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# taz.de -- Kommentar Reform des Sexualstrafrechts: Die Frau als natürliche Ma…
> Donnerstag will der Bundestag das neue Sexualstrafrecht verabschieden.
> Die Debatten im Vorfeld offenbaren blanken Sexismus.
Bild: Ist doch wirklich nicht schwer zu begreifen
Es ist schon grotesk, was in dieser Gesellschaft alles noch debattierbar
ist. Am Donnerstag verabschiedet das Parlament voraussichtlich das neue
Sexualstrafrecht, das unter dem Schlagwort „Nein heißt Nein“ diskutiert
wird. Allein, dass man dafür kämpfen muss, dass Nein Nein heißt, ist
merkwürdig. Aber dann geht der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer hin
und [1][erklärt allen Ernstes], ein Nein könne ja auch nicht ernst gemeint
sein und sei deshalb völlig ungeeignet, den Willen des Opfers zu erkennen.
Mit anderen Worten: Nein kann ja doch wieder auch Ja heißen – und die Frau
ist wieder eine Art natürliche Masochistin, die die Überwältigung genießt.
Hallo? Funktioniert Sex bei Thomas Fischer so? Bei mir nicht.
Für das eigentliche Problem aber, dass Frauen körperlicher Widerstand in
der Regel geradezu abtrainiert wird und ihnen manchmal nicht mehr bleibt
als ein Nein oder ein Weinen, hat er keine Lösung. Es interessiert ihn
einfach nicht.
Die stellvertretende Chefin der Zeit, Sabine Rückert, hat ebenfalls
Schwierigkeiten damit, zu erkennen, was gewollter und was ungewollter Sex
ist: „[2][Was leidenschaftliche Liebesnacht] und was Vergewaltigung war,
definiert die Frau am Tag danach“, mutmaßt sie. Man möchte nicht wissen,
wie ihre leidenschaftlichen Liebesnächte aussehen. Die Bereitschaft, in der
Frau das lügnerische Wesen zu sehen und im Mann den arglosen Aufrechten,
der darüber rätselt, was eine Frau signalisiert, die weint, ist offenbar
immer noch groß.
Und das ist blanker Sexismus. Denn diese Sichtweise gibt dem Vergewaltiger
einen Freibrief und stellt das Opfer unter Verdacht. Die Natur hat das Weib
mit schwachem Verstand aber dafür mit Verstellungskunst ausgerüstet – das
ist Schopenhauer, 1850. Anderthalb Jahrhunderte Frauenbewegung sind ja auch
noch reichlich wenig, um den Anspruch zu akzeptieren, dass man Frauen
tatsächlich ernst nehmen sollte.
6 Jul 2016
## LINKS
[1] http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-06/sexualstrafrecht-thom…
[2] http://www.zeit.de/2016/28/sexualstrafrecht-verschaerfung-kritik
## AUTOREN
Heide Oestreich
## TAGS
Sexualstrafrecht
Nein heißt Nein
Sexuelle Gewalt
Feminismus
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Gina-Lisa Lohfink
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