# taz.de -- Genbaumwolle in Burkina Faso: Weißes Gold soll länger werden | |
> Burkina Faso will weg von gentechnisch veränderter Baumwolle. Das könnte | |
> Signalwirkung für den ganzen Kontinent haben. | |
Bild: Ist sie auch gut genug? Maßgeblich für die Qualität von Baumwolle ist … | |
BERLIN taz | Baumwolle aus Burkina Faso galt jahrzehntelang als eine der | |
besten des ganzen Kontinents. „Die örtliche Industrie war äußerst stolz auf | |
die hohe Qualität“, heißt es in einer Studie der Universität San Francisco. | |
Doch im Jahr 2003 setzte die Regierung auf gentechnisch manipulierte | |
Baumwolle des US-Konzern Monsanto – mit negativen Folgen: „Die Baumwolle, | |
die wir heute produzieren, ist kurz“, sagte Präsident Roch Marc Kabore erst | |
vor wenigen Wochen. Zu kurz. Regierung und Baumwollindustrie haben nun | |
reagiert: Bis 2018 soll Genbaumwolle in dem westafrikanischen Land | |
Vergangenheit sein. | |
Die Entscheidung, Genbaumwolle aus Burkina Faso zu verbannen, könnte | |
Signalwirkung für den gesamten Kontinent haben. Denn: Viele afrikanische | |
Länder wie Uganda, Kenia und Ghana wollen in den kommenden Jahren | |
entscheiden, ob sie die sogenannte Bt-Baumwolle anbauen. Derzeit kommen | |
laut Südwind-Institut mehr als 15 Prozent der globalen Baumwollexporte aus | |
Afrika, insgesamt werden hier in 28 Staaten 1,2 Millionen Tonnen des | |
„weißen Goldes“ angebaut. | |
19 Millionen Einwohner leben in Burkina Faso, es ist eines der ärmsten | |
Staaten der Welt. Baumwolle ist extrem wichtig für das Land. Mit einer | |
Ausfuhr von 700.000 Tonnen jährlich ist es der weltweit sechstgrößte | |
Exporteur. 250.000 bäuerliche Familien leben derzeit vom Anbau. Insgesamt | |
sind etwa zwei Millionen Menschen im Baumwollsektor tätig. | |
Doch im Gegensatz zu seinen Nachbarn hat Burkina Faso mittlerweile | |
Probleme, seine Baumwolle loszuwerden. „Was nützt es, Topproduzent zu sein, | |
wenn man seine Baumwolle nicht verkaufen kann?“, zitiert die | |
Politikzeitschrift African Affairs Journal im Januar 2016 einen leitenden | |
Mitarbeiter der Baumwollindustrie. Schuld an der Situation sei die geringe | |
Qualität der Genbaumwolle. | |
## Genbaumwolle breitete sich rasend aus | |
Die Baumwollernte hat im frankophonen Westafrika Tradition. Auch Mali, Côte | |
d’Ivoire, Togo, Benin sind für die Qualität ihrer Baumwolle bekannt. Doch | |
die Profite fahren meist andere ein: Nur 2,5 Prozent der hier produzierten | |
Baumwolle wird dort auch weiterverarbeitet, der Rest exportiert. | |
Um die Pflanzen resistenter gegen Schädlinge zu machen und so die Erträge | |
zu steigern, schloss die burkinische Regierung im Jahr 2003 einen Vertrag | |
mit Monsanto über den Gebrauch gentechnisch veränderter Bt-Baumwollsorten | |
ab. 2008 wurde das entsprechende Saatgut an die Landwirte verteilt. Bereits | |
fünf Jahre später waren 70 Prozent aller Anbauflächen mit Bt-Baumwolle | |
bepflanzt. | |
Während die Nutzung der Genwolle sich mehr und mehr durchsetzte, | |
bewahrheiteten sich die Befürchtungen der Gegner gentechnisch veränderter | |
Baumwolle: Die Qualität nahm ab, die Länge der Samenhaare der Pflanzen nahm | |
ab. Aber: Je länger die Fasern der Baumwolle sind, desto höher ist ihre | |
Qualität. Also sind auch die Fäden, die aus dieser Faser gesponnen werden, | |
glatter und stabiler. | |
Auch der Baumwollverband des Landes hat schon seine Konsequenzen gezogen. | |
Er hatte bereits beschlossen, die Saatgutausgabe der Genbaumwolle mit | |
sofortiger Wirkung um 23 Prozent zu mindern. Spätestens im Jahr 2018 soll | |
komplett Schluss damit sein. | |
Zudem fordert der Verband umgerechnet 74 Millionen Euro als Entschädigung | |
von Monsanto. Der US-Konzern hatte nämlich ursprünglich versprochen, die | |
Qualität der Baumwolle werde mindestens gleichbleiben. | |
1 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Daniel Koßmann | |
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