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# taz.de -- Umstrittener Politiker in Sachsen-Anhalt: Märchenhaftes Wahlergebn…
> Verdächtig viele Briefwahlstimmen für einen Parteifreund und
> Vertuschungsvorwürfe: CDU-Landtagspräsident Hardy Peter Güssau ist
> angeschlagen.
Bild: Präsident Güssau im Magdeburger Landtag
DRESDEN taz | Im April wurde er im Magdeburger Landtag nur mit einer
knappen Drei-Stimmen-Mehrheit der schwarz-rot-grünen Koalition zum
Präsidenten gewählt. Doch der 53-jährige Gymnasiallehrer Hardy Peter Güssau
machte im formal höchsten Amt des Landes Sachsen-Anhalt einen durchaus
verbindlichen Eindruck. Vier Monate später ereilt ihn nun eine Affäre, die
über das übliche Wellenschlagen im Sommerloch hinauszugehen scheint.
2006 wurde Güssau in den Landtag gewählt, drei Jahre später avancierte er
zum Stadtvorsitzenden der CDU in Stendal, einer CDU, der er im Juni 1990
beigetreten war. Auffälliges gab es aus dem nördlich von Magdeburg
gelegenen Stendal nicht zu berichten – bis zur Kommunalwahl 2014. Da
erreichte nämlich CDU-Kollege Holger Gebhardt ein merkwürdiges Ergebnis mit
einem sagenhaften Briefwähleranteil von 80 Prozent.
Inzwischen scheint klar, dass es sich um Manipulationen, also um
Wahlfälschung handelte. Immer noch nichts Belastendes für den CDU-Stadtchef
Güssau, wären nicht der Magdeburger Volksstimme in diesem Sommer
offensichtlich Unterlagen der ermittelnden Staatsanwaltschaft zugespielt
worden. Mail- und Nachrichtenverkehr deuten darauf hin, dass Güssau unter
anderem mit Kontakten zur damaligen Wahlleitung versucht haben könnte, den
Betrug zu vertuschen und eine Wahlwiederholung zu verhindern.
In die Defensive geraten, verliert der umgängliche Fachpolitiker für
Bildung und Landesentwicklung nun etwas seine Kommunikationsfreude. Wegen
des laufenden Ermittlungsverfahrens äußert er sich zu zentralen Fragen
nicht. Ein Rechtfertigungsauftritt am vergangenen Freitag stellte weder die
Neugier von Journalisten noch die der Koalitionspartner zufrieden.
Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann sieht noch viele offene Fragen,
ihr SPD-Kollege Burkhard Lischka forderte gar Güssaus Rücktritt. Den
verweigert der Landtagspräsident ausdrücklich, unterstützt von der Union.
Güssau begrüßt gar die Forderung der AfD nach Einsetzung eines
Untersuchungsausschusses. Strafrechtlich hat er erst einmal nichts zu
befürchten. Als Präsident und Politiker aber ist Güssau angeschlagen.
9 Aug 2016
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Sachsen-Anhalt
CDU
Wahlbetrug
Lesestück Recherche und Reportage
Sachsen-Anhalt
Schwerpunkt Pressefreiheit
Windkraft
Schwerpunkt AfD
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