# taz.de -- Film Independence Day: Wiederkehr: Ein Fall von intergalaktischem F… | |
> Roland Emmerich hat sich eine Fortsetzung seines Alien-Spektaktels | |
> geschenkt. Mit noch mehr Bombast und noch geringerer Substanz. | |
Bild: Mit dem Fischfang ist wohl Essig: Szene aus „Independence Day: Wiederke… | |
Eine Transatlantikbrücke der unerwünschten Art: Von New York bis London | |
reicht das Raumschiff, ein kalt schimmernder Kuhfladen gigantischen | |
Ausmaßes, das bei seiner Landung die angrenzenden Ortschaften arg in | |
Mitleidenschaft zieht. Der Londoner Big Ben etwa wird nicht geschont, auch | |
das Riesenrad an der Themse geht koppheister, und selbst die London Bridge | |
fällt in sich zusammen. Ein apokalyptischer Brexit-Film? | |
Nein, nur der neue Science-Fiction-Spaß von Blockbuster-Schaffer Roland | |
Emmerich, der seinem Erfolgsspektakel „Independence Day“ von 1996 endlich | |
eine noch spektakulärere Fortsetzung spendieren wollte. Dabei ging der | |
Regisseur bei der Wahl seiner Hauptzutaten ähnlich vor wie die „Star | |
Wars“-Macher mit der Neuauflage ihres Todessterns in „Episode 7“: Man | |
wiederholt das Ganze, bloß noch einmal kräftig aufgeblasen. | |
So müssen die Menschen im Jahr 2016 – inzwischen unter einer Weltregierung | |
vereint – sich einer Rückkehr der Aliens stellen, die vor 20 Jahren noch | |
siegreich geschlagen wurden. Doch diesmal sind sie weit zahlreicher und | |
verfahren in ihrem Zerstörungsfeldzug entschieden konsequenter. Neben ihrer | |
schwarmartigen Invasion des Planeten beginnen sie mit einer Laserbohrung in | |
Richtung Erdkern, was bei Erfolg des Vorhabens alles – verbliebene – Leben | |
auf dem Planeten beenden würde. Ein Fall von intergalaktischem Fracking? | |
Jedenfalls müssen die Menschen erneut handeln angesichts einer scheinbar | |
ausweglosen Bedrohung. Einige der alten Recken sind ebenfalls wieder mit | |
von der Partie: Jeff Goldblum als Wissenschaftler David Levinson und Bill | |
Pullman, jetzt als Expräsident Thomas J. Whitmore – allein Will Smith | |
durfte abdanken, da sein Captain Steven „Steve“ Hiller mittlerweile das | |
Zeitliche gesegnet hat. | |
## Erfolgreicher Wiedergänger | |
Der erfolgreichste Wiedergänger ist jedoch Brent Spiner als Dr. Brakish | |
Okun, der während des Films aus seinem langen Koma erwacht und in der | |
Manier eines vertrottelten Wissenschaftlers mit wirklich langen | |
Zauselhaaren für einige der gelungeneren komischen Momente sorgt. | |
Gegenüber seinem Vorbild von 1996 erweist sich das Zentrum aber, um das der | |
Film kreist, nicht nur als noch hohler, auch seine Großmannssucht beim | |
Aufbieten an Schauwerten bekommt dem Remake schlecht. Alles ist größer | |
dimensioniert, im Detail allerdings uninteressanter. Auch die | |
Alien-Königin, die in Sachen Statur jedes Godzilla-Ungetüm zum | |
Reptilienhaustier deklassiert, wirkt trotz feindseligen Auftretens nicht | |
einmal unheimlich. | |
Das Schöne daran ist: Irgendwie will man, wenn man 1996 mitgemacht hat, | |
gleichwohl wieder wissen, wie die Geschichte geworden ist. Die Enttäuschung | |
gehört dann einfach mit zum Erlebniswert. | |
14 Jul 2016 | |
## AUTOREN | |
Tim Caspar Boehme | |
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