# taz.de -- Winterkorn tritt auch bei Porsche ab: Rücktritt, Teil zwei | |
> Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn gibt nun auch sein Amt an der | |
> Spitze der Porsche-Holding auf. Und die Abgas-Affäre erreicht die | |
> VW-Belegschaft. | |
Bild: Der Druck war zu groß: Auch von Porsche trennte sich Winterkorn nun. | |
WOLFSBURG/STUTTGART dpa | Der Autokonzern Volkswagen kommt im Abgas-Skandal | |
nicht zur Ruhe. Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn tritt nun auch als | |
Vorstandsvorsitzender der Porsche-Holding PSE zurück. Nachfolger wird der | |
neue VW-Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch, wie die PSE am Samstag | |
mitteilte. Erstmals sind nun bei Volkswagen außerdem Jobs in Gefahr. Der | |
Vorstand diskutiere über eine Reduzierung der Leiharbeit, teilte der | |
VW-Betriebsrat am Samstag in Hannover mit. | |
Der 68 Jahre alte Winterkorn war vor drei Wochen als Folge der Affäre um | |
manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen als VW-Vorstandschef | |
zurückgetreten, um die Verantwortung zu übernehmen. Er beteuerte aber seine | |
Unschuld und erklärte, nichts von den Vorgängen gewusst zu haben. | |
Winterkorn war allerdings damals nicht von weiteren Chef-Funktionen | |
abgerückt. | |
Der Druck auf ihn, auch weitere Ämter abzugeben, war aber zuletzt | |
gestiegen. Sowohl das Land Niedersachsen als VW-Großaktionär als auch die | |
Vertreter auf der mächtigen Arbeitnehmerseite hatten auf eine endgültige | |
Trennung gedrängt. | |
Nun gab Winterkorn auch den Posten an der Spitze der Porsche-Holding auf. | |
Der Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche SE, Wolfgang Porsche, sagte, | |
Winterkorn habe den Vorstandsvorsitz in einer schwierigen Situation | |
übernommen. „Er hat maßgeblichen Anteil daran, dass unser Unternehmen heute | |
eine hochprofessionelle Beteiligungsholding ist.“ | |
Winterkorn ist aber weiter noch Chef in den Aufsichtsräten der | |
VW-Konzerntochter Audi und bei der jungen Nutzfahrzeugholding mit den | |
Marken Scania und MAN. Auch bei der VW-Sportwagentochter Porsche AG ist | |
Winterkorn noch Aufsichtsrat. In der Porsche AG ist das Autogeschäft | |
gebündelt. Die Holding Porsche SE ist auf dem Papier Muttergesellschaft des | |
Volkswagen-Konzerns und hält gut die Hälfte der stimmberechtigten | |
VW-Aktien. Die Stammaktien der Porsche-Holding liegen allein in der Hand | |
der Familien Porsche und Piëch. | |
## Leiharbeiter müssen um Jobs bangen | |
VW hatte mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. | |
Dem Autokonzern drohen Milliardenkosten wegen Klagen und Strafzahlungen. VW | |
will die betroffenen 2,4 Millionen Dieselfahrzeuge in Deutschland von | |
Januar an zurück in die Werkstätten rufen. | |
Der Skandal hatte die schwerste Krise der Konzerngeschichte ausgelöst. VW | |
hatte bereits angekündigt, Investitionen zu kürzen. Der neue VW-Chef | |
Matthias Müller will alles auf den Prüfstand stellen. | |
Nun müssen Leiharbeiter um ihre Jobs bangen. Mit Blick auf eine mögliche | |
Reduzierung der Leiharbeit sagte ein Sprecher der Arbeitnehmervertretung | |
der Deutschen Presse-Agentur am Samstag: „Als Betriebsrat werden wir alle | |
Möglichkeiten unterstützen, um die Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und | |
Kollegen mit Leiharbeitsverträgen zu sichern. Wir wissen, dass der Vorstand | |
andere Szenarien diskutiert.“ | |
Bei dem Wolfsburger Weltkonzern arbeiten nach dpa-Informationen im | |
Mutterunternehmen der Volkswagen AG hierzulande gut 7.000 Leiharbeiter. Die | |
Leiharbeiterquote liegt aktuell bei rund 6 Prozent. | |
Ein Konzernsprecher schloss einen Einbruch bei den Verkäufen und damit | |
einhergehende Folgen für Produktion und Jobs nicht aus. „Sollte sich ein | |
vorübergehender Beschäftigungsrückgang ergeben, wird Kurzarbeit wie in der | |
Vergangenheit eine sinnvolle Möglichkeit sein.“ Zurzeit sei die Entwicklung | |
der Absatz- und Beschäftigungssituation nicht absehbar. Der Vorstand | |
unternehme auch in der aktuellen Krise alles, um die Jobs zu sichern. VW | |
hat weltweit rund 600.000 Beschäftigte. | |
Bereits Anfang Oktober hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) | |
bei einem Besuch im Wolfsburger Stammwerk angekündigt, dass im Zuge des | |
Abgas-Skandals eine Ausweitung der Kurzarbeiterregel auch auf Leiharbeiter | |
geprüft werde. Die Union lehnte den Vorstoß ab. | |
17 Oct 2015 | |
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