| # taz.de -- Nach Asylkompromiss der Koalition: Ärger um de Maizière | |
| > Die Äußerung von Innenminister Thomas de Maizière, er wolle Syrern | |
| > künftig einen geringeren Schutzstatus gewähren, sorgt für Kritik. Aber | |
| > nicht bei allen. | |
| Bild: Will Asyl weiter einschränken: Innenminister Thomas de Maizière (CDU). | |
| BERLIN dpa/afp | Nach der Äußerung von Innenminister Thomas de Maizière | |
| (CDU) über einen eingeschränkten Schutz syrischer Flüchtlinge hat die | |
| Bundesregierung betont, dass die bisherigen Regelungen weiter gelten. „Es | |
| bleibt bei der bisherigen Praxis beim Schutz der syrischen Flüchtlinge“, | |
| [1][schrieb der Sprecher Steffen Seibert am Freitagabend auf Twitter] unter | |
| Berufung auf eine Mitteilung des Bundesinnenministeriums (BMI). | |
| Auch der Flüchtlingskoordinator, Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU), | |
| betonte, das BMI habe klargestellt, dass sich die Entscheidungspraxis des | |
| zuständigen Bundesamtes für Flüchtlinge aus Syrien nicht ändere. | |
| Einen Tag nach der Präsentation der [2][Asylpläne von Union und SPD] hatte | |
| Innenminister de Maizière mit seiner Idee für neuen Ärger gesorgt, Syrern | |
| in Zukunft einen geringeren Schutzstatus zu gewähren. Er wolle Menschen aus | |
| dem Bürgerkriegsland künftig nur noch einen Aufenthalt auf Zeit ermöglichen | |
| und den Familiennachzug verbieten, kündigte der Ressortchef am Freitag an. | |
| Nach heftigen Protesten aus den Reihen des Koalitionspartners SPD stellte | |
| de Maizière dann am Freitagabend klar: Zu Beginn der Woche sei eine solche | |
| Änderung vorgesehen gewesen. „Im Lichte der Entscheidung der Koalition | |
| gestern zum Familiennachzug gibt es aber Gesprächsbedarf in der Koalition“, | |
| räumte der Minister ein. „Und deswegen bleibt es jetzt so, wie es ist, bis | |
| es eine neue Entscheidung gibt.“ Eine ähnliche Erklärung hatte zuvor auch | |
| sein Ministerium abgegeben. | |
| ## Kritik von SPD und Opposition | |
| „Die Vorstellung, man könne mal so eben Vereinbarungen mit der SPD zu | |
| Lasten syrischer Flüchtlingsfamilien nachschärfen, ist abenteuerlich“, | |
| [3][schrieb der stellvertretende Parteivorsitzende Ralf Stegner am Samstag | |
| im Kurznachrichtendienst Twitter]. Ärgerlich sei, dass „dieses Chaos, ob es | |
| nun von CSU, wie in den letzten Tagen oder CDU wie gestern angerichtet | |
| wird, nur Rechtsparteien nützt!“ | |
| Grünen-Chefin Simone Peter rief Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, | |
| sich persönlich klar von dem Vorstoß de Maizières für einen solchen | |
| „inhumanen Akt“ zu distanzieren. Zugleich äußerte sie gegenüber der | |
| Nachrichtenagentur AFP den Verdacht, dass die Dementis eines Verbots des | |
| Familiennachzugs „nur eine vorübergehende“ sein könnten. Peter äußerte … | |
| Zweifel, ob tatsächlich sonst niemand in der Koalitionsspitze von de | |
| Maizières Plänen gewusst habe. | |
| Zweifel an einem Alleingang des Innenministers äußerte auch | |
| Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch. „Die Koalition hält an ihrer fatalen | |
| Grundhaltung fest, die eigentliche Not und die Lebensbedrohung, aus der die | |
| Menschen fliehen, nicht anerkennen zu wollen“, schrieb Bartsch auf | |
| Facebook. | |
| ## Unterstützung aus CSU und CDU | |
| Für ein Verbot des Familiennachzugs für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge | |
| plädierte dagegen CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. „Es muss der Status | |
| des sogenannten subsidiären Schutzes sein – das heißt zeitlich begrenzt und | |
| ohne Familiennachzug“, sagte er der Bild am Sonntag. Auch der | |
| CDU-Innenexperte Stephan Mayer lobte die Pläne in den Zeitungen der Funke | |
| Mediengruppe als „das richtige Mittel, um einen millionenfachen | |
| Familiennachzug zu begrenzen“. Der CDU-Außenexperte Jürgen Hardt | |
| argumentierte im Deutschlandfunk, viele Syrer seien nicht bedroht, sondern | |
| kämen aus sicheren Lagern in der Region. | |
| Bislang werden Menschen aus dem Bürgerkriegsland Syrien in Deutschland | |
| bevorzugt behandelt und beinahe ausnahmslos als Flüchtlinge anerkannt. | |
| Syrer bekommen fast ausschließlich den gesicherten Schutzstatus als | |
| Flüchtling und damit eine Aufenthaltserlaubnis für drei Jahre, inklusive | |
| dem Recht auf Familiennachzug. Sie sind die mit Abstand größte | |
| Flüchtlingsgruppe. Von Anfang Januar bis Ende Oktober wurden bundesweit | |
| fast 244.000 syrische Asylbewerber registriert, allein im Oktober waren es | |
| 88.640. | |
| Einen eingeschränkten Status erhalten dagegen Menschen, die nicht nach | |
| Genfer Flüchtlingskonvention oder dem deutschen Asyl-Grundrecht eine | |
| Aufenthaltserlaubnis in Deutschland bekommen, aber trotzdem nicht in die | |
| Heimat zurückgeschickt werden – etwa weil ihnen dort Todesstrafe oder | |
| Folter drohen. Sie bekommen – anders als Menschen mit Asyl- oder | |
| Flüchtlingsstatus – zunächst nur eine Aufenthaltserlaubnis für ein Jahr, | |
| die später verlängert werden kann. Die schwarz-rote Koalition hatte am | |
| Donnerstagabend unter anderem beschlossen, für Menschen mit „subsidiärem | |
| Schutz“ das Recht auf Familiennachzug für zwei Jahre komplett auszusetzen. | |
| 7 Nov 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/RegSprecher/status/662716085913849856 | |
| [2] /Asylpaket-der-Koalition/!5248955/ | |
| [3] https://twitter.com/Ralf_Stegner/status/662901997146869760 | |
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