Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rechte Szene in Berlin: Extrem gesinnter Kick
> Im Windschatten der „Merkel muss weg“-Demo will sich am Wochenende auch
> das „Bündnis Deutscher Hools“ treffen. Geplant ist ein „Fußballturnie…
Bild: Immer wieder sind auch Hooligans in rechten Demos zu sehen, wie hier in W…
Hooliganismus? Stimmt, da war mal was. Es ist auch erst wenige Wochen her,
dass man angesichts umherziehender Horden gewalttätiger Fußballfans während
der EM in Frankreich eine neue Hooligan-Welle fürchtete. Ob diese Vorfälle
eine Renaissance der in den achtziger Jahren starken Bewegung einläuten
oder es sich um ein letztes großes Aufflackern handelte, darüber sind sich
Experten aber nicht völlig im Klaren.
Wenn nun eine Gruppe, die sich Bündnis Deutscher Hools (B.D.H.) nennt, zu
einem Fußballturnier und einem Treffen am Freitag und Samstag in Berlin
aufruft, so ist sicher Vorsicht geboten – auch wenn es sich bei genannter
Gruppe um einen bislang recht kleinen Zusammenschluss rechtsextremer
Hooligans handelt. In erster Linie ist das B.D.H. trotz der vollmundigen
Namensgebung ein Berliner Phänomen, es gibt aber auch Verbindungen nach
Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.
In den sozialen Netzwerken kursiert seit einigen Wochen eine Einladung,
nach der die Gruppe am Freitag an einem bislang unbekannten Ort in Berlin
Fußball spielen und damit „den Zusammenhalt fördern“ will. Am Samstagabend
lädt man die „Kameradinnen und Kameradinnen“ zum „ersten Klassentreffen�…
was angesichts des Personenkreises schon eher nach Hauerei und Randale
klingt.
Das B.D.H. trat Anfang 2015 erstmals in Erscheinung. Eine Gruppe, die zuvor
dem Berliner Hogesa-Spektrum (Hooligans gegen Salafismus) zuzurechnen war,
bildete sich in dieser Zeit unter verschiedenen neuen Bezeichnungen wie
„Berliner gegen Asylmissbrauch“ und „Wir für Berlin & Wir für Deutschla…
und ging schließlich im B.D.H. auf.
Im September 2015 hatte die Gruppe zwar die Auflösung bekannt gegeben, nun
aber will man sich anscheinend neu formieren. Nutzen will man dabei die am
Samstag am Hauptbahnhof stattfindende „Merkel muss weg“-Demonstration, zu
der wohl Rechtsextreme aus ganz Deutschland anreisen werden. Bislang folgen
dem B.D.H. auf Facebook knapp 800 User.
Wes Geistes Kind das Bündnis Deutscher Hools ist, ist nicht schwer zu
erraten. Das aktuelle Logo der Gruppe zeigt eine Faust inmitten eines
Lorbeerkranzes, darunter ist der Schriftzug „Hauptstadt Stolz“ zu lesen.
Das Attentat von Würzburg und den Anschlag von Ansbach kommentierte man
umgehend, indem man einen Post mit dem Inhalt „Terror in Deutschland – und
sagt jetzt nicht, dass wir euch nicht gewarnt haben“ übernahm. Nun gelte
es, „das deutsche Volk zu schützen“ und „für das Vaterland zu kämpfen�…
ihrem Facebook-Account versucht die Gruppe dabei, sich mit eindeutigem
Nazivokabular zurückzuhalten.
## Der Polizei bekannt
Der Senatsverwaltung für Inneres und Sport und der Polizei ist der
Zusammenschluss bekannt. Wie eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Clara
Herrmann Ende 2015 ergab, sollen Mitglieder des B.D.H. Initiatoren eines im
August 2015 verübten Brandanschlags auf ein Flüchtlingsheim in Marzahn
sein. Ebenso stellte sich heraus, dass etwa 20 Personen des B.D.H.
regelmäßig an den wöchentlichen Bärgida-Aufmärschen teilgenommen haben.
Zwei Mitglieder der Hool-Gruppe schätzte man zu dieser Zeit als
gewaltbereit („Kategorie B“) ein.
Von strammen, organisierten Neonazis wurde das B.D.H. zunächst eher
belächelt, laut dem die Szene beobachtenden Störungsmelder-Blog galten die
Fußball- und Vaterlandsfreunde dort zunächst als alkoholaffine Truppe, die
aber nicht zur Verteidigung der Heimat tauge.
Die Berliner Polizei konnte zur aktuellen Ankündigung bis Mittwochmittag
noch keine Stellungnahme abgeben. Aufgrund der bislang bekannten Größe der
Gruppe wäre Panik wohl fehl am Platze. Allerdings hat die Vergangenheit –
etwa mit den Hogesa-Krawallen in Köln Ende 2014 – gezeigt, dass man
derartige Aufrufe nie unterschätzen sollte.
27 Jul 2016
## AUTOREN
Jens Uthoff
## TAGS
Schwerpunkt Neonazis
Nazis
Cottbus
Schwerpunkt Neonazis
Gewalt
Schwerpunkt Neonazis
Schwerpunkt Angela Merkel
Ansbach
Schwerpunkt Angela Merkel
Fußball-EM 2024
Schwerpunkt Neonazis
EMtaz Meinung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Randale bei Viertligaspiel in Babelsberg: Hitlerfans aus Cottbus
Bei der Partie Babelsberg vs. Cottbus kam es zu gewalttätigen Krawallen und
Spielunterbrechungen. Fans der Lausitzer zeigten den Hitlergruß.
Rechte Demonstration in Dortmund: Das Naziproblem bleibt
Abgeschottet und mit Verspätung fand am Samstag eine Kundgebung von
„Gemeinsam stark Deutschland!“ statt. Es kamen weniger als erwartet.
Kommentar Linke Gewalt: Mit den Methoden der Gegner
Das Auftreten von Neonazis in Niedersachsen ist unerträglich. Sie mit
Beilen zu attackieren, ist jedoch unzulässig und kontraproduktiv.
Wieder rechter Aufmarsch in Berlin: Antanzen gegen Nazis
Rechte rufen für Samstag zur Demo. Die Bündnisse Berlin Nazifrei und Berlin
gegen Rechts halten dagegen – und auch der Zug der Liebe.
Kommentar Merkels Pressekonferenz: Die Antipopulistin
Ist Angela Merkel zu wenig emotional, jetzt, da der Terror näher rückt?
Nein: Es ist nicht ihr Job, den Gefühlshaushalt der Nation zu regulieren.
Anschlag in Ansbach: Die Tage nach dem Knall
Es war das erste islamistische Selbstmordattentat in Deutschland. Nun sucht
man in Ansbach Antworten – dabei gibt es nur Fragen.
Bundespressekonferenz der Kanzlerin: Weiter, immer weiter
Angela Merkel bekräftigt ihre Position des „Wir schaffen das“. Dies soll
auch für den Kampf gegen den Terrorismus gelten.
Hooligan-Posing: Rechte auf Revier-Erweiterung
Bremer Nazis suchen zunehmend Gelegenheiten zum Hooligan-Posing. Bei der EM
in Frankreich, aber auch bei einem missglückten Fackelzug an der Uni.
Rechtsradikale Selfie-Demo in Bremen: Neonazis fackeln herum
Vermummte Neonazi-Hooligans sind über den Campus der Uni Bremen gezogen.
Die Polizei nahm 44 Leute in Gewahrsam.
EMtaz: Kommentar Gewalt deutscher Fans: Igitt-Fans, aber eben doch Fans
Verbände sollten sich für rechte Fan-Gruppen zuständig fühlen, sonst geben
sie diese Schlacht verloren. Deutscher Fußball ist mehr als Schweini + Co.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.