# taz.de -- Teil-Räumung der Rigaer Straße 94: Dein Freund und Helfer | |
> Interne Daten über BewohnerInnen des Hausprojekts sind auf einer | |
> ultrarechten Homepage gelandet. Sie stammen aus einer Ermittlungsakte der | |
> Polizei. | |
Bild: Umkämpftes Objekt: Hat die Polizei mit Rechten zusammengearbeitet? | |
Berlin taz | Hat die Polizei ein Datenleck? Gibt es gar Beamte, die | |
Informationen über Berliner Linke an die rechte Szene weiterreichen? Fest | |
steht seit Freitag: Interne Daten über BewohnerInnen des linken | |
Hausprojekts Rigaer Straße 94 sind auf einer ultrarechten Homepage | |
gelandet. Unter [1][blog.halle-leaks.de] findet sich die teilweise | |
geschwärzten Angaben von zehn Personen, die bei einer Polizeirazzia im | |
Januar 2016 kontrolliert wurden. | |
Die anonymen BetreiberInnen der rechten Webseite behaupten, im Besitz von | |
73 Datensätzen zu sein und schreiben in rassistischer Diktion: „Die Namen | |
lesen sich wie ein Who is Who aus einem polnischen Telefonbuch“. | |
BewohnerInnen der Rigaer Straße 94 erheben in einer Stellungnahme schwere | |
Vorwürfe gegen die Polizei: „Die veröffentlichten Screenshots beweisen zum | |
einen, dass die Polizei eine Datenbank angelegt hat, in der alle erfasst | |
werden, die das Haus betreten. Zum anderen zeigt der Leak, dass es | |
personelle Verknüpfungen der Einsatzkräfte mit organisierten Nazis gibt.“ | |
Der Leiter der Pressestelle der Polizei, Winfried Wenzel, bestätigte | |
gegenüber der taz die Echtheit der Veröffentlichung. „Im Ergebnis einer | |
intensiven Prüfung kann ich bestätigen, dass es sich um ein Dokument aus | |
einer Ermittlungsakte handelt, die sich inhaltlich mit einer | |
Auseinandersetzung am 14. Januar 2016 in der Rigaer Straße zwischen | |
mutmaßlich linken und rechten Tatbeteiligten befasst.“ | |
Am 14. Januar sollen drei Personen aus der rechten Szene auf der Rigaer | |
Straße angegriffen worden sein. Die Polizei leitete ein Verfahren wegen | |
gefährlicher Körperverletzung. In den Ermittlungsakten seien sowohl die | |
Personalien der angegriffenen Personen, als auch von BewohnerInnen der | |
Rigaer Straße 94 erfasst worden, so Wenzel. Dabei habe es sich um | |
Beschuldigte aber auch um potentielle ZeugInnen gehandelt. | |
## Ermittlungsverfahren eingeleitet | |
Wegen der Weitergabe der Daten leitete die Polizei am Freitag ein | |
Ermittlungsverfahren ein. Man untersuche alle Möglichkeiten, wie es zu dem | |
Datenleak gekommen sei. Wenzel betonte, dass neben PolizistInnen auch | |
StaatsanwältInnen und RechtsanwältInnen Einsicht in die Unterlagen gehabt | |
hätten. So hätten AnwältInnen der Neonazis bei der Staatsanwaltschaft | |
Akteneinsicht genommen. Auch ein Datenleck bei der Polizei könne er nicht | |
ausschließen. Es gebe aber keine Hinweise, dass das Informationssystem der | |
Polizei gehackt worden sei. | |
Der innenpolitische Sprecher der Linken im Abgeordnetenhaus, Hasan Tas, | |
äußerte gegenüber der taz die Befürchtung, dass sich die Polizei zu schnell | |
darauf festlegen könnte, dass die Daten nur von den AnwältInnen der Rechten | |
weitergeleitet worden sein können. „Es muss eine ergebnisoffene Prüfung | |
geben, bei der auch mögliche InformantInnen in den Kreisen der Polizei in | |
Erwägung gezogen werden muss“, so Tas. | |
Die grüne Fraktionsvorsitzende Ramona Pop erklärte in Richtung Frank Henkel | |
(CDU): „Es ist erstaunlich, dass man vom Innensenator in dieser | |
Angelegenheit noch nichts gehört hat. Sonst geizt er ja nicht mit markigen | |
Worten.“ Henkels Retourkutsche per Pressemitteilung: „Ich kann nur jedem | |
empfehlen, hieraus keinen Polizeiskandal zu konstruieren, sondern das | |
Ergebnis der Ermittlungen abzuwarten.“ | |
Die Linkspartei veröffentlichte am Freitagmittag einen offenen Brief an | |
Henkel, in dem sie ihm neun Fragen zu der geleakten Akte stellt. Unter | |
anderem wollen Fraktionschef Udo Wolf und der Abgeordnete Tas wissen, | |
inwieweit die Personen, deren Daten veröffentlicht wurden, nach | |
Einschätzung des Senats gefährdet sind, nun Opfer rechtsextremer Übergriffe | |
zu werden. Und welche Maßnahmen hat der Senat gegen den Betreiber des Blogs | |
eingeleitet hat. Da das Beliner Abgeordnetenhaus bereits in seiner | |
Sommerpause ist, gibt es derzeit keine reguläre Möglichkeit, den Senator | |
etwa in einer Innenausschusssitzung zu befragen. | |
1 Jul 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://blog.halle-leaks.de/ | |
## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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