sportverein anmelden, müssen ihren Kleinen sagen,
dass der olympische Sport als Vorbild nicht taugt.
Sie lügen und bescheißen, wie viele der Sportler, die von den Funktionären
in Schutz genommen werden. Keine öffentlichen Mittel seien in die Spiele
geflossen, sagt Bach, als er Bilanz zieht. Er weiß am besten, dass das
nicht stimmt. Ob stimmt, was seinem Spezi in der Führungsriege des IOC, der
wie Bach ein notorischer Diktatorenschmuser ist, was also dem irischen
Multifunktionär Patrick Hickey vorgeworfen wird, weiß er vielleicht nicht
im Detail. Dass der in Haft ist, weil ihm illegale Geschäfte mit
Olympia-Tickets vorgeworfen werden, wird Bach schon mitbekommen haben. Für
ihn gelte die Unschuldsvermutung, sagt Bach dazu – mehr nicht.
Es ist ein gespenstischer Auftritt, den Bach da hinlegt. Und allen, die in
den vergangenen zwei Wochen auf der Suche nach dem olympischen Geist nicht
fündig geworden sind, muss spätestens jetzt klar werden: Der olympische
Geist lebt. Er hat einen Namen: Thomas Bach. Es ist kein guter Geist.
21 Aug 2016
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Thomas Bach
IOC
Rio de Janeiro
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Rugby
Doping
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