# taz.de -- Volkszählung im Pflanzenreich: Jede fünfte Art bedroht | |
> Britische Forscher haben die Pflanzenarten nachgezählt. Viele sind vom | |
> Aussterben bedroht. Eine neue Art wurde auf Facebook entdeckt. | |
Bild: Auch die auf Mauritius heimische Nesocodon mauritianus, ein Glockenblumen… | |
BERLIN taz | Wissenschaftler haben erstmals genau ermittelt, wie viel | |
Pflanzenarten es auf der Erde gibt und wie bedroht sie sind: Jede fünfte | |
Planzenart ist demnach gefährdet. [1][Die Aufstellung (pdf-Datei)] stammt | |
von den Botanic Gardens im britischen Kew, einem der ältesten botanischen | |
Gärten der Welt. | |
Demnach existieren weltweit 391.000 pflanzliche Lebewesen. Davon werden | |
30.000 als Nutzpflanzen zum Verzehr, als Baustoff oder zu medizinischen | |
Zwecken benutzt. 5.000 verursachen laut Kew als Invasoren in fremden | |
Lebensräumen Schäden in Milliardenhöhe. | |
Botaniker klassifizieren derzeit jährlich mehr als 2.000 Pflanzenarten neu. | |
Im vergangenen Jahr waren das der in Gabun wachsende bis zu 45 Meter hohe | |
Hülsenbaum, etwa 90 neue Begoniensorten, 13 Pflanzen aus der Familie der | |
Zwiebelgewächse sowie ein neuer Verwandter der Süßkartoffel namens Ipomoea | |
batatas. Die meisten neuen Pflanzen werden laut den Kew-Forschern bei der | |
Feldarbeit entdeckt. Eine etwa 1,5 Meter große fleischfressende Pflanze mit | |
dem lateinischen Namen Drosera magnifica fiel Experten erstmals bei | |
Facebook auf. | |
Die Zahl der unentdeckten Lebewesen ist offenbar noch hoch: Viele | |
Landstriche sind laut der Untersuchung noch kaum erforscht, komplette | |
Gensequenzen erst von 139 Gefäßpflanzen identifiziert. Die Untersuchung ist | |
laut Kew die erste, die die Vielfalt der Pflanzenwelt insgesamt zeigt. | |
„Pflanzen sind fundamental wichtig für die Menschheit: Ohne sie würde es | |
uns nicht geben“, sagte Kew-Studiendirektorin Kathy Willis. Deshalb sei die | |
Zahl der bedrohten Arten alarmierend. | |
Wichtigster Grund für die Ausrottung der Flora ist extensive Landwirtschaft | |
wie die Gewinnung von Palmöl oder die Viehzucht. Ein weitere Bedrohung sind | |
Rodungen oder die Versieglung von Flächen für den Bau von Gebäuden oder | |
Straßen. Der Klimawandel hat noch wenige Auswirkungen auf die Diversität | |
von Pflanzen. | |
„Wahrscheinlich sehen wir den vollen Effekt erst in etwa 30 Jahren“, sagt | |
Willis. So lange bräuchten etwa viele Bäume, um Nachkommen zu erzeugen. | |
Allerdings seien viele Kaffeeernten jetzt schon betroffen: Steigende | |
Temperaturen behinderten das Wachstum der Bohnen und begünstigten | |
Krankheiten, etwa in Äthiopien. | |
10 May 2016 | |
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[1] http://assets.kew.org/files/State%20of%20the%20Worlds%20Plants%20report%202… | |
## AUTOREN | |
Kai Schöneberg | |
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