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# taz.de -- Die Wahrheit: Kaffeeklatsch mit Super-Promi
> Neues von Carsten Maschmeyer und Veronica Ferres: Es ist möglich, frech
> und wild, reich und glücklich wie das Hannoveraner Traumpaar zu werden.
Bild: Ist der Ruf erst ruiniert…
Hannover hat ein Imageproblem, und das hat einen Namen: Carsten Maschmeyer.
Der stammt zwar aus Hildesheim, das noch ein paar mehr Probleme außer dem
Image hat, aber seine Firma residiert in einer Protzvilla in der
niedersächsischen Landeshauptstadt.
Viele denken ja, der Mann hat Geld, das will ich auch. Wenn ich dabei auch
gern anders aussähe. Und Maschmeyer bedient diesen gepflegten
Mittelschichts- und Kleinbürgerneid mit Büchern, die erklären, wie man
Millionär wird, also am Ende dann praktisch so toll wie er.
Ratschlag eins müsste natürlich sein: Verkaufe geldgierigen Deppen eigene
Finanzprodukte oder jedenfalls teure Bücher. Es sollen aber mehr so Sachen
darin stehen wie „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“
Mein Lieblingsratschlag von dem „mythischen Super-Promi“ (nordbuzz.de) ist,
dass es eine gute Idee sei, auf dem Weg ins Büro auf den Kaffee bei
Starbucks zu verzichten, weil das jeden Tag fünf Euro spart, und jeden Tag
fünf Euro sparen, macht nach fünf Jahren bestimmt, äh, eine Million? Oder
so.
Allerdings lebe ich in einer starbucksfreien Zone, bei uns kostet der
„Kaffee to go zum Mitnehmen“, wie man hier schon mal auf dem Werbeplakat
lesen kann, höchstens zwei Euro. Nach fünf Jahren hätte ich also bloß
200.000 Euro gespart, quasi einen Dreck.
Wenn ich dann noch bedenke, dass ich morgens einen Umweg von zwanzig
Kilometern fahren müsste, um überhaupt an einen To-go-Kaffee zu kommen, der
also mehr ein To-drive-Kaffee wäre, auf den ich aber verzichtete, weiß ich
gar nicht mehr, ob Maschmeyer der richtige Tippgeber für mich ist. Weil ich
ja das Benzingeld von den 200.000 Euro abziehen müsste. Ob es dann für eine
Luxusvilla reicht?
Das können sicher bloß kluge Männer ausrechnen. Maschmeyers eigene Frau hat
es mit den Zahlen auch nicht so. „Meine Zellen sind erst 38!“, plärrt
Veronica Ferres, wenn sie auf ihr fortgeschrittenes Alter (50) angesprochen
wird. Wahrscheinlich glaubt sie das selbst, und wahrscheinlich spart sie
auch jeden Morgen ein paar Zellen und gibt sie dann am Monatsende wieder
hinzu. Ob Hirnzellen dabei sind oder ob die bei „Rebirth“ und „Cleansing�…
als Erstes verloren gehen, ist nicht bekannt.
Es ist allerdings eine Journalistenunsitte, Schauspielerinnen andauernd mit
Altersfragen zu nerven: „Gibt’s nichts an der 50, was Sie ängstlich
stimmt?“, hechelt die pseudobesorgte Meute. Noch viele Jahre mit Carsten
Maschmeyer zum Beispiel? Ohne Coffee to go?
Nein, Veronica Ferres hat keine Angst, weil sie ja ein ganz verrücktes Huhn
ist: „Mein Motto ist völlig altersunabhängig: Sei frech, wild und
unabhängig. Und das jeden Tag“, verriet sie Bild, dem Hausblatt der
Frechen, Wilden und Unabhängigen im Lande. Vielleicht rennt sie sogar
heimlich zum Kaffeeklatsch, wenn ihr Sparpapst mal nicht hinguckt. Im
frechen und wilden Hannover.
Hildesheim hat übrigens gar keine Starbucks-Filiale. Auch Carsten
Maschmeyer muss das mit dem Reichwerden also irgendwie anders gedreht
haben.
10 Aug 2016
## AUTOREN
Susanne Fischer
## TAGS
Hannover
Carsten Maschmeyer
Veronica Ferres
Medien
CSU
Chor
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Stadt
Juli Zeh
Rock'n'Roll
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