| # taz.de -- Die Wahrheit: Brot ist nicht dumm! | |
| > Endlich ist Schluss mit nahrhaften Vorurteilen: Teigwaren dürfen nicht | |
| > mehr diskriminiert werden. Denn sie sind hochintelligent. | |
| Bild: Ein Griff ins Brotregal, ein Griff in die Welt der Hochbegabten | |
| Jeder kennt es: „Dumm wie Brot“ charakterisiert als gängiges Klischee eine | |
| Person, die nicht besonders viel auf dem Kasten hat. Doch tut man damit dem | |
| Backwerk nicht Unrecht? „Auf jeden Fall“, sagt der führende Brotforscher | |
| Prof. Dr. Maximilian Strudthoff von der Universität Magdeburg. Der | |
| Wissenschaftler hat in den letzten Jahren an der Intelligenz | |
| unterschiedlicher Brotsorten geforscht und ist dabei auf erstaunliche | |
| Ergebnisse gestoßen: Zwar gebe es verschiedene Intelligenzstufen, doch | |
| „dumm“ im klassischen Sinne sei Brot keineswegs. | |
| Kürzlich abgeschlossene Untersuchungen hätten beispielsweise ergeben, dass | |
| Toastbrot recht schnell lerne, Fotos von Menschen von solchen mit | |
| Comicfiguren zu unterscheiden, eine Leistung, die „wir ihm anfangs nicht | |
| zugetraut hätten“, gibt der 49-jährige Brotprofessor zu. „Das ermutigte | |
| uns, weitere Versuchsreihen, etwa mit Graubrot, Mischbrot und Schwarzbrot, | |
| durchzuführen.“ | |
| Dabei habe sich recht schnell eine Faustregel herauskristallisiert: Je | |
| geringer der Weißmehlanteil, desto höher die Intelligenz. Aber auch die | |
| Frische spiele eine Rolle, erläutert Strudthoff: „Ein drei Tage altes | |
| Rosinenbrötchen beispielsweise ist gerade einmal in der Lage, Farben zu | |
| erkennen und zuzuordnen.“ Da helfe selbst der Anreiz durch zusätzliche | |
| Rosinen nicht weiter. Zum Vergleich habe man auch zwei Wochen alte | |
| Rosinenbrötchen getestet, aber da, so der Wissenschaftler, „war keinerlei | |
| geistige Aktivität mehr festzustellen.“ | |
| Hingegen rühmt Strudthoff die kognitiven Möglichkeiten einer lange | |
| verkannten Spezies: Frisches Graubrot ähnle in seiner Intelligenz | |
| Schimpansen. Tests ergaben, dass Graubrote in der Lage waren, sich | |
| gegenüber ihren Artgenossen durch Vortäuschung falscher Tatsachen einen | |
| Vorteil zu verschaffen. | |
| ## Graubrot ist erstaunlich lernfähig | |
| „Das allein erfordert schon eine ziemliche geistige Leistung“, erläutert | |
| Strudthoff. Außerdem – und das sei die eigentliche Sensation – habe | |
| Graubrot in Studien mit der künstlichen Sprache Yerkish, die 1970 für die | |
| Kommunikation mit Menschenaffen entwickelt wurde, erstaunliche | |
| Lernfähigkeit bewiesen. „Wir waren selber verblüfft, als wir feststellten, | |
| dass hier eine Abstraktionsleistung vom konkreten Objekt zum Symbol möglich | |
| wurde“, so der Forscher. | |
| Das Team geht davon aus, dass diese erstaunlichen Ergebnisse auf den | |
| enthaltenen Sauerteig zurückzuführen sind. Durch einen Artikel in der | |
| renommierten Zeitschrift Nature Yeastly wurden diese Erkenntnisse einem | |
| großen wissenschaftlichen Publikum bekannt – Einladungen zu internationalen | |
| Konferenzen folgten. Insbesondere auf der Tagung „Intelligence and Identity | |
| – A Scientific Bakethrough“ in Djakarta 2015 wurden die Ergebnisse der | |
| Magdeburger Forschungsgruppe begeistert aufgenommen. | |
| Versuchsreihen mit Schwarzbrot, die anschließend begonnen wurden und | |
| derzeit noch laufen, sind, so schwärmt Strudthoff, „ebenfalls richtig | |
| vielversprechend. Der Eindruck erhärtet sich von Tag zu Tag, dass hier noch | |
| einiges Potenzial brachliegt.“ Das Team sei jetzt schon so weit, frisches | |
| Schwarzbrot klassischer Machart mit einfachen und teils auch komplexeren | |
| Rechenaufgaben zu konfrontieren, was erstaunliche Ergebnisse zeitige. | |
| „Einem der Brote konnten wir schließlich beibringen, Gleichungen mit | |
| mehreren Unbekannten zu lösen. Wenn einem so etwas gelingt, dann ist das | |
| ein Moment im wissenschaftlichen Leben, den man nie vergisst“, sagt | |
| Strudthoff gedankenverloren. | |
| ## Sensible Wesen beim Bäcker | |
| Natürlich habe er aufgrund der Forschungsergebnisse auch begonnen, seinen | |
| eigenen Brotkonsum zu überdenken. „Wie gerne – und sorglos – habe ich | |
| früher in eine frisch gebutterte Käsestulle gebissen“, schmunzelt der | |
| Professor, „aber seit ich weiß, was für sensible und intelligente Wesen | |
| beim Bäcker in der Auslage liegen, sind diese Zeiten ein für alle Mal | |
| vorbei.“ | |
| Statt Brot kommt bei Familie Strudthoff nun Müsli oder Getreidebrei auf den | |
| Tisch, eine probate Alternative, wie der Professor findet. Allerdings wisse | |
| er aus zuverlässiger Quelle, dass seine Töchter, beide im Teenager-Alter, | |
| sich hin und wieder hinter seinem Rücken Croissants kauften. Das könne er | |
| ihnen nicht verdenken, zumal er in einem Schnelltest den IQ des Gebäcks | |
| ermittelt habe und zu dem Ergebnis gekommen sei, dass „hier nicht allzu | |
| viel zu holen ist“. | |
| Für die nahe Zukunft planen Strudthoff und sein Team Versuchsreihen an | |
| verschiedenen Sorten Knäckebrot, denn durch dessen lange Haltbarkeit sieht | |
| der Forscher weitere Möglichkeiten, die kognitiven Fähigkeiten über einen | |
| längeren Zeitraum am Leben zu erhalten. Erste Versuche, „in kleinem | |
| Rahmen“, liefen bereits, und tatsächlich meint Strudthoff, schon jetzt | |
| absehen zu können, dass die Knäcke-Ergebnisse die des Schwarzbrots noch | |
| übertreffen werden. Begeistert blickt er in die Zukunft: „Wer weiß, | |
| vielleicht wird sich schon in einigen Jahren das erste Knäckebrot für ein | |
| Informatikstudium einschreiben? Zumindest für dem Bachelor könnte es | |
| reichen.“ | |
| 2 Aug 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Tanja Küddelsmann | |
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