Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schwarzenegger und Brown übers Klima: „Es geht ums Überleben“
> Arnold Schwarzenegger und sein Amtsnachfolger, Gouverneur Jerry Brown,
> haben eine Mission – die USA von den Gefahren des Klimawandels zu
> überzeugen.
Bild: Jerry Brown (l.) und Arnold Schwarzenegger haben ein gemeinsames Ziel: di…
taz: Fährt jemand von Ihnen noch einen VW?
Jerry Brown: Nein, ich fahre einen Ford Crown Vic.
Und Sie, Herr Schwarzenegger?
Arnold Schwarzenegger: Sehen Sie, ich werde keinen Hund angreifen, der
schon am Boden liegt und echt Ärger hat. Das tu ich nicht. Ich hoffe, dass
die ihre Probleme lösen und ich hoffe, dass sie Autos bauen, die
energieeffizient sind, Elektroautos und Wasserstoffautos, Hybridautos und
solche Dinge und dass sie das gut und effizient machen.
VW ist vielleicht auch das kleinste Problem. Wenn Sie von Kalifornien aus
nach Europa blicken: Wir haben eine Eurokrise, wir haben viele Flüchtlinge,
und über allem steht die Klimakrise. Wie empfinden Sie das aus ihrer
Perspektive?
Brown: Die Flüchtlinge sind getrieben von den Unruhen im Nahen Osten. Der
Klimawandel selbst wird aber ebenfalls Unruhen verursachen. Ich sehe das
also als eine Art Warnung an die Welt, sich jetzt am Riemen zu reißen, den
CO2-Fußabdruck zu reduzieren, damit die Lebensräume erhalten bleiben und
die Orte wieder menschenfreundlicher werden. Denn jedes Land kann am Ende
nur ein gewisses Maß an Migration bewältigen.
Herr Schwarzenegger, in den USA verneint fast jeder
Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Ihrer eigenen Partei, den
Klimawandel. Wie wollen sie die Republikaner wieder davon überzeugen, dass
der Klimawandel eine echte Gefahr ist?
Schwarzenegger: Meine Mission ist es, die ganze Welt zu überzeugen. Das ist
wie Fitness zu promoten. Die letzten vierzig Jahre war ich auf einem
Fitness-Kreuzzug. Und es hat lange Zeit gedauert, bis die Leute verstanden
haben: Ja, du musst jeden Tag deinen Körper bewegen und mit Gewichten
trainieren. Zu Beginn sagte natürlich jeder: Das ist alles Humbug, da
siehst du dann muskelbepackt aus, bekommst einen Herzinfarkt, das macht
dich zum Narzissten und du wirst schwul und so Sachen – aber nach ein paar
Jahrzehnten haben wir das überwunden. Und jetzt macht jeder Athlet
Krafttraining...
… und das ist ein Symbol für den Klimawandel?
Schwarzenegger: … es hatte eben überhaupt nichts damit zu tun, ob es etwa
ein republikanischer oder ein demokratischer Athlet ist. Das macht keinen
Unterschied. Und so ist es jetzt, wir müssen jeden auf dieser Welt
überzeugen. Jede Bewegung fängt klein an, es fängt mit einer
Graswurzelbewegung an. Wir müssen unsere Botschaft wirklich klar
ausdrücken. Und die Botschaft ist immer noch nicht die richtige, weil wir
ständig darüber sprechen, was in 20 oder 50 Jahren passieren wird. Wir
müssen viel mehr darüber reden, was heute los ist: Dass 19.000 Menschen
täglich wegen der Luftverschmutzung sterben, sieben Millionen Opfer
jährlich. Die Menschen können sich besser einfühlen in das, was hier und
jetzt passiert, denn es geht ums Überleben und weniger um das, was
irgendwann später mal los sein wird. Das ist einer der wichtigen Punkte:
Ich versuche das große Ganze zu sehen. Allein die Tatsache, dass hier zwei
verschiedene Parteien sitzen...
… Sie sind Republikaner, Herr Brown Demokrat....
Schwarzenegger: … Ronald Reagan war ein Republikaner und hat sich
gekümmert, Gray Davis war ein Demokrat und er hat ebenfalls etwas
weitergebracht in Sachen Umweltschutz. Wir sehen das in Kalifornien so: Das
ist eine Angelegenheit der Menschen, es geht um uns alle. Wir müssen
vorangehen und wir müssen etwas tun, das gut ist für die Menschen in
Kalifornien und die Menschen weltweit.
Herr Brown, Sie waren von 1975 bis 1983 Gouverneur in Kalifornien, seit
2011 sind Sie es wieder. Was hat sich seitdem verändert? Sehen Sie, dass
wir das Klimaproblem lösen können?
Brown: 1975 hat niemand über den Klimawandel geredet. Das stand schlicht
nicht auf der Agenda. Seitdem hat sich viel Sensibilität für das Thema
Klima entwickelt, das ist sicher.
Schwarzenegger: Gouverneur Brown hat während seiner ersten Amtszeit die
Grundlagen für Wind- und Solarenergie gelegt, ebenso für alternative
Treibstoffe, erneuerbare Energien, damals als die Leute noch dachten, das
sei total hirnrissig. Ja, Ronald Reagan hat das „Air Resources Board“
(Emissionsschutzbehörde Kaliforniens) gegründet, Richard Nixon die
Umweltbehörde EPA. Aber damals ging es um Umweltverschmutzung. Brown hat in
die Zukunft geblickt. Und das, was ich mit AB32 gemacht habe, die
Verpflichtung, Treibhausgase um 25 Prozent zu reduzieren, all diese Gesetze
bauten auf dem Fundament auf, das Brown während seiner ersten Amtszeit
gelegt hat. Die Anerkennung gebührt also ihm.
Kalifornien ist ein interessanter Staat. Auf der einen Seite ist das Leben
sehr CO2-intensiv. Auf der anderen Seite gibt es viele Maßnahmen gegen den
Klimawandel. Glauben Sie wirklich, Sie könnten den American Way of Live
aufrecht erhalten und gleichzeitig den Klimawandel bekämpfen?
Brown: Wir müssen unseren Lebensstil ändern. Durch Technologie, Effizienz
und Anpassungsfähigkeit werden wir eine höhere Wertschöpfung aus weniger
Rohstoffen erreichen. Das können wir durch einen kreativen Einsatz neuer
Materialien, wir haben erneuerbare Energien. Wir ändern auch unser Leben,
die Menschen leben etwa näher an ihrem Arbeitsplatz. Die Welt wird in 30
Jahren anders aussehen, aber wir werden immer noch eine hoch entwickelte
Zivilisation sein.
Schwarzenegger: Ich kann Ihnen sagen, es gibt sehr große Veränderungen. Als
ich 2003 Gouverneur wurde, hatten gab es das erste Mal Car-Sharing in Los
Angeles. Ich habe damals gesagt: lasst uns auch die alternativ
angetriebenen Autos anbieten. Es gab damals nur zwei Modelle davon. 2010,
in meinem letztes Amtsjahr, gab es 57 Modelle mit alternativen Antrieben.
Das zeigt den enormen Fortschritt, den wir seither gemacht haben. Schauen
Sie den großen Erfolg von Tesla an und viele andere Autos, die in
Kalifornien produziert und gefahren werden. Wir sind ein gutes Beispiel.
Wir setzen Steueranreize, wir lassen die Autos auf der Diamond Lane, einer
eigenen Spur auf den Highways fahren, um Anreize zu schaffen, weil die
alternativen Autos natürlich oft noch teurer sind als normale Wagen. Ich
sehe große, große Fortschritte. Die Technik wird uns am Ende retten.
Ein letztes Wort zur Cop21: Bekommen wir ein gutes Abkommen, oder brauchen
wir Graswurzelbewegungen von unten um etwas ändern?
Brown: Beides. Das wird eine sehr mächtige Konferenz. Aber es machen auch
viele Regionen Klimaschutz.
Schwarzenegger: Der Top-Down-Ansatz ist extrem wichtig, also ganz oben zu
verhandeln. Aber trotzdem braucht es auch eine Bewegung von unten. Wenn
sich beide treffen haben wir eine kritische Masse. 70 Prozent der
tatsächlichen Anstrengungen kommt von unten, 70 Prozent der Reduktion von
Treibhausgasen werden von Regionen und Kommunen durchgesetzt – nicht von
nationalen Regierungen. Deshalb ist es so wichtig, dass die UN das erste
Kommunen, Regionen und Länder mit einbezogen hat. Deshalb hab ich auch
unsere Umweltorganisation R20 gegründet. Wir in Kalifornien haben schon
immer an die Macht der lokalen Regierungen geglaubt, wir haben noch nie auf
die Bundesregierung in Washington gewartet.
Und, werden wir Arnold Schwarzenegger bald in einem Klimawandelfilm sehen?
Schwarzenegger: Na, hoffentlich schreiben Sie das Drehbuch.
Machen wir.
7 Dec 2015
## AUTOREN
Ingo Arzt
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Arnold Schwarzenegger
USA
Kalifornien
Schwerpunkt Klimawandel
Weltklimaabkommen
Schwerpunkt Klimawandel
Vatikan
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Terminator
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kaliforniens Gouverneur tritt ab: Der grüne Ami, der gute Ami
Jerry Brown erlebt seine letzten Tage als Gouverneur von Kalifornien. Mit
ihm tritt einer ab, der Ökopolitik gemacht und Trump getrotzt hat.
Grüner Kapitalismus nach der COP21: Auf der Welle reiten oder untergehen
Der Klimawandel ist ein Problem für die Finanzwelt. Die Herren des Geldes
haben beschlossen, es zu lösen – auf ihre Art.
Endspurt der Klimaverhandlungen: High Noon in Paris
Die Konferenzleitung legt den Klimavertrag vor. Jetzt heißt es: so gute
Stimmung machen, dass keiner eine Ablehnung wagt.
Radikale Wechsel in der Umweltpolitik: Und plötzlich Klimaschutz
Politische Machtwechsel entscheiden über die ökologische Zukunft eines
Landes. Auf der COP21 führt das derzeit zu ungewohnten Koalitionen.
Vatikan unterzeichnet Klimakonvention: Lasst ihn durch, er will die Welt retten
Rechtzeitig zur COP21 macht sich der Vatikan an das weltliche Wetter: Der
Kirchenstaat plant, die Klimarahmenkonvention zu unterzeichnen.
Greenpeace-Chef Kumi Naidoo: „Wir haben keine Zeit mehr“
Nach sechs Jahren tritt Kumi Naidoo als Chef von Greenpeace ab. Ein
Gespräch über die COP 21, die Klimabewegung und sein Vermächtnis.
Klimawissenschaftler über Drohungen: „Sie sagen, wir seien Kommunisten“
Michael E. Manns Familie wurde bedroht: Wenn Konservative versuchen, auf
Klimaforscher Druck auszuüben.
Neuer „Terminator“-Film: Der Mann des Imperativs
Alan Taylors „Terminator: Genisys“ hat nur einen Lichtblick: Ex-Gouverneur
Arnold Schwarzenegger. Auch wenn er an den Kindergartencop erinnert.
Schwarzenegger tritt als Gouverneur ab: Das Ende der Dicke-Eier-Politik
Er hat groß geträumt - und ist oft gescheitert: Am Montag tritt Arnold
Schwarzenegger als Gouverneur Kaliforniens ab. Daran konnten auch
Stierhoden nichts ändern.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.