| # taz.de -- Protestaktion „Ende Gelände“: Ausblick vom Bagger | |
| > Über 1.500 Menschen erreichten die Förderanlagen praktisch ohne | |
| > Widerstand. Die Besetzung ist aber noch nicht vorbei. | |
| Bild: Auf dem Weg die AktivistInnen | |
| Proschim/Welzow taz | Dass es so einfach gehen würde, hat die AktivistInnen | |
| dann doch überrascht: Noch am Freitagmorgen hatten sie geübt, wie man | |
| Polizeiketten überwindet, etwa indem sich eine Gruppe teilt und auffächert. | |
| Doch als sie dann am Mittag durch Wälder und über Felder tatsächlich in den | |
| Tagebau zogen, wurden diese Taktiken nicht gebraucht: Über 1.500 Menschen | |
| erreichten die Förderanlagen praktisch ohne Widerstand – und der Tagebau | |
| stand den ganzen Tag lang still. „Ein großer Erfolg für die Klimabewegung�… | |
| bilanzieren die Organisatoren vom Aktionsbündnis „Ende Gelände“, die gegen | |
| die Klima- und Landschaftszerstörung durch die Braunkohle-Nutzung | |
| protestieren. | |
| Einen Tag früher als zunächst angekündigt machten sich die | |
| KlimaschützerInnen am Freitag Mittag auf den Weg, aufgeteilt in drei | |
| Gruppen, überwiegend gekleidet in weiße Schutzanzüge und ausgerüstet mit | |
| Staubschutzmasken, Strohsäcken und Transparenten. Wegen der großen | |
| Beteiligung aus anderen Ländern wird überwiegend englisch gesprochen. „What | |
| do we want? Climate justice!“, rufen sie auf ihrem kilometerlangen Marsch. | |
| Und: „Leave the coal in the ground!“ | |
| Am frühen Nachmittag haben sie das Ziel erreicht: Zwei Gruppen gehen in den | |
| Tagebau hinein, einige klettern auf die riesigen Bagger, die sonst die | |
| Kohle aus dem Grund holen, andere tanzen zu den Klängen einer Sambaband auf | |
| den Förderbändern, auf denen an anderen Tagen der klimaschädliche | |
| Brennstoff abtransportiert wird. Eine dritte Gruppe besetzt außerhalb des | |
| Tagebaus die Schienen, über die normalerweise die Braunkohle | |
| abtransportiert wird. Auch hier beschränken sich die wenigen Polizisten und | |
| Vattenfall-Mitarbeiter darauf, die Situation zu beobachten. | |
| „Wir haben uns wie angekündigt zurückgehalten“, sagte die Sprecherin der | |
| zuständigen Polizei Cottbus, Iris Filohn. „So ein großes Gebiet lässt sich | |
| ohnehin nicht schützen.“ Weil das Tagebau-Gelände nicht eingezäunt ist, | |
| stelle das Betreten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft keinen | |
| Hausfriedensbruch dar, sagte Filohn der taz. Auch Nötigung sei nicht | |
| gegeben, weil der Tagebau-Betrieb aufgrund der angekündigten Proteste | |
| vorsorglich eingestellt worden sei. Die Einsatzkräfte konzentrierten sich | |
| daher darauf, die Aktionen mit Kameras zu dokumentieren, um später mögliche | |
| Sachbeschädigungen verfolgen zu können. | |
| ## Die Besetzung geht weiter | |
| Der Betreiber-Konzern Vattenfall sieht die Aktion weniger entspannt. | |
| „Unsere Aufforderung, das Firmengelände nicht zu betreten, ist ignoriert | |
| worden“, sagte Firmensprecher Thoralf Schirmer der taz. „Diejenigen, die es | |
| betreten haben, zeigen ein unverantwortliches Verhalten und riskieren | |
| anderer Leute Gesundheit.“ Dass Unternehmen sei froh, dass bisher niemand | |
| zu Schaden gekommen sei. | |
| Schirmer bestätigte, dass der Tagebau am Freitag „planmäßig nicht in | |
| Betrieb“ war. Dazu habe sich das Unternehmen „auch im wegen der speziellen | |
| Lage an diesem Wochenende“ entschlossen. Auf die Versorgung des Kraftwerks | |
| Schwarze Pumpe, das vom Tagebau Welzow aus mit Kohle beliefert wird, hatten | |
| die Proteste bisher aber keine Auswirkungen, sagte Schirmer. Ob es dabei | |
| bleibt, ist offen. Die Kohlevorräte langen im Normalfall für einen Tag. | |
| Die Besetzung soll aber am Samstag fortgesetzt werden. Und einige der | |
| Protestierer stellten sich offenbar darauf ein, auf den Baggern oder auf | |
| den Gleisen zu verbringen. Wie Polizei und Unternehmen darauf reagieren | |
| werden, war am Freitagabend noch offen. | |
| 13 May 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
| Martin Kaul | |
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