# taz.de -- Streit um Rigaer94: Wieder vor Gericht | |
> Der Eigentümer klagt nun doch auf Räumung. Dafür wehren sich die | |
> BewohnerInnen juristisch gegen den Polizeieinsatz. | |
Bild: Für die Rigaer94 gibt es in Berlin-Friedrichshain viel Unterstützung | |
Zehn Tage ist es her, dass die Polizei aus der Rigaer Straße abzog und die | |
Erdgeschossräume des teilbesetzten Haus mit der Nummer 94 an die | |
BewohnerInnen zurückgegeben wurden. Der Streit um die Rigaer94 aber geht | |
weiter: Wie jetzt bekannt wurde, will es der vor Gericht gescheiterte | |
Eigentümer nun mit einer Räumungsklage gegen den Verein Freunde der | |
Kadterschmiede – Kultur im Kiez e. V. der die Kneipe in der Rigaer94 | |
betreibt, versuchen. | |
Nach einem Bericht des Tagesspiegel sei diese Klage bereits am 4. Juli am | |
Landgericht Berlin eingereicht worden. Eine Bestätigung des Gerichts gab es | |
dafür am Sonntag nicht. Das Landgericht hatte die Teilräumung am 14. Juli | |
für illegal erklärt, weil kein Räumungstitel vorgelegen habe. | |
Der Verein möchte indes selbst ebenfalls Klage einreichen, und zwar gegen | |
den umstrittenen Polizeieinsatz, bei dem am 22. Juni die Erdgeschossräume | |
geräumt worden waren. Ihr Anwalt bereite momentan eine entsprechende Klage | |
vor dem Verwaltungsgericht vor, bestätigte am Sonntag eine Bewohnerin des | |
Hauses. Dabei gehe es darum, gerichtlich feststellen zu lassen, ob der | |
Polizeieinsatz juristisch in Ordnung war. | |
In der Verhandlung vor dem Landgericht, die zur Rückgabe der Räume geführt | |
hatte, war es nur um den Streit zwischen BewohnerInnen und Eigentümer, | |
nicht aber um das Vorgehen der Polizei gegangen. Diese hatte die | |
Teilräumung mit einem Aufgebot von 300 BeamtInnen begleitet. Innensenator | |
Frank Henkel (CDU) hatte diesen Polizeieinsatz in den vergangenen Tagen | |
verteidigt: Dieser sei „rechtmäßig und notwendig“ gewesen, weil der | |
Eigentümer ein Schutzersuchen an die Polizei gestellt habe. Außerdem | |
argumentiert Henkel, bei dem Einsatz habe es sich nicht um eine Räumung, | |
sondern um eine Maßnahme zur Gefahrenabwehr. | |
## Dubioser Eigentümer | |
Für die Aussage des Polizeipräsidenten Klaus Kandt am Rande der | |
Innenausschusssitzung am letzten Donnerstag, das Haus sei bereits | |
weiterverkauft worden, gibt es bislang keine Bestätigung. Laut Tagesspiegel | |
handelt es sich nicht um einen Verkauf, sondern nur um eine Umfirmierung | |
bei den Gesellschaftern, also um eine Änderung des Handelsnamens, um | |
unerkannt zu bleiben. | |
Die Eigentumsverhältnisse sind ohnehin schon undurchsichtig: Bei dem im | |
Grundbuch als Eigentümerin eingetragenen Unternehmen Lafone Investment Ltd | |
handelt es sich allem Anschein nach um eine Briefkastenfirma. Deren | |
Vorstandschef und einziger Gesellschafter, John Dewhurst, betont, kein | |
wirklicher Eigentümer, sondern nur „Treuhänder des rechtmäßigen Besitzers… | |
zu sein. | |
Von einer überraschenden Wende im Streit um das 1990 besetzte Haus | |
behauptet die Bild am Sonntag zu wissen: Aus „informierten Kreisen“ habe | |
die Zeitung erfahren, der Senat wolle das Gebäude nun mit Hilfe der | |
landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Degewo erwerben, der Kaufpreis liege | |
bei 4 Millionen Euro. Weder von der Degewo noch der Senatsverwaltung für | |
Stadtentwicklung gab es am Sonntag eine Bestätigung dieser Nachricht. | |
24 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
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