| # taz.de -- Ex-Reporter unterwegs mit Salafisten: Auf dem Weg verirrt | |
| > Ex-Reporter Martin Lejeune klingt wie ein PR-Mann des radikalen | |
| > Salafistenvereins Ansaar International. Mit dem reiste er nun Richtung | |
| > Syrien. | |
| Bild: Gelegenheit für Wohltaten: Straße in Aleppo nach einem Luftangriff | |
| dortmund taz | Ansaar International, ein Verein in Düsseldorf, der vom | |
| Verfassungsschutz als extremistisch-salafistisch eingestuft wird, hat einen | |
| neuen Unterstützer: den Journalisten und Israelkritiker Martin Lejeune. | |
| In der vergangenen Woche begleitete Lejeune als Reporter einen Hilfskonvoi | |
| für Syrien bis an die türkisch-syrische Grenze, vor drei Tagen traf der | |
| Transport in Aleppo ein. Obwohl der Verein mit bekannten | |
| Salafistenpredigern eng zusammenarbeitet und gute Kontakte zum | |
| Islamisten-Promi Pierre Vogel pflegt, hat sich Lejeune den Hilfsverein nach | |
| seinen Worten bewusst ausgesucht. | |
| Viele Probleme in der Welt würden durch „informelle Reiche“ verursacht, so | |
| Lejeune. Er sagt: „Das ist ein System der internationalen Ausbeutung. | |
| Deswegen finde ich gut, dass Organisationen wie Ansaar dagegenarbeiten.“ | |
| In den Videos auf der Ansaar-Facebook-Seite klingt der Reporter wie ein | |
| PR-Mann: Er lobt, dass die Organisation keine politischen Ziele habe und | |
| rein humanitär handele. Doch ganz uneigennützig ist Ansaars Hilfe nicht, | |
| sie bietet die Chance, Wohltätigkeit mit islamistischen Botschaften zu | |
| verbinden. | |
| ## Boomendes Spendengeschäft | |
| Gerade betreut Ansaar International zusammen mit dem Hassprediger Shaik Abu | |
| Anas (Muhamed Ciftci) ein Waisenhaus in Ghana. Dort sieht man | |
| Ansaar-Frontmann Joel Kayser, wie er umringt von Kindern gemeinsam mit dem | |
| Salafisten Anas betet. Trotz der Beobachtung durch den Verfassungsschutz | |
| und der öffentlichen Kritik boomen die Spendengeschäfte bei Ansaar. In | |
| Düsseldorf wurden zusätzliche Räume angemietet, für einen „Charityshop“. | |
| Der Internethandel unter anderem mit Nikab-Vollschleiern, salafistischer | |
| Literatur und palästinensischen Datteln floriert. Auf den Verein war | |
| Lejeune, der ein paar Mal für die taz geschrieben hat, aufmerksam geworden, | |
| als er von einem Projekt im Gazastreifen hörte. Seine Berichterstattung aus | |
| Gaza über von der Hamas vorgenommene Hinrichtungen, die „sozial abgelaufen | |
| seien“, hatten ihn im Jahr 2014 seine journalistische Reputation gekostet. | |
| Die neue Kooperation funktionierte offenbar gut – möglicherweise auch, weil | |
| ein gemeinsames Feindbild den Journalisten und den Islamistenverein | |
| verbindet. | |
| Martin Lejeune sieht sich als Opfer. Seitdem er über die wegen ihrer | |
| Wohltätigkeitsarbeit von Staat und Medien angegriffene Organisation | |
| berichte, bezichtige man ihn eines wahnhaften islamophilen Selbsthasses. | |
| Gegen Kritik an seinem Einsatz als Ansaar-Reporter ist Lejeune gefeit. „Ich | |
| bin im Dienste der Wahrheit und der Menschen unterwegs. Ich bin moralisch | |
| auf der richtigen Seite.“ Das nehmen auch seine neuen islamistischen | |
| Begleiter für sich in Anspruch. | |
| 26 May 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrike Märkel | |
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