| # taz.de -- Mehr Geld für Bremer BeamtInnen: Für ein paar Euro mehr | |
| > Die Gewerkschaften fordern höhere Zulagen für Bremer BeamtInnen – auch | |
| > der Senat erkennt Ungerechtigkeiten und macht deshalb vorsichtige | |
| > Zugeständnisse | |
| Bild: Etwa 20 PolizistInnen und Feuerwehrleute demonstrierten vor dem Finanzres… | |
| Bremen taz | Bremen verspricht seinen BeamtInnen mehr Geld, ein bisschen | |
| zumindest – bei den Zulagen. Deshalb reichte dem Deutschen | |
| Gewerkschaftsbund (DGB) am Montag auch eine kleine Protestaktion aus: Nur | |
| etwa 20 PolizistInnen und Feuerwehrleute waren des Mittags zum Sitz der | |
| grünen Finanzsenatorin Karoline Linnert gekommen. Dort überreichte der DGB | |
| Staatsrat Henning Lühr (SPD) seinen umfangreichen Forderungskatalog für | |
| „zeitgemäße Zulagen“ der LandesbeamtInnen. | |
| In der Praxis geht es um insgesamt 16 Zuschläge, die beispielsweise für den | |
| „Dienst zu ungünstigen Zeiten“ gezahlt werden oder für besondere | |
| polizeiliche Einsätze. Sie sind zum Teil schon seit 1980 unverändert, sagt | |
| der DGB (siehe Infokasten). So fordern die Gewerkschaften, dass die | |
| monatliche Zulage, die alle Bremer PolizistInnen bekommen, für Einsteiger | |
| um 11,31 Euro angehoben wird – sowie um 22,62 Euro für all jene, die | |
| mindestens schon zwei Jahre da sind. Außerdem sollen diese Zulagen auch | |
| wieder auf die Pensionen angerechnet werden, fordert der DGB, und auch für | |
| Feuerwehrleute und JustizbeamtInnen gezahlt werden. | |
| 200 Euro extra soll bekommen, wer sich vom Rettungssanitäter zum | |
| Notfallsanitäter fortbildet, 400 Euro zusätzlich im Monat, wer als Polizist | |
| in einem Spezialeinsatzkommando arbeitet. Für verdeckte Ermittler soll es | |
| nach dem Willen der Gewerkschaften künftig 260 Euro mehr im Monat geben, | |
| für Dienste zu ungünstigen Zeiten fünf Euro mehr in der Stunde. Und | |
| mindestens 35,78 Euro Erschwerniszulage soll verdienen, wer als | |
| SprengstoffermittlerIn arbeitet. | |
| „Die gesetzlichen Vorgaben für die Zahlung von Zulagen sind veraltet, sagt | |
| Bremens DGB-Chefin Annette Düring, hier müsse dringend nachgebessert | |
| werden, um die Motivation der LandesbeamtInnen zu erhalten beziehungsweise | |
| wieder herzustellen. Düring fordert eine Einigung noch in diesem Jahr: „Das | |
| darf jetzt nicht auf die lange Bank geschoben werden.“ Die gegenwärtige | |
| Regelung bedeute für einige PolizistInnen, „die besonders flexibel | |
| arbeiten“, sogar Gehaltseinbußen, sagt Jochen Kopelke von der Gewerkschaft | |
| der Polizei – weil sie nur noch nachts arbeiten, deshalb aber nun keine | |
| Wechselschichtzulage mehr bekommen. | |
| Am kommenden Dienstag kommen die DGB-Gewerkschaften mit Bürgermeister | |
| Carsten Sieling (SPD) und Finanzsenatorin Linnert zusammen, um in einem | |
| „Spitzengespräch“ über die Forderungen der Gewerkschaften zu reden. | |
| Staatsrat Lühr machte am Montag schon mal erste Zugeständnisse: „Ich | |
| glaube, dass wir bei der einen oder anderen Zulage etwas drauflegen | |
| müssen.“ Auf Summen festlegen wollte er sich nicht. Zwar hob auch er zum | |
| üblichen Lamento an: „Wir sind keine reichen Leute hier in Bremen.“ | |
| Immerhin sagte er aber im Nachsatz: „Die Gerechtigkeit darf nicht zu kurz | |
| kommen.“ | |
| Lühr will sich in den nun beginnenden Verhandlungen deshalb alle Zulagen | |
| einzeln vornehmen und nicht über pauschale, prozentuale Erhöhungen reden, | |
| wie das sonst bei Tarifverhandlungen oft geschieht. Er geht davon aus, dass | |
| bis Jahresende eine Einigung gefunden werden kann. Bundesweit einheitliche | |
| Zulagen gibt es nicht – jedes Land darf das selbst regeln. | |
| Die Bremer Regelungen seien „ein Stück weit ungerecht geworden“, gibt Lühr | |
| zu. Düring erklärt das so: Die Einsätze würden heute anders geplant als | |
| früher. Die BeamtInnen würden ohnehin, wie gefordert, flexibler arbeiten – | |
| dadurch aber mitunter gar keine Zulage mehr bekommen. | |
| 8 Aug 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Jan Zier | |
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