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# taz.de -- Protest gegen UN-Truppen in Mali: Schüsse auf Frauen und Kinder
> In Mali demonstrieren Jugendliche gegen Anti-Terror-Verhaftungen durch
> französische Truppen. Dabei erschossen UN-Soldaten vier Menschen.
Bild: Unbeliebt: französische Truppen in Mali (Archivbild)
Berlin taz | Am zweiten Tag in Folge sind gestern in Malis nördlichster
Distrikthauptstadt Kidal wütende Jugendliche auf die Straße gegangen, um
gegen das Vorgehen ausländischer Truppen bei der Terrorbekämpfung zu
demonstrieren. Sie sammelten sich vor dem Flughafen, der von der UN-Mission
in Mali (Minusma) kontrolliert wird, und warfen mit Steinen. Am Montag
waren bei ähnlichen Protesten vier Menschen getötet worden – Opfer von
UN-Blauhelmen, die eigentlich als Friedenstruppe in Mali stehen. Kidal ist
eine Hochburg bewaffneter Gruppen im Norden Malis.
Die Stadt wird nicht von Malis Regierung kontrolliert, sondern von den im
Dachverband CMA (Koordination der Azawad-Bewegungen) zusammengeschlossenen
Tuareg-Rebellen, mit Hilfe von UN-Soldaten sowie 100 französischen
Soldaten. Für diese ist Kidal der Ausgangspunkt von Spezialeinsätzen im
Rahmen ihrer „Operation Barkhane“ gegen islamistische Untergrundkämpfer in
der umliegenden Wüste.
Am 12. April waren drei französische Soldaten ums Leben gekommen, als ihr
aus Gao kommender Militärkonvoi zwischen Kidal und dem weiter nördlich
gelegenen Tessalit auf eine Mine fuhr. Seitdem haben französische Soldaten
zahlreiche Razzien durchgeführt und mutmaßliche Terroristen festgenommen,
unter anderem in Kidal.
Gegen diese Festnahmen richteten sich die Proteste vom Montag. „Wir haben
genug von den wahllosen Verhaftungen unserer Kinder“, hieß es auf den
Transparenten der Demonstranten, zumeist Frauen und Kinder. „Die Leute
demonstrierten am üblichen Ort neben dem Flughafen“, berichteten lokale
Journalisten nach Angaben der Zeitung L’Indicateur du Renouveau. „Die Leute
näherten sich den UN-Soldaten und riefen Parolen gegen Minusma und
Barkhane. Plötzlich schlug die Lage um, sie fingen an zu schießen.“
Nach Angaben der UN-Mission eröffneten die Blauhelme das Feuer, nachdem
Demonstranten auf dem Flughafengelände Gebäude anzündeten. Auf im Internet
verbreiteten Fotos sind dichte Rauchwolken hinter der
Stacheldrahtabsperrung des Flughafengeländes zu sehen. Der
Tuareg-Dachverband CMA äußerte sein „Bedauern“ und distanzierte sich von
den Übergriffen. Andererseits, erklärte er, „kann nichts rechtfertigen,
dass man direkt das Feuer auf Demonstranten eröffnet“.
An der UN-Mission Minusma ist auch die Bundeswehr beteiligt. Sie stehen
aber nicht in Kidal; dort befindet sich das Hauptquartier der
UN-Kontingente aus Senegal und Tschad. Ihr Einsatz ist gefährlich: Am 2.
Februar wurden bei einem Großangriff von Islamisten auf den Flughafen fünf
UN-Soldaten getötet und mehrere Dutzend verletzt.
19 Apr 2016
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Mali
Vereinte Nationen
UN-Blauhelme
MINUSMA
Schwerpunkt Frankreich
Bundeswehr
Mali
Gao
Afrika
Mali
al-Qaida
Mali
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