# taz.de -- Kommentar Wahlerfolg AfD in Hessen: Keine unschuldigen Protestwähl… | |
> Hessen zeigt, dass Rechtspopulisten eine Brücke schlagen können zwischen | |
> konservativem Bürgertum und rechten Ausländerfeinden. Schlimm. | |
Bild: Keine Stimme für die rechte Ecke? Hat in Hessen nicht so gut geklappt | |
Hessen ist ein reiches Bundesland. Es zahlt jedes Jahr mehr als eine | |
Milliarde Euro in den Länderfinanzausgleich ein. Frankfurt ist schon lange | |
selbstverständlich multikulturell geprägt. [1][Dass die AfD mit fast 13 | |
Prozent drittstärkste Partei in Hessen wird] und auch in Frankfurt | |
reüssiert, ist ein böses Zeichen. | |
Ja, es waren nur Kommunalwahlen. Aber dies ist keine Frustwahl wie in | |
Ostdeutschland, wo die Bindungen an die Parteien traditionell lockerer | |
sind, und auch keine Umfrage. Dies ist ein Votum in einem Herzland der | |
Republik. | |
Natürlich ist der Erfolg der AfD eine direkte Reaktion auf die | |
Flüchtlingskrise, die offenbar als existenzielle Bedrohung wahrgenommen | |
wird – und zwar quer durch alle Schichten. Aber diese Wahl ist mehr als der | |
reine Affekt, es denen da oben mal zu zeigen. Die 13 Prozent, die bei der | |
AfD ihr Kreuz gemacht haben, sind keine unschuldigen Protestwähler. | |
Wer für die AfD votiert, entscheidet sich für Leute wie Martin Hohmann, der | |
als Rechtsausleger aus der CDU ausgeschlossen wurde und mit dem Slogan | |
„Gott, Familie, Vaterland“ angetreten ist. Die AfD in Hessen führen ein | |
Exfunktionär der Republikaner und ein radikaler Islamkritiker. | |
## Reaktion der Etablierten stimmt nachdenklich | |
Hessen zeigt, dass der AfD gelingen kann, woran bis dato alle | |
Rechtspopulisten hierzulande verlässlich gescheitert sind. Sie könnte eine | |
Brücke schlagen zwischen konservativem Bürgertum, dem Merkel einfach zu | |
liberal ist, und rechtsradikalen Ausländerfeinden. Sicher ist das nicht – | |
aber vorstellbar. Schlimm genug. | |
Nachdenklich stimmt zudem die Reaktion der etablierten Parteien, die | |
zwischen Empörung, Debattenverweigerung und Ratlosigkeit schwankt. Zudem | |
zeichnet sich am Horizont eine ungute Konstellation ab. Denn mit einer | |
starken AfD wächst quasi automatisch der Zwang, große Koalitionen zu | |
schließen. Auf Dauer stärken Notbündnisse zwischen SPD und Union in den | |
Ländern und im Bund die Rechtspopulisten, wie in Österreich zu beobachten | |
ist. Es wird ernst. | |
7 Mar 2016 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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