| # taz.de -- Investor setzt Kids auf die Straße: Straßenkinderprojekt obdachlos | |
| > Die soziale Einrichtung Kids arbeitet seit 23 Jahren im Bieberhaus am | |
| > Hauptbahnhof. Nun kündigte der Vermieter. Alternativen gibt es bisher | |
| > nicht | |
| Bild: Am Hauptbahnhof: Das Bieberhaus mit Ohnsorg-Theater und – auf der ander… | |
| Hamburg taz | Dem Straßenkinderprojekt Kids droht nach 23 Jahren im | |
| Bieberhaus nun selbst die Obdachlosigkeit. Der Vermieter, die Alstria | |
| Office Reit AG – nach eigenen Angaben eine der größten börsennotierten | |
| Immobilien-Gesellschaften Deutschlands – hat dem Trägerverein Basis und | |
| Woge e.V. zum ersten Oktober gekündigt, um das Gebäude zu sanieren. Falls | |
| der Verein nicht ausziehen sollte, drohte Alstria an, ihn auf Schadenersatz | |
| zu verklagen. | |
| „Das ist eine ganz normale Vorgehensweise“, sagte der Alstria-Sprecher | |
| Ralf Dibbern. Er warf Kids vor, sich nicht kooperativ gezeigt zu haben. | |
| „Die stellen sich auf die Hinterbeine und sagen: ‚Wir gehen nicht raus‘�… | |
| so der Unternehmenssprecher. Man habe sich bemüht, alternative Räume zu | |
| finden, aber der Verein habe diese nicht gewollt. | |
| Tatsächlich ist es so, dass Kids mit dem Rücken zur Wand steht – denn eine | |
| passende Ausweichmöglichkeit ist nicht in Sicht. Auf keinen Fall könne die | |
| Einrichtung aus dem Umfeld des Hauptbahnhofs wegziehen, sagte Leiter | |
| Burkhard Czarnitzki. „Wir müssen mit unserem Angebot da sein, wo die | |
| Straßenkinder sind, und das ist nun mal der Hauptbahnhof.“ Seit einem Jahr | |
| sucht Kids nach einer Ausweichmöglichkeit – ohne Erfolg. Auch die | |
| Sozialbehörde, die Kids finanziert, möchte das Projekt an Ort und Stelle | |
| erhalten und hat sich zusammen mit dem Bezirksamt bemüht, andere Räume in | |
| der Nähe zu finden, wie der Sprecher der Sozialbehörde, Marcel Schweitzer, | |
| sagte. | |
| Als Kids im Januar noch keine Alternativräume gefunden hatte, hatte das | |
| Team erwogen, über den Kündigungstermin hinaus zu bleiben. Bis eine | |
| Räumungsklage vollstreckt wird, dauert es schließlich ein bisschen. „Was | |
| sollten wir denn sonst machen?“, fragt Czarnitzki. Jetzt, nach der | |
| Androhung der Schadenersatzklage, ist das keine Option mehr. „Das würde dem | |
| Träger das Genick brechen“, so Czarnitzki. | |
| Aber woran liegt es, dass die soziale Einrichtung nichts findet? Czarnitzki | |
| erklärt es sich so: „Das Viertel ist gentrifiziert. Die Stadt hat hier kaum | |
| eigene Immobilien.“ Das bestätigte auch Schweitzer: „Uns gehört dort | |
| nichts.“ Das Bieberhaus war mal im Besitz der Stadt – bis der CDU-Senat es | |
| 2006 verkaufte. Die Immobilie zurückzukaufen, ist für den aktuellen Senat | |
| aber auch keine Option. Der Sprecher der Finanzbehörde, Daniel Stricker, | |
| sagte: „Daran haben wir kein Interesse.“ | |
| Was nach der Sanierung passiert, ist unklar – so die Sprachregelung bei | |
| Alstria. Man könne nicht versprechen, dass Kids zurück kann. Hoffnung setzt | |
| Czarnitzki in eine [1][Petition], die bereits über 1.000 UnterzeichnerInnen | |
| hat. Parallel erwägt er Notfallpläne wie das Aufstellen von Containern, | |
| oder das zusammenziehen mit einer anderen Einrichtung. Gute Alternativen | |
| seien das nicht. „Höchstens der Notfall vom Notfall.“ | |
| 8 Aug 2016 | |
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| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
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