# taz.de -- EMtaz: DFB verlängert mit Adidas: Immer weiter im großen Business | |
> Kein Großsponsor hat so viel für die Korruption im Weltsport getan wie | |
> der mächtige Sportartikelhersteller. Macht nichts, findet man beim DFB. | |
Bild: Drei Streifen haben beim DFB Tradition | |
„Weltmeister“ hieß der Schuh, mit dem eine kleine Firma aus Herzogenaurach | |
ganz groß wurde. Es war der Schuh, mit dem die deutsche | |
Fußballnationalmannschaft 1954 zum „Wunder von Bern“ gelaufen ist. Adi | |
Dassler, der fünf Jahre zuvor eine Firma namens „Adolf Dassler adidas | |
Sportschuhfabrik“ ins Handelsregister hat eintragen lassen, begleitete das | |
Team damals als Zeugwart. Seine Erfindung hat es zu Spielfilmruhm gebracht: | |
aufschraubbare Wechselstollen. Es war der Auftakt zu einer jahrzehntelangen | |
Partnerschaft, die nun bis zum Jahr 2022 fortgesetzt werden soll. | |
50 Millionen Euro soll Adidas angeblich von 2018 an pro Jahr an den DFB | |
zahlen. Eine tolle Summe für einen gemeinnützigen Verein wie den DFB. | |
Verbandspräsident Reinhard Grindel und Herbert Hainer, der | |
Nochvorstandschef von Adidas, strahlten um die Wette, als am Montag in | |
Paris die Verlängerung der Partnerschaft verkündet worden ist. | |
Es wird also weiter Bilder von deutschen Fußballern geben, die in den drei | |
Streifen posieren. Mit dem FC Bayern, an dem Adidas mit 10 Prozent | |
beteiligt ist, und dem DFB labelt der Konzern (mit einem Jahresumsatz von | |
4,8 Milliarden Euro) die Topmarken des deutschen Fußballs. Das ist gewiss | |
ein gutes Geschäft für den Klub und den Verband. Aber auch ein sauberes? | |
Genau, da war doch was. Es ist noch gar nicht lange her, da diskutierte | |
ganz Fußballschland nicht über die richtige Besetzung der Außenbahnen im | |
deutschen Team, sondern über das möglicherweise gekaufte Sommermärchen von | |
2006. | |
## Der Pate des internationalen Sports | |
Dabei spielt ein Darlehen des damaligen Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus | |
eine entscheidende Rolle. Dass sich Adidas an der Aufklärung der Affäre | |
bislang nicht weiter beteiligt hat, scheint den DFB bei der | |
Vertragsverlängerung nicht weiter zu stören. | |
Das Geld, mit dem der langjährige Manager des FC Bayern München seine | |
Zockeraktivitäten, die ihn als Steuerhinterzieher in den Knast gebracht | |
hatten, begonnen hat, war auch eine Leihgabe von Robert Louis-Dreyfus. Zu | |
einem Fall Adidas ist die Affäre Hoeneß nie geworden, obwohl seinerzeit | |
gerade über die Beteiligung von Adidas an der FC Bayern München AG | |
verhandelt worden ist. | |
Wie der DFB von ehemaligen Nationalspielern, von denen viele lebenslange | |
Vertreterverträge mit Adidas haben, oder von FC-Bayern-Boss Karl-Heinz | |
Rummenigge unter Druck gesetzt worden ist, als 2006 der | |
Sportartikelhersteller Nike ein Angebot beim DFB abgegeben hatte, schildert | |
der ehemalige Verbandspräsident Theo Zwanziger in seinem Buch „Die | |
Zwanziger Jahre“. | |
Als dieses Werk im November 2012 erschien, war in der Sportwelt längst | |
bekannt, dass Adidas so etwas wie der Pate des internationalen Sports ist. | |
Mit Adidas hat die Korruption Einzug gehalten in der Welt des Fußballs | |
genauso wie in der Welt des olympischen Sports. Horst Dassler, der Sohn | |
des Firmengründers, baute so etwas wie einen eigenen Geheimdienst auf. Er | |
ließ Dossiers über Sportler und Funktionäre anlegen, um diese unter Druck | |
setzen zu können. | |
## Blatter war stets treu ergeben | |
Es war Dassler, der 1974 dem Brasilianer João Havelange zur | |
Fifa-Präsidentschaft verhalf, und ohne die schmierige Mithilfe Dasslers | |
wäre wohl auch der Spanier Juan Antonio Samaranch 1980 nicht Präsident des | |
Internationalen Olympischen Komitees geworden. | |
Sepp Blatter war als Generalsekretär der Fifa stets ein treu ergebender | |
Schützling Horst Dasslers. Als Fifa-Präsident pflegte er so etwas wie eine | |
Liebesaffäre zu Adidas. Mit der Methode Dassler, zu der immer auch gut | |
gefüllte Briefumschläge für die Funktionäre gehörten, war er 1998 Fifa-Boss | |
geworden. | |
Auch die Sportrechte-Agentur ISL war eine Gründung von Horst Dassler. Über | |
diese liefen millionenschwere Korruptionszahlungen an Mitglieder der | |
Fifa-Exekutive. Und während sich nach dem großen Korruptionsdesaster des | |
vergangenen Jahres andere Fifa-Großsponsoren wie Visa oder Coca-Cola auch | |
auf Druck ihrer Aktionäre durchaus kritisch geäußert haben, ist das | |
Verhältnis von Adidas zur Fifa weiterhin ungetrübt. So ungetrübt wie das | |
Verhältnis des DFB zu dem Sportartikelhersteller. Wie meinte Herbert Hainer | |
am Montag in Paris? „Wir gehören zusammen.“ | |
21 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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