| # taz.de -- Ex-Parteichef Apfel beim NPD-Prozess: „Gedankengut des Dritten Re… | |
| > „Ein Popanz“, der „Tabubrüche inszeniert“. Ex-NPD-Chef Holger Apfel … | |
| > vor Gericht über seine früheren Parteifreunde her. | |
| Bild: Von sich aus gesehen ganz rechts im Bild: Ex-NPD-Chef Holger Apfel. | |
| Karlsruhe taz | Holger Apfel ist aufgeregt. Eigentlich will der verstoßene | |
| frühere NPD-Chef am Donnerstag gar nichts sagen. Dann aber holt er doch | |
| gegen seine ehemalige Partei aus. Ein „Schattendasein“ führe diese. Sie | |
| habe sich immer größer gemacht, als sie sei. „Die NPD ist ein Popanz, nicht | |
| ernstzunehmen.“ | |
| Apfels Auftritt in der NPD-Verbotsverhandlung wurde mit Spannung erwartet – | |
| die Neonazi-Partei tat es mit Sorge. Der heutige Kneipenwirt auf Mallorca | |
| war eine von fünf geladenen Auskunftspersonen von der NPD. Apfel belastet | |
| seine frühere Partei. „Teile der NPD befinden sich in der politischen | |
| Gedankenwelt des Dritten Reichs“, sagt er. | |
| Die Partei habe „bewusst Tabubrüche inszeniert“. Er habe versucht, die NPD | |
| in Richtung der österreichischen FPÖ zu reformieren. „Es war naives | |
| Wunschdenken.“ Als er sich vom rechtsterroristischen NSU distanzierte oder | |
| den Holocaust einräumte, habe es in der Partei Widerstand gegeben, so | |
| Apfel. | |
| Schon zuvor hatten Rechtsextremismusexperten der NPD verfassungsfeindliche | |
| Ziele attestiert. Uneins aber waren sie, ob es deshalb auch ein Verbot | |
| braucht. Der Dresdner Politikprofessor Steffen Kailitz nannte das | |
| propagierte „Rückführungsprogramm“ von Migranten bereits einen „derarti… | |
| Grundwiderspruch zum demokratischen System, dass die NPD verboten gehört“. | |
| Sein Berufskollege Eckhard Jesse widersprach: „Die Partei spielt nicht die | |
| geringste Rolle.“ | |
| ## Wie gefährlich ist die NPD noch? | |
| Vertreter der Bundesländer betonen am Donnerstag dagegen die Gefährlichkeit | |
| der NPD. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wirft der | |
| Partei in seiner Anhörung „geistige Brandstiftung“ in der Asyldebatte vor. | |
| „Sie heizt eine ausländerfeindliche Stimmung an und stellt das tolerante | |
| Zusammenleben aller Menschen infrage.“ | |
| Auch habe die NPD in der rechtsextremen Szene weiter die führende Rolle | |
| inne. Sein Amtskollege Lorenz Caffier (CDU) aus Mecklenburg-Vorpommern | |
| verweist auf Lübtheen, Anklam oder Jamel – Regionen in seinem Land, in dem | |
| die NPD schon heute „Dominanzansprüche erhebe“ und diese als | |
| „Modellregionen“ preise. „Dort wird die Demokratie nachhaltig | |
| beeinträchtigt.“ | |
| Die Karlsruher Richter halten den Ministern Verfassungsschutzberichte | |
| entgegen: Von sinkenden Mitgliederzahlen der NPD ist dort die Rede, von | |
| leeren Kassen und Wahlmisserfolgen. Caffier kontert: „Wehret den Anfängen.“ | |
| Und Sylvia Bretschneider (SPD), Landtagspräsidentin in | |
| Mecklenburg-Vorpommern, verweist auf das Auftreten der NPD im Parlament: | |
| Mehr als 1.200 Ordnungsrufe kassierte diese dort seit ihrem Einzug 2006, | |
| habe Mitabgeordnete bedroht. Sicherheitskontrollen hätten verschärft werden | |
| müssen, weil NPD-Leute einen Schlagstock und Messer in den Landtag | |
| brachten. | |
| Die NPD verlangt, ihre Gefährlichkeit vor dem Gericht erst einmal | |
| nachzuweisen. Jeder Bürgermeister, der sich von seiner Partei bedroht | |
| fühle, „soll hier antanzen und das beweisen“, fordert NPD-Anwalt Michael | |
| Andrejewski. Seine Partei hatte dem Gericht zuvor bereits einen | |
| 561-seitigen Schriftsatz präsentiert, mit dem sie die Vorwürfe des | |
| Bundesrats ausräumen will. | |
| 3 Mar 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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