| # taz.de -- Gewerkschafterin über Flüchtlingsjobs: „Konkurrenz am Arbeitsma… | |
| > Das neue Integrationsgesetz schafft 1-Euro-Jobs für Geflüchtete. Annelie | |
| > Buntenbach über den Sinn des Programms und die Verantwortung der | |
| > Unternehmen. | |
| Bild: Jobs im Mindestlohnbereich gibt es für Flüchtlinge | |
| Frau Buntenbach, die Bundesregierung will [1][100.000 1-Euro-Jobs für | |
| Flüchtlinge schaffen]. Ist das jetzt die Mindestlohn-Ausnahme durch die | |
| Hintertür? | |
| Annelie Buntenbach: Das nicht, aber trotzdem halten wir dieses Programm für | |
| hoch problematisch. Stundenweise ausgeübte Ein-Euro-Jobs in | |
| Aufnahmeeinrichtungen können allenfalls in der Anfangsphase sinnvoll sein. | |
| Aber das Programm bietet auch Privatunternehmen, die in den Einrichtungen | |
| tätig sind, die Möglichkeit, auf diese Form von Beschäftigung zuzugreifen. | |
| Das kann schnell auch zu Konkurrenz am lokalen Arbeitsmarkt führen. Wenn | |
| man so etwas überhaupt macht, sollten wenigstens die Verwaltungsausschüsse, | |
| die Sozialpartner vor Ort, einbezogen werden. | |
| Ein-Euro-Jobs führen in aller Regel nicht in den ersten Arbeitsmarkt, | |
| sondern sind eine Sackgasse. Für eine stabile Integration in den | |
| Arbeitsmarkt braucht es reguläre Arbeitsplätze und ausreichende | |
| Qualifizierungsmöglichkeiten, auch parallel zu einer Teilzeitbeschäftigung. | |
| Doch dafür stellt die Bundesregierung immer noch nicht genug Geld zur | |
| Verfügung. Gerade im Hartz-IV-System sind die Mittel für | |
| Arbeitsmarktförderung in den letzten Jahren viel zu sehr runtergefahren | |
| worden. | |
| Was bedeutet das für GeringverdienerInnen insgesamt? Bestätigt das die, die | |
| Flüchtlinge als Gefahr für einheimische Beschäftigte darstellen, wenn | |
| AsylbewerberInnen jetzt doch offiziell zu Billigarbeitskräften gemacht | |
| werden? | |
| Dass die Ein-Euro-Jobs für Flüchtlinge nur 80 Cent wert sind, weil bei | |
| ihnen ein geringerer Aufwand unterstellt wird, ist ein fatales Signal. Auch | |
| Geflüchtete brauchen zum Beispiel Arbeitskleidung und haben keinen | |
| geringeren Aufwand als andere Menschen. Hier und erst recht bei Mindestlohn | |
| und Tarifverträgen muss gelten: Anerkannte Geflüchtete sind – wie andere | |
| Arbeitnehmer mit und ohne Migrationsgeschichte – beim Zugang zu | |
| Beschäftigung gleich zu behandeln. Jede Schlechterstellung lehnen wir ab, | |
| sie dürfen nicht in Dumping-Bedingungen abgedrängt werden. | |
| Das würde zu gesellschaftlicher Spaltung und Konkurrenz führen, die niemand | |
| wollen kann, wir jedenfalls nicht. Geflüchtete brauchen mehr gezielte | |
| Unterstützung, damit sie in gute Arbeit und Ausbildung integriert werden | |
| können – bei der Ausbildung, Kompetenzfeststellung, Qualifizierung. Ebenso | |
| setzen wir uns für die Unterstützung anderer Gruppen ein, die Probleme auf | |
| dem Arbeitsmarkt haben, insbesondere Langzeitarbeitslose und junge Leute, | |
| die eine zweite Chance für einen guten Berufsabschluss brauchen. Für all | |
| diese Gruppen müssen die nötigen Mittel aus dem Bundeshaushalt | |
| bereitgestellt werden. Wir werden als Gewerkschaften nicht zusehen, wie | |
| diese Gruppen gegeneinander ausgespielt werden. | |
| Die Bundesregierung nennt die 1-Euro-Jobs einen „ersten Schritt auf den | |
| Arbeitsmarkt“ für Flüchtlinge. Stimmt das nicht? | |
| Das versprochene Arbeitsmarktprogramm steht noch aus, und es ist dringend | |
| nötig: Es gibt weiter großen Handlungsbedarf in Sachen Investition in | |
| Qualifizierung, in Integrationskurse, in gute Arbeit und Ausbildung. | |
| In dieser Woche hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung herausgefunden, dass | |
| die 30 größten Dax-Konzerne zusammen insgesamt gerade 54 Flüchtlinge | |
| eingestellt haben. Haben die ganzen Selbstverpflichtungen und | |
| Beschäftigungspakte aus dem letzten Jahr am Ende nichts als ein paar | |
| Praktika für Flüchtlinge gebracht? | |
| Betriebe dürfen nicht warten, bis sie passgenau einsetzbare Geflüchtete | |
| vermittelt bekommen. Sie müssen mehr tun, um Geflüchteten eine Chance für | |
| den Einstieg zu geben. Dafür gibt es genügend Programme der Bundesagentur | |
| für Arbeit, sie müssen nur genutzt werden. | |
| 8 Jul 2016 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Jakob | |
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