| # taz.de -- Konferenz der Welthandelsorganisation: Die ungewisse Zukunft der WTO | |
| > Die WTO kommt nicht voran, zum Beispiel beim Abbau von Agrarsubventionen. | |
| > Deshalb gibt es unzählige multilaterale Abkommen. | |
| Bild: WTO-Chef Roberto Azevedo ringt darum, dass sich wirtschaftlich starke und… | |
| GENF taz | Hat die 1994 gegründete Welthandelsorganistation (WTO) noch eine | |
| Zukunft? Das ist die heimliche Frage bei der am Dienstag in Nairobi | |
| beginnenden 10. Ministerkonferenz der Organisation. | |
| Denn seit 14 Jahren haben die Verhandlungen im globalen WTO-Rahmen fast | |
| überhaupt keine Ergebnisse erbracht. Und von den 162 WTO-Mitgliedsstaaten | |
| suchen inzwischen bereits über 60, die je nach Sektor zwischen 50 und 75 | |
| Prozent des globalen Handels ausmachen, ihre Interessen an der Öffnung | |
| neuer Märkte in regionalen, bi- und multilateralen Abkommen außerhalb der | |
| globalen WTO durchzusetzen. | |
| Offiziell erklärtes Ziel des viertägigenTreffens in der kenianischen | |
| Hauptstadt ist zum wiederholten Male die Umsetzung der Verhandungsziele, | |
| die die vierte WTO-Ministerkonferenz Ende 2001 in Katars Hauptstadt Doha | |
| beschlossen hatte: des von den afrikanischen und einigen | |
| lateinamerikanischen Staaten geforderten Abbaus von Agrarsubventionen; der | |
| in erster Linie von der EU, den USA und Australien angestrebten weiteren | |
| „Liberalisierung“ des globalen Dienstleistungsmarktes; der weiteren Senkung | |
| von Zöllen für die Einfuhr von Industriegütern. Von diesen Zielen der | |
| „Doha-Runde“ wurde bislang fast nichts erreicht. | |
| Auf der neunten Ministerkonferenz vor zwei Jahren in Bali einigten sich die | |
| WTO lediglich auf den marginalen Abbau einiger Agrarsubventionen in der EU, | |
| den USA und anderen Industriestaaten sowie auf ein Abkommen, das | |
| Vereinfachungen und die Reduzierung der Zollbürokratie im internationalen | |
| Warenverkehr vorsieht (Trade Facilitation Agreement, TFA). | |
| Die Umsetzung des TFA könnte den Umfang der weltweiten Warenexporte pro | |
| Jahr erhöhen und neue Arbeitsplätze schaffen, hofft die WTO. Dennoch haben | |
| offenbar längst nicht alle WTO-Staaten großes Interesse an diesem globalen | |
| Abkommen. | |
| Es könnte erst nach der Ratifikation durch zwei Drittel – also 108 der 162 | |
| Mitglieder der Handelsorganisation – in Kraft treten. Ratifiziert haben das | |
| TFA in den immerhin zwei Jahren seit der Vereinbarung von Bali bislang aber | |
| erst 60 Staaten. Ebenso viele WTO-Mitglieder – darunter federführend die | |
| wichtigsten Industriestaaten des Nordens – konzentrieren ihre | |
| handelsdiplomatischen Energien seit einigen Jahren auf den Abschluss von | |
| Abkommen außerhalb der WTO. Die USA vereinbarten im November nach | |
| siebenjährigen Verhandlungen mit Australien, Brunei, Chile, Japan, Kanada, | |
| Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam eine | |
| transpazifische „Freihandelszone“ (Transpazific Partnerschip, TPP). | |
| Dasselbe Ziel einer „Freihandelszone“ streben die USA und die EU mit den | |
| seit 2012 geführten Verhandlungen über eine „Transatlantische Handels-und | |
| Investmentpartnerschaft“ (TTIP) an. Die USA wollen mit TTP und TTIP ihre | |
| globale Konkurrenzposition gegenüber China verbessern. Zwischen der EU und | |
| Kanada ist der Text für einen „Freihandelsvertrag“ (Ceta) inzwischen | |
| vereinbart, wenn auch noch nicht formal beschlossen und von den Parlamenten | |
| ratifiziert. Bei voller Umsetzung würden die drei Abkommen TTP, TTIP und | |
| Ceta rund 65 Prozent des globalen Welthandels ausmachen. | |
| ## Liberalisierung bei den Dienstleistungen | |
| Die EU versucht ihre Marktöffnungsinteressen auf dem afrikanischen | |
| Kontinent durch die sogenannten Europäischen Partnerschaftsabkommen (EPA) | |
| mit einzelnen afrikanischen Ländern oder Regionalgruppen durchzusetzen. An | |
| den im Jahr 2012 von den 28 EU-Staaten, den USA und Australien initiierten | |
| Genfer Verhandlungen über ein Abkommen zur möglichst weitgehenden | |
| Liberalisierung des Handels mit Dienstleistungen (Trade in Services | |
| Agreement, TISA) sind neben diesen Staaten auch die Schweiz , Kanada, Japan | |
| sowie noch 17 Länder des Südens beteiligt. | |
| Zusammen repräsentieren die 50 TISA-Verhandlungspartner derzeit über 75 | |
| Prozent des globalen Marktes mit Dienstleistungen. Nach Abschluss eines | |
| Abkommens sollen mit dieser Marktmacht – das scheint zumindest das Kalkül | |
| bei den TISA-Initiatoren in Brüssel, Washington und Canberra zu sein – die | |
| fünf Brics-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika und | |
| andere Schwellenländer zum Beitritt zu TISA genötigt werden, ohne dass sie | |
| das Abkommen noch verändern könnten. | |
| 15 Dec 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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