# taz.de -- Anschläge in Mali bei Gauck-Besuch: Botschaft an die Kreuzzügler | |
> Radikale Islamisten verüben zwei schwere Anschläge mit neun Toten während | |
> des Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck. | |
Bild: Kämpfer der Truppe Ansar Dine posieren im Jahre 2012 in der Wüste vor T… | |
Berlin taz | | Als „schwarzen Freitag“ bezeichnen Malis Medien den 12. | |
Februar 2016 – aber nicht, weil an diesem Tag Deutschlands Bundespräsident | |
Joachim Gauck zu Besuch war. Vielmehr war es einer der blutigsten Tage im | |
Land seit der französischen Militärintervention gegen malische Islamisten | |
vor drei Jahren. Sechs UN-Blauhelme und drei malische Regierungssoldaten | |
starben bei zwei separaten Angriffen in Nordmalis größten Städten Kidal und | |
Timbuktu. | |
In Kidal wurde die Basis der UN-Mission Minusma am frühen Morgen zweimal | |
mit Raketen beschossen. Zudem fuhr ein Selbstmordattentäter ein Auto in die | |
Basis und sprengte sich mitten zwischen den dort stationierten UN-Soldaten | |
aus Guinea in die Luft. Neben den sechs Toten gab es 30 Verletzte. | |
Die islamistische Gruppe Ansar Dine bekannte sich zu dem Anschlag, den „ein | |
heldenhafter mauretanischer Dschihadist“ begangen habe. Er sei „eine | |
Botschaft an die kreuzzüglerischen Invasoren und alle, die sie unterstützen | |
und versprechen, uns ihre Soldaten zu schicken, wie der deutsche | |
Präsident“, so die Gruppe in einer am späten Freitagabend verbreiteten | |
Erklärung. | |
## Ziel der Anschläge: maximaler Eindruck | |
Am gleichen Tag starben drei malische Soldaten, darunter ein hochrangiger | |
Offizier, in einem Hinterhalt außerhalb von Timbuktu. Dafür übernahm | |
al-Qaida im Islamischen Maghreb die Verantwortung. Malische Journalisten | |
spekulieren nun, die Angriffe könnten koordiniert sein, um maximalen | |
Eindruck beim Gauck-Besuch zu erzeugen. | |
Kidal und Timbuktu sind zwei von drei Provinzhauptstädten Nordmalis. In der | |
dritten, Gao, sind 40 Bundeswehrsoldaten stationiert, als Vorhut eines | |
UN-Kontingents, das 650 Mann erreichen soll. | |
Es sei klar, dass Mali immer noch „bedroht“ sei, sagte Gauck in Malis | |
Hauptstadt Bamako auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Malis | |
Präsidenten, Ibrahim Boubacar Keïta. „Ich bin kein naiver Optimist“, sagte | |
der Bundespräsident. „Aber vor einigen Jahren war die Lage schlimmer.“ | |
Malis Präsident Keïta äußerte sich deutlich forscher. „So kann Kidal nicht | |
bleiben,“ sagte er, „eine offene Wunde in Malis Flanke, wo jeden Tag | |
Angriffe verübt werden und wo die internationale Gemeinschaft und wir | |
zuschauen, nein!“, so der Präsident. | |
Kidal ist die unsicherste Region Malis, und die Provinzhauptstadt steht bis | |
heute nicht unter Regierungskontrolle. Erst am 6. Februar war unter | |
UN-Vermittlung eine Vereinbarung zwischen den bewaffneten Gruppen erzielt | |
worden, die sich um Kidal streiten – die Tuareg-Rebellenkoalition CMA | |
(Coordination des Mouvements de l’Azawad) und die | |
Anti-Tuareg-Milizenkoalition „Plattform“. | |
Die Vereinbarung sieht vor, dass beide Parteien in der Stadt präsent sein | |
dürfen, sofern sie sich ruhig verhalten. In Malis Regierung werden solche | |
Vereinbarungen, auf die die UN-Mission Minusma zur lokalen Befriedung | |
setzt, immer wieder kritisiert, weil sie die Hoheit des malischen Staats | |
untergraben. | |
Man müsse „die Autorität des Staates in Kidal wiederherstellen“, so | |
Präsident Keïta jetzt in Reaktion auf den Anschlag der Islamisten. Aber | |
dafür fehlen ihm die Mittel. | |
14 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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