# taz.de -- Kommentar EU-Abstimmung Glyphosat: SPD ausnahmsweise standhaft | |
> Deutschland musste sich dank der Sozialdemokraten enthalten. Das könnte | |
> für das Pestizid der Anfang vom Ende sein. Und das ist gut so. | |
Bild: Rapsfelder werden oft nach der Ernte mit dem Unkrautvernichter Glyphosat … | |
Dieses Mal haben sie uns nicht verraten, die Sozialdemokraten. Dank ihres | |
Vetos enthielt sich Deutschland am Montag bei der EU-Abstimmung über eine | |
neue Zulassung für das unter Krebsverdacht stehende Pestizid Glyphosat. Da | |
nicht die nötige Mehrheit für den Unkrautvernichter zustande kam, steigt | |
die Wahrscheinlichkeit, dass die Erlaubnis Ende Juni ausläuft. Und das ist | |
gut so. | |
Denn anders als Agrarminister Christian Schmidt (CSU) behauptet, sprechen | |
wissenschaftliche Erkenntnisse für ein Verbot der Chemikalie. Glyphosat hat | |
im Tierversuch Tumoren verursacht. Auch deshalb hat die | |
Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation das Mittel als | |
[1][„wahrscheinlich krebserregend“] eingestuft. Die EU-Behörde für | |
Lebensmittelsicherheit hat Glyphosat keinesfalls klar für unbedenklich | |
erklärt. Sie hält eine Krebsgefahr nur für [2][„unwahrscheinlich“]. Das … | |
ein bisschen vage bei einer Chemikalie, die das meist genutzte Pestizid ist | |
und immer wieder im Essen auftaucht. | |
Zwar sind die Rückstände gering, aber die [3][EU-Zulassungsverordnung für | |
Pestizide] verbietet „wahrscheinlich krebserregende“ Mittel unabhängig von | |
der Dosis. Auch dass die Krebsforschungsagentur [4][Dieselauspuffgase] oder | |
[5][alkoholische Getränke] als krebserregend klassifiziert, ist kein | |
Argument für Glyphosat. Wenn der Staat uns nicht ausreichend vor Diesel | |
schützt, rechtfertigt das nicht, uns zusätzlich mit riskanten Pestiziden zu | |
belasten. Und niemand wird gezwungen, Alkohol zu trinken. Pestizide dagegen | |
landen durch Abdrift von konventionellen Feldern manchmal [6][sogar in | |
Biolebensmitteln]. | |
Ein Glyphosat-Verbot wäre eine Chance, weil es die konventionelle | |
Landwirtschaft verteuern und damit den Preisabstand zum Ökolandbau | |
verringern würde. Dazu muss die SPD aber standhaft bleiben – auch bei der | |
Abstimmung im EU-Berufungsausschuss, die nun wohl folgt. Erst dann wird | |
sich zeigen, wie verlässlich die Sozialdemokraten wirklich sind. | |
7 Jun 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol112/ | |
[2] http://www.efsa.europa.eu/de/press/news/151112 | |
[3] http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex%3A32009R1107 | |
[4] http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol105/ | |
[5] http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol96/ | |
[6] http://oekomonitoring.cvuas.de/berichte.html | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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