Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Entwurf aus dem Justizministerium: Strafen gegen Wettbetrug geplant
> Schon der Versuch zählt: Justizminister Maas will das Strafgesetzbuch
> ergänzen, um die „Integrität des Sports“ zu schützen.
Bild: Nicht strafbar: Fußballtorwart Bernd Leno nach einem Eigentor.
Berlin taz | Die Bundesregierung will mit neuen Strafnormen den Sport vor
Manipulationen schützen. Nach dem Entwurf für ein Anti-Doping-Gesetz legte
Justizminister Maas nun einen zweiten Gesetzentwurf vor, mit dem der
„Sportwettbetrug“ und die „Manipulation von berufssportlichen Wettbewerbe…
unter Strafe gestellt werden sollen.
Nach den beiden neuen Strafparagraphen können sich künftig Spieler und
Trainer strafbar machen, wenn sie die gegnerische Mannschaft begünstigen
und sich als Gegenleistung Schmiergeld und andere „Vorteile“ versprechen
lassen.
Strafbar wäre es etwa, wenn ein bestochener Spieler frei vor dem Tor
absichtlich danebenschießt oder wenn der geschmierte Trainer den besten
Spieler seines Teams schon nach einer halben Stunde auswechselt. Strafbar
wäre es zudem, wenn ein korrumpierter Schiedsrichter einen Elfmeter pfeift,
obwohl das Foul eindeutig außerhalb des Strafraums stattfand.
Natürlich ist der Fehler an sich nicht strafbar. Es muss vielmehr immer
eine „Unrechtsvereinbarung“ mit dem Vorteilsgeber vorliegen. Es kommt dann
gar nicht mehr darauf an, ob die Manipulation am Ende zum gewünschten
Ergebnis führt, ja ob sie überhaupt stattfand. Es genügt, dass sich jemand
einen Vorteil für eine Manipulation versprechen ließ.
## Drei Jahre Haft
Die Tat soll mit bis zu drei Jahren Freiheitstrafe oder Geldstrafe bedroht
werden. Und selbstverständlich gilt die Strafe auch für die Drahtzieher der
Manipulation, die die Sportler, Trainer und Schiedsrichter bestechen. Wenn
besonders große Bestechungsgelder fließen oder wenn die Tat als Bande
verübt wird, drohen sogar Haftstrafen bis zu fünf Jahren.
Die beiden neuen Delikte unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt. Beim
Wettbetrug will sich der Auftraggeber irreguläre Vorteile bei Sportwetten
verschaffen. Dagegen zielt die sonstige Manipulation von Sportwettbewerben
auf sportliche Ziele ab, zum Beispiel die Abwendung eines Abstiegs aus der
jeweiligen Liga.
Und noch ein Unterschied: Der Wettbetrug gilt auch für Amateurspiele,
während sonstige Manipulationen nur im Profisport strafbar sein sollen.
Der Wettbetrug wurde bisher als normaler „Betrug“ bestraft. Am bekanntesten
ist der Fall des Fußball-Schiedsrichters Robert Hoyzer, dessen Verurteilung
der Bundesgerichtshof 2006 bestätigte. Der kroatische Wettpate Ante Sapina
wurde sogar schon zwei Mal verurteilt.
## Kein völliges Neuland
Hier wird also kein völliges Neuland betreten, das neue Delikt „Wettbetrug“
soll künftig aber leichter beweisbar sein, heißt es in der Begründung des
Gesetzentwurfs. Vor allem aber sollen sich Spieler, Trainer und
Schiedsrichter künftig als Täter strafbar machen und nicht nur wegen
Beihilfe zum Betrug des Wettpaten.
Größer ist die Veränderung bei der „Manipulation von Sportwettbewerben“.
Soweit es nur um sportliche Ziele ging, war es bisher nicht strafbar,
gegnerische Spieler und Trainer oder den Schiedsrichter zu bestechen. Es
drohten allenfalls Sanktionen des jeweiligen Sportverbands wie zum Beispiel
jahrelange Sperren. Am bekanntesten ist der Bundesligaskandal von 1971, als
Arminia Bielefeld sich mit gekauften Spielen den Klassenerhalt sicherte.
Der Gesetzentwurf des Justizministers befindet sich derzeit in der
Ressortabstimmung und der Verbände- und Länderanhörung. Grundsätzlich
dürfte es aber keine Probleme geben, denn der schwarz-rote
Koalitionsvertrag sieht „strafrechtliche Regelungen“ gegen
Spielmanipulationen ausdrücklich vor.
## Neue Paragraphen
Anders als beim geplanten Anti-Doping-Gesetz soll hier kein eigenständiges
Gesetz entstehen, vielmehr sollen neue Paragraphen (265 c bis 265 f) ins
Strafgesetzbuch eingefügt werden. Als geschütztes Rechtsgut gelten die
wirtschaftlichen Interessen der ehrlichen Sportler, Vereine, Verbände und
Veranstalter sowie die „Integrität des Sports“.
Der Sport stehe für Werte wie Fairness und Leistungsbereitschaft. Wenn
Wettkämpfe manipuliert werden, verliere der Sport seine Authentizität, so
der Gesetzentwurf, und damit wohl auch seine ideelle und wirtschaftliche
Bedeutung.
9 Oct 2015
## AUTOREN
Christian Rath
## TAGS
Wettbetrug
Justiz
Gesetz
Schwerpunkt Sport trotz Corona
Wettbetrug
Wettbetrug
Italien
Tennis
Schwerpunkt Überwachung
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Wettbetrug
Fußball
## ARTIKEL ZUM THEMA
Deutsche Sportjustiz: Strafbarer Fehlschuss
Neue Gesetze gegen die Manipulation von Profiwettbewerben werfen Fragen
auf. Warum werden die Amateure ausgenommen?
Sportrechtler über Wettbetrugsgesetz: „Das ist nur ein erster Schritt“
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch einen Gesetzesentwurf gegen Wettbetrug
verabschiedet. Für Sportrechtler Fiedler geht er nicht weit genug.
Gesetzentwurf gegen Spielmanipulation: Schummeln verboten
Justizminister Heiko Maas stellt den Entwurf auf einem Kreuzberger
Sportplatz vor. Vielleicht ein Hinweis auf die zukünftige Tragweite des
Gesetzes.
Betrug im italienischen Fußball: Auf zur letzten Wette
In Cremona beginnt der bislang größte Prozess um Sportbetrug – mit Fans als
Nebenklägern. In einer Hauptrolle: Nationaltrainer Antonio Conte.
Wettanbieter über Tennis-Manipulationen: „Betrüger genießen Narrenfreiheit…
Tennis ist die Betrugssportart Nr. 1 geworden, sagt Werner Becher. Auf
Livewetten, etwa auf den Ausgang von Aufschlagspielen, will er aber nicht
verzichten.
Reform von Strafverfahren: Trojaner okay, Lockspitzel nicht
Eine Kommission der Bundesregierung schlägt umfassende Änderungen des
Strafverfahrens vor. Die wichtigsten Vorschläge im Überblick.
Ex-NBA-Profi über Sportler-Zivilcourage: „Die meisten Athleten tun nie etwas…
John Amaechi über seinen offenen Brief zu den Olympischen Winterspielen in
Sotschi, sein Outing und die Selbstbezogenheit der Sportler.
Sepp Blatter zu Wettmanipulationen: Kein Betrug ohne Betrüger
Fifa-Präsident Sepp Blatter beschwört die Selbstreinigungskräfte des
Fußballs. Experten hingegen suchen nach wirkungsvollen Maßnahmen gegen
Wettbetrug.
Manipulationen im Fußball: Die Wettmafia sitzt im System
Die Wettmafia hat 380 Fußballspiele in 15 europäischen Ländern manipuliert.
Das hat Europol ermittelt. Betroffen sind offenbar Spiele aller Klassen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.