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# taz.de -- Die Wahrheit: Alarm im Oberstübchen
> In meiner Wohnung wurden Rauchmelder installiert, die mich fortweg
> anstarrten. Ein digitales Pulsarmband mit GPS zerstreute meinen
> NSA-Verdacht.
Bild: Perfekte „Bullshit“-Cocktails bestechen durch ihren angenehm milden K…
Zuerst dachte ich mir nichts dabei, als ich Post von dieser Firma bekam.
Gemäß der neuen Brandschutzverordnung würden Rauchmelder in meiner Wohnung
installiert, der Vermieter sei informiert. Eine Woche später kam der
Installateur und erklärte, wie wichtig ein sicheres Brandschutzsystem sei.
Ich staunte über die Apparatur, die er aus dem Koffer holte. Sie bestand
aus einer „Station“, wie er die geschwungene Halterung nannte, und einer
linsenförmigen weißen Scheibe, die frei im Raum schweben konnte. „Falls die
Brandursache verborgen liegt – hinter der Kommode zum Beispiel, an einer
Stelle, die man nicht gleich sieht.“
„Na ja“, entgegnete ich, „sehen kann der Rauchmelder ja ohnehin nicht.“…
Mitarbeiter grinste wissend. Jetzt bemerkte ich das Firmenlogo auf der
Scheibe, ein durch zwei Dreiecke gebildeter Stern. In seinem Zentrum war
ein Auge, das den Blickkontakt zu mir aufrechthielt, egal, wohin das Gerät
schwenkte. Ich war beeindruckt. „Und wie sind die einzelnen Melder
miteinander vernetzt?“, fragte ich, während er die Station festschraubte,
„Mit Ultraschall? Infrarot? Laser?“ Der junge Mann nickte.
Nachdem der letzte Rauchmelder installiert war und ich zwanzig Seiten
Einverständniserklärung unterschrieben hatte, verabschiedete sich der
Installateur. Ich muss zugeben, dass mir etwas mulmig war, als ich kurz
darauf im Sessel ein Buch las. Es irritierte mich, wie die
Rauchmelderscheibe stumm über mir schwebte, das Auge mich fortweg
anstarrend. In der Küche erwartete mich der dort vorhandene Rauchmelder und
folgte mir zum Kühlschrank. Nur mit einem blitzschnell ausgeführten
Ablenkungsmanöver gelang es mir, die Wohnung zu verlassen, ohne dass mir
die fünf Rauchmelder folgten. Ich ging zu meinem Nachbarn Georg.
Der interessierte sich sehr für das, was ich berichtete. Er witterte üble
Machenschaften. Die ominöse Firma sei garantiert mit NSA und Mossad
verbandelt. Gewiss sei er kein Verschwörungstheoretiker, aber ganz
offensichtlich stecke das internationale Überwachungsjudentum dahinter.
Sein Gerede war mir befremdlich.
Ich hielt es für sinnvoll, die nahegelegene Filiale der Rauchmelderfirma
aufzusuchen, wo mir ein lustig gekleideter Mitarbeiter Gehör schenkte. „Ja,
natürlich! Wir stecken mit der NSA unter einer Decke“, lachte er, „und mit
meinem Filzhut greife ich auf Ihre Daten zu, wie?“ Jetzt musste auch ich
lachen. Ich klang ja paranoid! Er versicherte mir, meine Sorgen seien
unbegründet, und schenkte mir ein digitales Pulsarmband mit GPS-System.
Erleichtert verließ ich das Geschäft.
Wir müssen vorsichtig sein, dachte ich auf dem Heimweg, dass wir bei aller
berechtigten Kritik am Fortschritt nicht in Hysterie abgleiten und offen
bleiben für Veränderung. Einmal zu Hause, erwiesen sich meine Bedenken
abermals als unbegründet: Die Rauchmelder hatten mir als Wiedergutmachung
einen Bananen-Waldbeeren-Smoothie zubereitet – mein Lieblingsgetränk!
16 Feb 2016
## AUTOREN
Leo Riegel
## TAGS
NSA
GPS
Partnerschaft
Getränke
Wohnen
Schwerpunkt Überwachung
Vatikan
Schwerpunkt Meta
Griechenland
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