# taz.de -- Kommentar Protestaktion „Ende Gelände“: Jeder Schritt zählt | |
> Die Kohleproteste in der Lausitz haben ihr Ziel erreicht. Der Tagebau | |
> steht still. Dabei hat der wichtige Part gerade erst begonnen. | |
Bild: Forderungen mit Wiesenkulisse: Banner auf dem Klimacamp in der Lausitz | |
Im Filmgeschäft hätte es wahrscheinlich einen roten Teppich gegeben. Die | |
Aktivisten, die seit Freitag in der Lausitz für ein Ende des Kohleabbaus | |
demonstrieren, wurden empfangen wie gern gesehene Gäste: Viele von ihnen | |
haben, seitdem sie unterwegs sind, noch keinen einzigen Polizisten gesehen. | |
Und der Tagebau, den sie besetzen wollten, war schon bei ihrer Ankunft | |
verwaist. Sie spazierten gemütlich hinein, [1][kletterten dann zu hunderten | |
auf die Kohlebagger] – und manche richteten sich häuslich ein und blieben | |
über Nacht. Der Energiekonzern Vattenfall hat das einzig Richtige getan: | |
bereits im Vorfeld kapituliert. Er kann die Auseinandersetzung mit den | |
tausenden Menschen nicht gewinnen. Dass auch die Polizei mit größter | |
Zurückhaltung vorgeht, ist politisch klug und sachlich angemessen. | |
Die Bilder, die der Energiekonzern RWE im vergangenen Jahr aus dem | |
besetzten Tagebau Garzweiler sendete, wollte niemand noch einmal | |
produzieren. Ziel erreicht, auf Wiedersehen: Das Protestbündnis von „Ende | |
Gelände“ könnte den Bass aufdrehen und nach Hause fahren. | |
Tatsächlich aber beginnt die politisch brisante Auseinandersetung in der | |
Lausitz erst mit dem heutigen Tag – denn für diesen Samstag haben die | |
Aktivisten ein ambitioniertes Programm. Sie haben durch eine Blockade den | |
Betrieb des Kohlekraftwerks „Schwarze Pumpe“ eingeschränkt. Strafanzeige | |
wurde gestellt. Darin steckt politische Sprengkraft. Das Wort | |
Versorgungssicherheit kommt in Deutschland kurz vor dem Amen in der Kirche. | |
Wie können ein paar hundert oder wenige tausend Aktivisten ein Kraftwerk in | |
die Knie zwingen? Nun: Die Kohle, die dort zum Verbrennen genutzt wird, | |
trifft fortlaufend auf Kohlezügen frisch ein. Die Vorräte am Kraftwerk | |
reichen offenbar nur für einen Tag. Wenn alle Zufahrtsschienen über 24 oder | |
auch 48 Stunden blockiert sind, könnte Vattenfall ein Problem bekommen – | |
und dieses Problem wird heute verhandelt. Mit Sitz-, Steh- und | |
Ankettblockaden und einem Polizeieinsatz, bei dem jedes Vorgehen, jeder | |
Schritt, auch politisch bewertet werden kann. Deswegen stellt sich die | |
Frage: Wird die Polizei weiterhin Däumchen drehen? | |
14 May 2016 | |
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## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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