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# taz.de -- Kolumne Wir retten die Welt: Mit dem Sonderzug zum Staatsbesuch
> Joachim Gauck bemühte sich stets nach Kräften. Aber die nächste
> Bundespräsidentin sollte endlich mal jemand sein, die öko buchstabieren
> kann.
Bild: Umweltschutz war für ihn kein großes Thema: Joachim Gauck bei der „Wo…
Unbarmherzig brennt die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Es ist eine Stunde
vor High Noon, als El Presidente die Bühne erklimmt, ins Publikum grüßt und
seine Sonnenbrille aufsetzt. Nun sieht er aus wie ein gütiger Mafiapate.
Und er spricht: „Umweltschutz ist ein bedeutender zivilisatorischer
Lernprozess.“
Stimmt selbstverständlich. Bundespräsident Joachim Gauck sagt nichts
Falsches über Umwelt und Nachhaltigkeit, keine Bange. Brav liest er bei der
Eröffnung der „Woche der Umwelt“ im Schloss Bellevue ab, was seine
Referenten ihm aufgeschrieben haben: Global denken, lokal handeln, Dank an
die Engangierten, Mut für die Tüftler, und immer wieder ein paar Spitzen
gegen die teure Energiewende.
Es ist Gaucks Abschiedsvorstellung für die Ökorepublik Deutschland und
wirklich erschüttert ist hier niemand. Denn der Pastor aus Rostock kann
tief nachdenken und dann klug reden. Aber zur Rettung der Welt ist ihm in
seiner Amtszeit für einen deutschen Bundespräsidenten zu wenig eingefallen.
Gauck bemühte sich stets nach Kräften, aber in die Stellenausschreibung für
seine Nachfolgerin sollten wir ein paar Ökostandards schreiben. Niemand ist
besser geeignet als Botschafter der Nachhaltigkeit als die Schlossherrin
von Bellevue: keine Sachzwänge, keine Rücksicht auf durchgedrehte
Koalitionspartner, Zugriff auf Medien, Unternehmen, Zivilgesellschaft,
Stiftungen, Denkfabriken. Das müssen wir ausnutzen.
Also: Wie schön wäre es, eine echte First Lady zu haben, die Mut macht bei
der Energiewende. Die in die Lausitz fährt und mit den Bürgern dort über
ihre Zukunft jenseits der Braunkohle spricht. Die Projekte bekannt macht,
die armen Haushalten gutes Essen und eine warme Bude garantieren. Die sich
offensiv ökologisch ernährt, mit dem Elektroauto die Staatsgäste abholt
und statt mit der „Bundeswairforce Number 2“ mit dem Sonderzug zum
Staatsbesuch anrauscht. Von mir aus dürfte die Neue auch von Freiheit
reden, was Gauck so liebt. Aber vielleicht auch von der Freiheit, die in
dem Ende der Armut und der Umweltzerstörung liegt.
## Es gibt einen, der es kann
Wir brauchen also jemanden, der versteht: Für unseren Wohlstand, für
unseren Frieden und unser Überleben müssen wir uns radikal verändern. Wir
müssen den Hunger in den armen Ländern bekämpfen und für eine gerechtere
Welt sorgen. Wir müssen weg vom Wachstum, hin zu einer Nation der
segensreichen Stagnation. Das sollte mal Thema einer „Ruck-Rede“ von der
obersten Bürgermeisterin der Republik sein.
Wer soll es also machen? Es gibt einen, der das alles kann: Er kennt die
Welt und Deutschland von außen; er versteht genau, was auf dem Spiel steht
und wie wir das Spiel gewinnen können; er spricht von Schwarz bis Grün
allen aus der Seele und in die Seele; er kann Menschen überzeugen wir kein
zweiter, er verkörpert als gesamtdeutscher Ökopapst unsere weltweite grüne
Softpower. Leider ist Klaus Töpfer keine Frau und schon fast 80.
Also: weitersuchen. Im Zweifel holen wir Christian Wulff zurück. Auch keine
Frau, hätte aber eine zweite Chance verdient und würde mit seinem Credo
„Der Islam gehört zu Deutschland“ mächtig die AfD ärgern. Und er wäre e…
tolles Beispiel für eine urdeutsche Erfolgsgeschichte: gelungenes
Recycling.
11 Jun 2016
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
Joachim Gauck
Ökologie
Wir retten die Welt
Klimaschutzziele
Christian Wulff
Bundespräsident
Klima
Bundespräsident
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Bundesumweltministerium
Emissionen
Winfried Kretschmann
Schwerpunkt Klimawandel
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