| # taz.de -- Nerd hilft: „Man kann jede Seite hacken“ | |
| > Unbekannte haben vergangene Woche die Homepage von Hamburg Wasser | |
| > gehackt. Ein Mitglied des Chaos Computer Clubs erklärt, warum Menschen so | |
| > was tun | |
| Bild: „Hacken ist für junge spaßbereite Menschen ein Trendsport. Deshalb se… | |
| taz: Herr Hirdes, ist es schwierig, die Homepage von Hamburg Wasser zu | |
| hacken? | |
| Michael Hirdes: Das habe ich nicht ausprobiert. Aber in jeder Software, die | |
| von Menschen geschrieben wird, sind Fehler. Das heißt, mit einem gewissen | |
| Aufwand kann man jede Seite öffnen. Das ist wie eine Wohnungstür – es gibt | |
| keine einbruchssichere. Der Aufwand kann nur gesteigert werden. | |
| Offenbar war der Angriff ein ziemliches Problem für Hamburg Wasser – | |
| jedenfalls war die Seite fünf Tage lang offline. Waren die überfordert? | |
| Es empfiehlt sich in so einem Fall schon, die Seite vom Netz zu nehmen. | |
| Also nicht einfach den Fehler zu beheben und alles so zu lassen, wie es | |
| ist, sondern das Problem zu analysieren und ein neues System einzuspielen. | |
| Welches Interesse kann jemand haben, die Seite zu hacken? | |
| Wer auch immer das war – es hat ja jeder eine andere Motivation. Aber | |
| solche Defacements, wie man das Austauschen einer Seite gegen einen anderen | |
| Inhalt nennt, ist für junge, spaßbereite Menschen mittlerweile ein | |
| Trendsport. Die messen sich daran, wer die meisten und größten Seiten der | |
| Welt aufgemacht hat. Deshalb setzen die da ja auch ihre Tags da hin wie | |
| beim Graffiti: „Ich war hier.“ | |
| Was ist daran gefährlich? | |
| Das kommt drauf an, welche Fehler der Seitenbetreiber begangen hat. | |
| Schlecht ist es immer, wenn die Seite mit Kundendaten verbunden ist. In | |
| diesem Fall war das wohl nicht so. Dann ist es nur ein Imageschaden. Aber | |
| zum Beispiel beim Sony-Hack von vor einigen Jahren – da wurde eine | |
| Community-Seite geöffnet und Kundendaten abgezogen. Das geht dann bis zu | |
| Kreditkartennummern und Passwörtern. | |
| Wie kann man sich schützen? | |
| Menschen sind ja faul und benutzen die gleichen Passwörter für verschiedene | |
| Dienste. Wenn ich für mein Homebanking das gleiche Passwort benutze wie für | |
| meine Dating-App und mein geheimes BDSM-Vorspiel-Forum, kann es haarig | |
| werden. Also der Rat: Für jeden Dienst ein eigenes Passwort benutzen. | |
| Was würden Sie gerne hacken? | |
| Hacken meint in der ursprünglichen Bedeutung einen kreativen Umgang mit | |
| Technik. Ein Hack ist demnach eine kreative Lösung für ein komplexes | |
| Problem. Mein größter Hack war 2011, als Menschen ohne den Einfluss von | |
| Politikern in einem Wiki ein Transparenzgesetz geschrieben und per | |
| Volksbegehren zum Gesetz gemacht haben. Es gab ein Problem, weil es kein | |
| Transparenzgesetz gab, und es wurde eine kreative Lösung gesucht. Das ist | |
| ein erfolgreicher Hack. | |
| 19 Aug 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
| ## TAGS | |
| Hacker | |
| Schwerpunkt Chaos Computer Club | |
| Biometrie | |
| Rigaer Straße | |
| Hacking | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kommentar Schutz von Kundendaten: Das große Sammeln | |
| Für die meisten Unternehmen sind Daten erst dann persönlich, wenn es einen | |
| zugehörigen Namen gibt. Das ist falsch. Und gefährlich für Nutzer. | |
| Teil-Räumung der Rigaer Straße 94: Dein Freund und Helfer | |
| Interne Daten über BewohnerInnen des Hausprojekts sind auf einer | |
| ultrarechten Homepage gelandet. Sie stammen aus einer Ermittlungsakte der | |
| Polizei. | |
| Dating-Portal Beautifulpeople gehackt: Mach's analog | |
| Eine Dating-Plattform für „schöne Menschen“ wird gehackt, die Daten | |
| gelangen ins Netz. Diskretion können solche Portale kaum bieten. |