# taz.de -- Anschlag in Mali: Blauhelme als Zielscheibe | |
> Zum zweiten Mal in dieser Woche sterben UN-Soldaten bei einem Anschlag in | |
> Mali. Erstmals an einem Ort, an dem deutsche Soldaten stehen. | |
Bild: Aufgereiht zum Abschießen? Die deutschen Blauhelme in Gao, Mali | |
Berlin taz | Die UN-Mission in Mali (Minusma) ist schon häufig unter | |
Beschuss geraten, aber noch nie in Sichtweite des deutschen | |
Blauhelmkontingents. In der nordöstlichen Stadt Gao, wo Bundeswehrsoldaten | |
als Teil der UN-Truppe stationiert sind, wurde ein Minusma-Lager gegen | |
20.45 Uhr am Abend des 31. Mai mit Raketen beschossen: Ein UN-Soldat aus | |
China sowie drei UN-Zivilisten wurden getötet, drei bis vier andere | |
Blauhelme schwer verletzt. | |
Einem Bericht zufolge explodierte erst eine Autobombe auf dem Gelände und | |
der Beschuss von außen folgte, als die alarmierten Soldaten aus ihren | |
Wohneinrichtungen kamen. Wenig später kam das Gelände eines | |
UN-Minenräumteams unter Beschuss. | |
Die Angriffe zielten nicht auf das niederländische UN-Camp, wo 340 | |
Bundeswehrsoldaten stationiert sind. Aber das angegriffene chinesische | |
UN-Lager liegt nicht weit entfernt und dort leben unter anderem deutsche | |
UN-Polizisten. Erst Anfang dieser Woche waren weitere 72 deutsche Soldaten | |
nach Gao aufgebrochen, wobei von offizieller Seite unterstrichen wurde, | |
dort sei es bisher noch nicht zu Anschlägen gekommen. | |
Die von Algeriern geleitete Terrorgruppe al-Mourabitoun, eine Umtergruppe | |
von al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQMI) bekannte sich am Mittwoch zu den | |
Angriffen und erklärte, sie befinde sich in Gao im Kampf gegen | |
„kreuzzüglerische Besatzungskräfte“. | |
Vor den Angriffen war in Gao der Strom ausgefallen. Alles war stockdunkel, | |
berichten lokale Medien – ob auch das auf einen Anschlag zurückzuführen | |
ist, bleibt unklar. | |
## Eine nicht endenwollende Serie | |
Erst am 29. Mai waren fünf UN-Blauhelmsoldaten aus Togo getötet worden, als | |
sie in der Nähe von Mopti im Zentrum Malis auf eine Mine fuhren – in einem | |
Gebiet, das ansonsten nicht im Aktionsradius bewaffneter Islamisten liegt. | |
Am 18. Mai waren fünf UN-Soldaten aus Tschad in der nordmalischen Wüste | |
Sahara bei Aguelhoc in einem Hinterhalt getötet worden. Zu einem weiteren | |
Anschlag kam es am Mittwoch: Drei Polizisten wurden im Nachbarland Burkina | |
Faso getötet, in einem Ort direkt an der malischen Grenze. | |
Die UN-Mission in Mali zählt knapp 12.000 Blauhelmsoldaten und | |
UN-Polizisten und ist die im Vergleich zur Stationierungsdauer seit 2013 | |
verlustreichste der Welt, mit bereits 86 Todesopfern vor den Anschlägen | |
dieser Woche. | |
## „Spielplatz für Terroristen“ | |
Die internationalen Truppen werden gezielt angegriffen, um den Eindruck zu | |
vermitteln, die Regierung habe die Lage nicht im Griff. Diesen Eindruck | |
haben immer mehr politische Kräfte in Mali selbst und auch Teile der | |
ehemaligen Tuareg-Rebellen, die beklagen, dass die Umsetzung der | |
Friedenvereinbarungen mit ihnen aus dem Jahr 2015 auf der Stelle trete. | |
Am Montag kam es deswegen zu Demonstrationen in den nordmalischen Städten | |
Kidal und Timbuktu. „Sackgasse!“ titelte am Mittwoch die Wochenzeitung Le | |
Canard Déchaîné und schrieb in ihrem Editorial: „Es hat sich nichts | |
geändert. Der Norden Malis bleibt Spielplatz für Terroristen und Banditen | |
aller Art, die staatliche Verwaltung ist nicht präsent und die Bevölkerung | |
ist sich selbst überlassen.“ Geschrieben wurde das vor dem Terrorangriff | |
auf Gao. | |
1 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Gao | |
Mali | |
Islamismus | |
Bundeswehr | |
Bundeswehr | |
Mali | |
Mali | |
Elfenbeinküste | |
Afrika | |
Mali | |
Mali | |
Mali | |
Mali | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bundeswehreinsatz in Mali: Hubschrauber und mehr Soldaten | |
Die Bundesregierung will mehr Soldaten nach Mali schicken. Auch die | |
Ausbildung kurdischer Kämpfer im Nordirak wurde vom Kabinett verlängert. | |
Anschlag im westmalischen Nampala: 17 Tote bei Angriff auf Militärbasis | |
Seit 2012 befindet sich Mali in einer schweren Krise. Seitdem kommt es | |
immer wieder zu Angriffen auf staatliche oder militärische Einrichtungen. | |
Proteste gegen Regierung in Mali: Polizei erschießt drei Demonstrierende | |
Bei Protesten gegen die Regierung eröffnete die Polizei das Feuer auf eine | |
Demo. Es wurden drei Menschen getötet und über 30 verletzt. | |
Tourismus in der Elfenbeinküste: Sonnenstrand im Terrorschatten | |
Seit al-Qaida im islamischen Maghreb 22 Menschen tötete, ist das Seebad | |
Grand Bassam leer. Plötzlich spürt das Land die Verwundbarkeit. | |
Deutsche Soldaten in Afrika: Bundestag verlängert Einsätze | |
Die Bundeswehr wird bis Mai 2017 in Mali bleiben und dort auch in den | |
gefährlicheren Norden gehen. Auch der Anti-Piraten-Einsatz vor Somalia | |
wurde verlängert. | |
Protest gegen UN-Truppen in Mali: Schüsse auf Frauen und Kinder | |
In Mali demonstrieren Jugendliche gegen Anti-Terror-Verhaftungen durch | |
französische Truppen. Dabei erschossen UN-Soldaten vier Menschen. | |
Konflikt in Mali: Explosive Lage in der Sahara | |
Der Tod dreier französischer Soldaten zeigt, wie brüchig der Frieden ist. | |
Frankreichs Krieg gegen den Terror erschwert die Arbeit der UN-Mission. | |
Debatte Bundeswehreinsatz in Mali: Der falsche Weg zum Frieden | |
Der Bundeswehreinsatz erfolgt aus Solidarität mit Frankreich. Dabei spielt | |
die Ex-Kolonialmacht in Westafrika eine zweifelhafte Rolle. | |
Anschläge in Mali bei Gauck-Besuch: Botschaft an die Kreuzzügler | |
Radikale Islamisten verüben zwei schwere Anschläge mit neun Toten während | |
des Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck. |