# taz.de -- Portrait Boris Palmer: Unterfordertes Enfant terrible | |
> Der grüne OB von Tübingen provoziert mit markigen Forderungen zum Thema | |
> Flüchtlinge. Für manchen Parteikollegen ist er ein Hassobjekt. | |
Bild: Palmer haftet der Ruf an, sich auf Kosten der Partei zu profilieren, die … | |
Boris Palmer wird die Aufregung genossen haben daheim in Tübingen. Die | |
Grüne Jugend war empört, natürlich. Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin | |
[1][Britta Haßelmann], sonst eine Frau der leisen Töne, nannte ihn auf | |
Twitter einen „Selbstdarsteller“. Und Grünen-Chef [2][Cem Özdemir] musste | |
klarstellen, Palmer spreche weder für die Landes- noch für die | |
Bundespartei. | |
Boris Palmer, 43, Oberbürgermeister von Tübingen und Grünen-Mitglied, hat | |
wieder zugeschlagen. Vier Seiten im Spiegel, [3][knackige Thesen zur | |
Flüchtlingspolitik], alle geeignet, seine Parteifreunde zur Weißglut zu | |
treiben. Es seien nicht die Zeiten für „Pippi-Langstrumpf- oder | |
Ponyhof-Politik“. Die EU-Außengrenzen gehörten gesichert, bewaffnete | |
Grenzer inklusive. Das Leben im Irak sei hart, sicher, aber es gebe dort | |
Gebiete, die nicht von IS-Terroristen beherrscht würden, in die Menschen | |
also zuerst fliehen könnten. | |
Palmer, das Enfant terrible der Grünen, war ganz bei sich. Seit 2007 | |
regiert der Realo in Tübingen. Palmer ist hier erfolgreich und beliebt, | |
erst im Oktober 2014 wurde er mit 61,7 Prozent wiedergewählt. Aber Tübingen | |
ist für den Schnelldenker auch eine permanente Unterforderung. | |
So ist er der einzige Bürgermeister Deutschlands, der von | |
Hauptstadtreportern regelmäßig auf dem Handy angerufen wird. Ob er ein | |
Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen fordert oder das eigene | |
Steuerprogramm mitten im Bundestagswahlkampf 2013 kritisiert: Palmer | |
formuliert schwungvoll und riskant, immer am konservativen Rand der Grünen | |
und immer ohne Rücksicht auf die Parteilinie. | |
Deshalb hassen ihn seine innerparteilichen Gegner. Palmer haftet der Ruf | |
an, sich auf Kosten der Partei zu profilieren, die ihm die Karriere | |
sicherte. Auch deshalb flog er 2012 aus dem Parteirat. Dass das ewige | |
Talent im Bund oder Land in die erste Reihe rückt, darf bezweifelt werden. | |
Dass er die Grünen weiter laut kritisieren wird, nicht. | |
14 Feb 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/BriHasselmann/status/698491096360427520 | |
[2] https://twitter.com/cem_oezdemir/status/698467598749593600 | |
[3] /Tuebingens-gruener-Oberbuergermeister/!5277721/ | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
## TAGS | |
Boris Palmer | |
Grüne | |
Flüchtlinge | |
Petition | |
Grüne | |
Boris Palmer | |
Schwerpunkt Flucht | |
Köln | |
Baden-Württemberg | |
Grüne | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Petition der Woche: Grünes Gewissen | |
Boris Palmer will ein Tübinger Wasserschutzgebiet in einen Gewerbepark | |
umwandeln. Damit macht er sich Feinde in seiner Partei. | |
Grünen-Debatte auf dem taz.lab: Der große Riss im Kleinen | |
Grünen-Fraktionschef Toni Hofreiter bezichtigt seinen Parteikollegen Boris | |
Palmer der Lüge. Er instrumentalisiere die Angst vor Flüchtlingen. | |
Kommentar Boris-Palmer-Festspiele: Hinter dem Spektakel | |
Boris Palmer will bewaffnete Grenzer, der linke Flügel seiner Partei ist | |
empört. Das Schauspiel zeigt: Die Grünen sind heute eine tief gespaltene | |
Partei. | |
Tübingens grüner Oberbürgermeister: Neue Grenzerfahrungen mit Palmer | |
Zäune um die EU und bewaffnete Bewachung: Boris Palmer schießt mal wieder | |
quer und will, dass die Grünen die Maghreb-Länder als sichere | |
Herkunftsländer anerkennen. | |
Abschiebepolitik nach Köln: Einige „leider rasch kriminell“ | |
Die Koalition diskutiert nach den Kölner Übergriffen über eine härtere | |
Abschiebepolitik - obwohl die Fakten weiter unklar sind. | |
Grünen-Landesparteitag in BaWü: Everybody‘s Darling | |
Drei Monate vor der Wahl hat keines der Lager in Baden-Württemberg eine | |
Mehrheit. Nur Winfried Kretschmann wird von allen geliebt. | |
Boris Palmer zu Flüchtlingen: „Können Asylstandards nicht halten“ | |
Tübingens Oberbürgermeister sieht die Grünen vor einem Realitätstest. Der | |
verstärkte Zuzug von Asylsuchenden überfordere ganz Europa. |