# taz.de -- Bürgermeisterin über Anti-Kohle-Protest: „Das kann ich nicht gu… | |
> Im Braunkohlerevier der Lausitz wird am Wochenende protestiert: | |
> Kohle-Bagger sollen gestoppt werden. Die Bürgermeisterin von Welzow | |
> verurteilt den Aufruf. | |
Bild: In Proschim nahe Welzow hängt bereits ein Transparent. 2.000 Braunkohleg… | |
taz: Frau Zuchold, Sie sind Bürgermeisterin von Welzow in der Region des | |
Lausitzer Braunkohlereviers. Seit Montag läuft in der Lausitz eine | |
Protestwoche gegen Braunkohle. Die Initiative „Ende Gelände“ ruft zu | |
zivilem Ungehorsam auf. Wie stehen Sie zu dem Protest? | |
Birgit Zuchold: All die Aktionen zu denen die Initiative „Ende Gelände“ | |
aufruft, kann ich nicht gutheißen. Ich stehe für einen friedlichen Dialog. | |
Hier fehlt die Bereitschaft zum Dialog und dazu, sich gegenseitig | |
zuzuhören. Im Bergbau blicken wir auf eine 150-jährige Tradition zurück. | |
Man muss die Sorgen und Nöte der im Bergbau beschäftigten Menschen | |
respektieren und die Menschen mitnehmen. | |
Der Protest richtet sich doch aber nicht gegen die Menschen vor Ort, | |
sondern gegen die Kohleindustrie und die Wirtschaftslobby. | |
Für mich ist das keine Frage von Gut gegen Böse, sondern eine Frage danach, | |
wie der Umbruch geschafft werden kann. Die Debatten sollten sachlich | |
geführt werden. | |
Wer sollte die Debatte sachlich führen? | |
Nicht die Kohle-Befürworter und die Kohle-Gegner sollten in einen Dialog | |
treten, sondern hier sind in erster Linie Energieexperten gefordert. Die | |
Grundversorgung der Menschen mit sicherer und bezahlbarer Energie muss | |
gewährleistet werden. | |
Welche Rolle spielt der Verein „Pro Lausitzer Braunkohle e.V.“? | |
Der Verein hat die Interessenlagen der Kommunen gebündelt. Insbesondere im | |
Hinblick auf die Entwicklung neuer Strukturen in der Lausitz. | |
Und der Verein begrüßt den geplanten Vattenfall-Verkauf. Der Konzern möchte | |
seine Braunkohle-Sparte an den tschechischen Investor EPH verkaufen. Wie | |
stehen Sie zu dem Verkauf? | |
Ich stehe dem Verkauf offen gegenüber. Die Situation vor dem geplanten | |
Verkauf der Kraftwerksparte war sehr angespannt. Ich plädiere dafür, dass | |
sich die neuen Eigentümer schnellstmöglich Gedanken machen, in welcher Form | |
die Tagebaue weitergeführt werden. Damit die Menschen in der Region | |
Klarheit über ihre Zukunft erhalten. Wir haben den Umsiedlungsprozess seit | |
über sieben Jahren mitgestaltet. | |
Haben Sie größeres Vertrauen in den tschechischen Konzern EPH als in | |
Vattenfall? | |
Ich kenne den voraussichtlichen Käufer EPH bisher nicht. | |
Bei dem Protestcamps im Lausitzer Braunkohlerevier werden bei der | |
Demonstration am Samstag mehr als 2.000 Menschen erwartet. Wie viele | |
PolizistInnen werden vor Ort im Einsatz sein? | |
Zum Ablauf der Demonstration kann ich aktuell nichts sagen. Es fällt unter | |
das Versammlungsrecht. Wir haben keine offiziellen Informationen. | |
Mit dem Kohleausstieg gehen Arbeitsplätze bei Ihnen in der Region verloren. | |
Welche alternativen Jobs könnten entstehen? In welche Bereiche sollte die | |
Region investieren? | |
Das ist eine schwierige Frage. Die Ideen für eine Strukturentwicklung in | |
der Region müssen von unten heraus geboren werden. Fest steht allerdings | |
auch, dass eine Unterstützung von Bund und Land notwendig sein wird, um den | |
Prozess zu schaffen. | |
Bekommen Sie diese Unterstützung von Bund und Land? | |
Wir hoffen, dass wir nicht nur Gehör sondern auch finanzielle Unterstützung | |
bekommen. Es braucht konkrete Maßnahmen und Projekte, um wirtschaftliche | |
Perspektiven für die Menschen hier in der Region zu schaffen. Im Bergbau | |
arbeiten viele gut bezahlte Menschen, die nicht abwandern wollen. | |
Wie sehen solche konkreten Maßnahmen aus? | |
Es müssen Wirtschaftsstrukturen entwickelt werden. Seitens der | |
brandenburgischen und sächsischen Bürgermeister und Landräte arbeiten wir | |
an einem Perspektivplan Lausitz mit Vorschlägen zur Infrastruktur, | |
zukunftsfähigen Energiebranche und Forschungsthemen. | |
Das klingt eher abstrakt.. | |
…konkret geht es für mich darum festzustellen, wann der Kohleausstieg | |
machbar sein wird. In welchem Jahr können wir auf Kohle verzichten? Es geht | |
hier um zwei Themen. Das eine Thema ist der Protest gegen Kohle. Das andere | |
Thema ist der Strukturwandel in der Region. | |
13 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Sophie Schmalz | |
## TAGS | |
Braunkohle | |
Schwerpunkt Klimaproteste | |
Lausitz | |
Strukturwandel | |
Schwerpunkt Ende Gelände! | |
Schwerpunkt Ende Gelände! | |
Schwerpunkt Ende Gelände! | |
Braunkohletagebau | |
Kohleabbau | |
Braunkohletagebau | |
Braunkohletagebau | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Protestaktion „Ende Gelände“: Ausblick vom Bagger | |
Über 1.500 Menschen erreichten die Förderanlagen praktisch ohne Widerstand. | |
Die Besetzung ist aber noch nicht vorbei. | |
Protestaktion „Ende Gelände“: Ganz Europa in der Lausitz | |
Die internationale Umweltbewegung hat wieder ein Zentrum. Was 2007 | |
Heiligendamm war, das ist heute der Kampf gegen die Kohle. | |
Protestaktion „Ende Gelände“: Dann macht es der Werkschutz | |
Vor den geplanten Tagebaublockaden in Brandenburg ist die Polizei locker. | |
Der schwedische Energiekonzern Vattenfall nicht. | |
Besetzung des Tagebaus in Garzweiler: Straffreiheit für ProtestlerInnen | |
Über 1.000 Menschen beteiligten sich im August 2015 an der Aktion. Unter | |
bestimmten Bedingungen will RWE auf Anzeigen verzichten. | |
Globaler Protest gegen Kohleabbau: Einheizen mit zivilem Ungehorsam | |
Weltweit gehen Klimaaktivisten gegen Kohleabbau vor. Die Aktion soll der | |
„größte zivile Ungehorsam in der Geschichte der Umweltbewegung“ sein. | |
Kommentar Vattenfalls Braunkohle: Ein unverantwortlicher Deal | |
Vattenfall „verkauft“ seine klimaschädliche Braunkohlesparte. An den | |
Klimaschäden ändert sich dadurch jedoch nichts. | |
Protest gegen Braunkohletagebau: Kohlekampf, nächste Runde | |
Tausende wollen im Mai das Braunkohlerevier in der Lausitz stürmen. Es | |
werden Wetten abgeschlossen, wer mehr AktivistInnen hinschickt. |