# taz.de -- CDU will noch schärferes Asylrecht: In Seehofers Fußstapfen | |
> Bremer CDU plädiert bei Asylpolitik für Flüchtlings-Sonderlager und | |
> Sachleistungen, aber gegen „ungeregelte Einwanderung“. | |
Bild: Fußstapfen? Gibt es auch in dieser Roma-Siedlung im „sicheren“ Kosov… | |
BREMEN taz | Den Bremer Christdemokraten sind die kürzlich beschlossenen | |
Verschärfungen des Asylrechts nicht genug. Dass sie noch „schneller und | |
konsequenter“ in Bremen umgesetzt werden, hatten sie am Donnerstag in der | |
Bürgerschaft beantragt. Doch die anderen Fraktionen lehnten ab. Im Detail | |
entpuppte sich der Antrag in weiten Teilen als Unsinn, bot der CDU aber | |
Anlass, sich deutlich gegen eine humanitäre Flüchtlingspolitik zu | |
positionieren. | |
Er schäme sich dafür, sagte CDU-Fraktionschef Thomas Röwekamp, dass Bremen | |
sich in der Bundesratsabstimmung über das | |
Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz enthalten habe, blamabel habe das Land | |
sich da verhalten. Nun müsse Bremen sich wenigstens seiner Verantwortung | |
stellen „und sich an Recht und Gesetz halten“. | |
Dazu gehören für Röwekamp „separate Einrichtungen“ für Flüchtlinge ohne | |
Bleiberechtsperspektive und die „konsequente Durchsetzung bestehender | |
Ausreisepflicht“. Bloß, darauf machte der Grünen-Abgeordnete Wilko Zicht | |
aufmerksam, kämen beide Punkte nirgends vor im | |
Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz. | |
Auch der Passus „Von Wintererlassen für bestimmte Flüchtlingsgruppen ist | |
nach dem Vorbild anderer Bundesländer abzusehen“ finde sich dort nirgends. | |
„Haben Sie die Regelungen überhaupt gelesen? Wenn ja, haben Sie sie nicht | |
verstanden“, sagte Zicht. | |
Bremen halte sich selbstverständlich an das Gesetz, erklärte er, und die | |
SPD-Abgeordnete Sascha Karolin Aulepp stellte fest: „Die CDU hat einen | |
Antrag gestellt, in dem der Senat dazu aufgefordert wird, etwas zu tun, was | |
er bereits tut.“ Denn die neuen Regelungen wie unangekündigte Abschiebungen | |
sowie die beschleunigte Bearbeitung von Asylanträgen von und ein | |
Beschäftigungsverbot für Menschen aus sogenannten „sicheren | |
Herkunftsländern“ gelten bundesweit –und damit auch in Bremen. | |
Andere Teile des Gesetzes sind „Kann-Regeln“: So schreibt es nicht vor, | |
dass Länder Geld- durch Sachleistungen ersetzen müssen und auch nicht – so | |
wie von der CDU behauptet – eine sechsmonatige Aufenthaltspflicht in | |
Erstaufnahmeeinrichtungen: „Lediglich die Höchstdauer ist von drei auf | |
sechs Monate erhöht worden“, sagte Zicht. Flüchtlinge sollten so schnell | |
wie möglich in eigene Wohnungen ziehen. | |
„Wir stehen auch nach wie vor zu dem Beschluss, Abschiebungen von Roma aus | |
dem Kosovo zurückzustellen“, erklärte Zicht. Nach dem neuen Gesetz treffe | |
das auf Roma, die nach dem ersten September Asyl beantragt hätten „leider | |
nicht mehr zu, aber für alle anderen ändert sich nichts.“ | |
Falsch ist auch die Behauptung der CDU, „Rückführungen vollziehbarer | |
Ausreisepflichtiger aus humanitären Gründen dürfen nur noch für maximal | |
drei Monate ausgesetzt werden“. Denn: „Individuelle Duldungen sind erlaubt | |
wie immer“, sagte Aulepp und warf Röwekamp vor, mit seinen Behauptungen | |
Ängste und Ressentiments zu schüren und „brandgefährliche Scheinlösungen�… | |
zu fordern. | |
Röwekamp warf wiederum dem rot-grünen Senat vor, „den Menschen | |
vorzugaukeln, dass wir ungeregelte Einwanderung verkraften können – das | |
können wir aber nicht!“ Angesichts niedrigerer Flüchtlingszahlen habe man | |
es sich in der Vergangenheit leisten können „hier großzügig zu sein, aber | |
das geht nun nicht mehr“. | |
Für ihren Antrag erntete die CDU Zustimmung ausschließlich von den | |
Rechtspopulisten, von BIW, AfD und Ex-AfD (Alfa). | |
25 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Simone Schnase | |
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