# taz.de -- Besetzung des Tagebaus in Garzweiler: Straffreiheit für Protestler… | |
> Über 1.000 Menschen beteiligten sich im August 2015 an der Aktion. Unter | |
> bestimmten Bedingungen will RWE auf Anzeigen verzichten. | |
Bild: Müssen die ProtestlerInnen von August 2015 noch mit Strafanzeigen rechne… | |
Berlin taz | Kurz vor den geplanten Protestaktionen am Pfingstwochenende im | |
Braunkohle-Tagebau in der Lausitz gibt es Entwarnung für viele derjenigen, | |
die sich im vergangenen Jahr an einer ähnlichen Massenbesetzung in | |
Garzweiler bei Köln beteiligt hatten. Dort waren im August im Rahmen der | |
Aktion „Ende Gelände!“ über 1.000 Personen in den Tagebau des | |
Energiekonzerns RWE eingedrungen, um gegen die mit dem Braunkohle-Abbau | |
verbundenen Klima- und Landschaftsschäden zu protestieren. Damit legten sie | |
den Betrieb in Garzweiler für einen Tag weitgehend lahm. Die Polizei nahm | |
damals mit Unterstützung des RWE-Wachschutzes über 800 Personen | |
vorübergehend fest. | |
Inzwischen sieht es so aus, als ob die meisten von ihnen straffrei | |
davonkommen werden. Zwar hat die zuständige Staatsanwaltschaft | |
Mönchengladbach 413 Strafanzeigen aufgenommen, sagte Oberstaatsanwalt | |
Lothar Gathen der taz. Davon richteten sich 211 gegen unbekannt, weil nicht | |
von allen Festgenommenen die Personalien festgestellt werden konnten. Nur | |
202 Beschuldigte seien namentlich bekannt. Gegen zehn von ihnen seien | |
Strafbefehle wegen Landfriedensbruchs erlassen worden, sagte Gathen. | |
Vermutlich steht dies im Zusammenhang mit dem Durchbrechen von | |
Polizeiketten, die die Besetzung verhindern sollten. Doch „zum Großteil“, | |
so Gathen, wird den Tagebau-Besetzern lediglich Hausfriedensbruch | |
vorgeworfen. Dieses Delikt wird nur auf Antrag des betroffenen Eigentümers | |
verfolgt, in diesem Fall also von RWE. | |
Das Unternehmen ist in vielen Fällen offenbar bereit, die Strafanzeigen | |
zurückzuziehen. Das geht aus Briefen hervor, die eine Anwaltskanzlei im | |
April im Auftrag von RWE an zahlreiche TeilnehmerInnen der Aktion geschickt | |
hat. In diesem Schreiben, das der taz vorliegt, erteilt das Unternehmen den | |
Tagebau-BesetzerInnen zum einen ein Hausverbot für alle Betriebsstätten des | |
Unternehmens. Zum anderen sollen sie eine Unterlassungserklärung | |
unterzeichnen, in der sie sich verpflichten, nicht noch einmal „den Betrieb | |
der RWE Power AG zu stören“ oder Betriebsflächen „zu betreten und/oder si… | |
dort aufzuhalten“. | |
Bisher seien derartige Schreiben an etwa 100 Personen verschickt worden, | |
bestätigte RWE-Pressesprecher Guido Steffen der taz. Gleichzeitig kündigte | |
er an: „Sofern die Erklärung unverändert unterzeichnet wird, werden wir die | |
Anzeige wegen Hausfriedensbruch zurückziehen.“ | |
Wie viele der Betroffenen das Angebot annehmen, ist noch offen. Viele von | |
ihnen wollen sich zunächst gemeinsam rechtlich beraten lassen, sagte Georg | |
Kössler als einer der Betroffenen der taz. | |
Auf die geplante Tagebau-Besetzung, die „Ende Gelände!“ im Anschluss an ein | |
an diesem Montag startendes Klimacamp für das kommende Wochenende südlich | |
von Cottbus plant, hätte eine Unterzeichnung der Unterlassungserklärung | |
keine Auswirkung: Der dortige Tagebau wird nicht von RWE betrieben, sondern | |
derzeit noch vom schwedischen Staatskonzern Vattenfall. | |
9 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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