# taz.de -- Konferenz von Dresden Nazifrei zu Pegida: Mehr eigene Positionen | |
> Das Bündnis Dresden Nazifrei will seinen Umgang mit Pegida neu | |
> ausrichten. Künftig soll nicht nur reagiert werden. | |
Bild: Sich austauschen in der TU-Dresden: Teilnehmer der Konferenz zum Thema Pe… | |
DRESDEN taz | Nach mehr als einem Jahr Erfahrungen mit Pegida sah das | |
Bündnis Dresden Nazifrei die Notwendigkeit, am Wochenende in Dresden über | |
den Umgang mit der Bewegung und die eigene Protestkultur strategisch zu | |
beraten. Zahlenmäßig blieben Gegendemonstranten meist in der Defensive. | |
„Marginal“ seien die Proteste in Dresden geblieben, räumte die Leipziger | |
Journalistin Jennifer Stange in ihrem Eröffnungsvortrag ein. „Effektive | |
Aktionsformen gegen Pegida machen eine grundsätzliche Neuausrichtung des | |
gegen Pegida gerichteten Protestes notwendig“, hieß es deshalb in der | |
Einladung zu einer Strategiekonferenz in Räumen der TU Dresden. | |
Statt der angemeldeten 200 Teilnehmer folgte allerdings nur etwas mehr als | |
die Hälfte dem Aufruf zur Auseinandersetzung mit der eigenen Gegenwehr. Die | |
Organisatoren verbargen ihre Enttäuschung darüber nicht, dass | |
Hilfsorganisationen oder Sport- und Lobbyvereine nicht in erwartetem Umfang | |
erschienen waren. | |
Nach einleitenden Vorträgen am Freitagabend analysierten 14 Workshops am | |
Sonnabend zunächst das Pegida-Phänomen und erarbeiteten dann Vorschläge für | |
das Abschlussplenum. Die Diskussion versuchte, den Blick über Pegida hinaus | |
auf den Rechtstrend der Gesellschaft insgesamt zu richten. „Warum ist | |
Pegida so anschlussfähig?“, formulierte Silvio Lang als Sprecher von | |
Dresden Nazifrei die Kernfrage der Konferenz. | |
Neben den überwiegend jungen Akteuren versuchten darauf auch einige ältere | |
„besorgte Bürger“ Antworten zu geben. Ängste vor Parallelgesellschaften u… | |
Traumata sogenannter Wendeverlierer aus dem Osten kamen zur Sprache. Die | |
besonderen sächsischen Verhältnisse, die von jahrelanger Ignoranz gegenüber | |
rechtsextremistischen Tendenzen geprägt waren, spielten bei der Einordnung | |
von Pegida ebenfalls eine Rolle. | |
Anstatt auf die Montagsdemonstrationen stets nur zu reagieren, wolle man | |
künftig eigene Positionen positiv und für die Öffentlichkeit wahrnehmbarer | |
formulieren, sagte Nazifrei-Sprecher Silvio Lang. Als Beispiele nannte er | |
die Verteidigung des Asylrechtes oder die Benennung der deutschen Rolle bei | |
Konflikten in der Welt. | |
Im Plenum wurden solche Absichten konkretisiert. Wenn Pegida auf | |
„unheimliche Gefühle“ und dumpfe Ängste setze, wolle man | |
„Gegenemotionalität“ propagieren und damit zugleich dem Eindruck eigener | |
Ohnmacht entgegenwirken. Nachgedacht wurde über gezielte Medienarbeit, die | |
direkte Ansprache von Mandatsträgern und eine verstärkte Bildungsarbeit an | |
Schulen. An die Versammlungsbehörden erging die Aufforderung, zum Schutz | |
von Journalisten die Auflagen zu verschärfen. | |
Als zentrale Aufgabe wurde die Aufhebung des Gegensatzes von bürgerlichem | |
Protest und radikaler Linker angesehen. „Vernetzung“ lautete der im | |
Überblick über die Workshops am häufigsten verwendete Begriff. Durch | |
verstärkte Kontakte mit den teils isoliert agierenden Protestorganisatoren | |
wolle man zu einer „gemeinsamen Erzählung“ kommen, formulierte der | |
Konferenz-Sprecher Silvio Lang. | |
17 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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