Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Afghanistans Präsident auf Staatsbesuch: Weniger Asylsuchende gew�…
> Präsident Ghani und Kanzlerin Merkel verabreden bei Gesprächen in Berlin,
> Passfälscher und Schleuser stärker zu verfolgen.
Bild: Sind sich grundsätzlich einig: der afghanische Präsident Ashraf Ghani u…
Berlin taz | Nicht alles ist schlecht in Afghanistan, diese Botschaft ist
dem Auswärtigen Amt wichtig. Um sie zu verbreiten, veranstaltet das
Ministerium in dieser Woche deutsch-afghanische Kulturtage in Berlin.
Konzerte, Filme, Vernissagen – viele davon sollen zeigen, was der Einmarsch
und die Entwicklungshilfe des Westens zum Besseren gewandelt haben. In
einer schicken Galerie in Mitte können sich die Berliner eine
Fotoausstellung aus Kabul anschauen. Von der Wand strahlen afghanische
Mädchen mit Skateboards in den Händen.
Das ist die eine Seite der afghanischen Realität. Die andere Seite ist weit
weniger herzerwärmend: In kaum einem Landesteil kann die Bevölkerung ein
sicheres Leben führen, nur wenige Afghanen sehen eine wirtschaftliche
Perspektive. Zehntausende fliehen deshalb Richtung Deutschland und Europa.
In den neu gewählten Präsidenten Aschraf Ghani setzten die Afghanen vor
einem Jahr zwar große Hoffnungen. Erfüllen konnte er sie bisher aber nicht.
Das wurde auch am Mittwoch deutlich, als sich Ghani während seines
Deutschland-Besuchs mit Präsident Joachim Gauck, Kanzlerin Angela Merkel
und Außenminister Frank-Walter Steinmeier traf.
„Wir sind bereit, im Norden Afghanistans auch in Zukunft Verantwortung zu
übernehmen. Unsere Versprechen gehen über das Jahr 2016 hinaus“, sagte
Merkel nach ihrem Gespräch mit Ghani.
Die Pläne, die Bundeswehr abzuziehen, sind damit langfristig vom Tisch.
Ursprünglich hatte die Bundesregierung angestrebt, schon im kommenden Jahr
weniger Soldaten am Hindukusch einzusetzen. Bis Anfang 2017 hätte sie dann
auch die letzten deutschen Truppen zurückholen können.
Dass daraus nichts wird, hatte sich in den letzten Wochen bereits
angedeutet: Weil die afghanischen Sicherheitskräfte mit Angriffen der
Taliban nicht fertig werden, hatte die Bundesregierung im November
angekündigt, den Einsatz im kommenden Jahr sogar leicht aufzustocken.
## Merkel: Keine falschen Hoffnungen wecken
„Sehr dankbar“ sei er für diese Unterstützung, sagte Ghani. Gleichzeitig
betonte er, dass die deutschen Soldaten seine eigene Armee nur ausbilden
sollten. Kämpfen könnten die Afghanen schon selbst.
Dennoch: Dass die afghanische Regierung in absehbarer Zeit für Sicherheit
sorgen kann, glauben weder die Bundesregierung noch die Bevölkerung vor
Ort. Rund 30.000 Asylsuchende aus Afghanistan registrierten die deutschen
Behörden allein im Oktober. Eine Zahl, die die Bundesregierung mit aller
Macht senken will.
„Wir dürfen keine falschen Hoffnungen machen“, sagte Merkel am Mittwoch.
Viele Asylbewerber aus Afghanistan werde Deutschland „wieder zurückschicken
müssen“. Ghani stimmte ihr grundsätzlich zu. Er sagte, Hilfe für 30
Millionen (die Bevölkerungszahl Afghanistans) sei wichtiger als Hilfe für
30.000 (die Zahl der afghanischen Asylbewerber im Oktober). Die beiden
Seiten einigten sich darauf, Schleuser und Passfälscher in Zukunft stärker
zu verfolgen. Außerdem werde man die afghanische Bevölkerung weiterhin über
die Risiken der Flucht aufklären.
Zudem griff die Kanzlerin eine Maßnahme auf, die die Große Koalition vor
vier Wochen beschlossen hatte. Damals einigten sich SPD und Union darauf,
„innerstaatliche Fluchtalternativen“ in Afghanistan zu schaffen.
Merkel kündigte nun an, mit deutschem Geld Wohnraum in sicheren Teilen des
Landes zu errichte. Details nannte sie aber nicht. Offen bleibt außerdem,
wer den Frieden in diesen Schutzzonen garantieren könnte.
2 Dec 2015
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Aschraf Ghani
Bundeswehr
Schwerpunkt Angela Merkel
Staatsbesuch
Pakistan
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Bundeswehr
Schwerpunkt Afghanistan
Bundeswehr
Schwerpunkt Afghanistan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Annäherung Pakistan und Afghanistan: Hotline zwischen Rivalen
Angesichts angestrebter Verhandlungen mit den Taliban nähern sich Pakistan
und Afghanistan an. Eine Hotline verbindet die militärischen Führungsstäbe.
Unsicheres Afghanistan: Die Flucht des Dolmetschers
Najib hat einst als Englischlehrer und Übersetzer gearbeitet – auch für
unseren Autor. Eine Arbeit, die ihm Todesdrohungen eintrug.
Taliban-Gefechte in Afghanistan: Kämpfe um Flughafen in Kandahar
Taliban-Kämpfer haben zwei Familien als Geiseln genommen. Bei Kämpfen mit
Regierungstruppen wurden mindestens 37 Menschen getötet.
Nato-Präsenz in Afghanistan: Truppenabzug wird vorerst gestoppt
Die Lage dort sei zu unsicher, ist man sich im Bündnis einig. Die Nato will
die Luftabwehr der Türkei mehr unterstützen und lädt Montenegro zum
Beitritt ein.
Militärhistoriker über Armeen: „Krieg soll weniger grausam werden“
Braucht es die Armee noch? Der Militärhistoriker Wolfram Wette sagt: Ohne
geht es nicht. Wie sich die Armee gewandelt hat.
Deutsche Flüchtlingspolitik in Afghanistan: „Haben Sie sich das gut überleg…
Die deutsche Botschaft versucht, Afghanen mit einer Plakatkampagne von der
Flucht nach Europa abzuhalten. Sie geht an der Realität vorbei.
Bundeswehr bleibt länger in Afghanistan: „Gemeinsam rein, gemeinsam raus“
Wie die US-Truppen wird auch die Bundeswehr länger in Afghanistan bleiben.
Wie lange genau, das bleibt offen. Aber „irgendwann jenseits von 2016“.
Debatte Fluchtland Afghanistan: Das Ende der Blase
Der Westen ist am Hindukusch abgerückt, das Land ist seither unsicherer
geworden. Eine der Folgen ist die steigende Zahl der Flüchtlinge.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.