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# taz.de -- Probleme mit dem Jugendamt: Hamburg richtet Ombudsstelle ein
> Als erster Bezirk hat Mitte nun eine Ombudsstelle für Bürger
> eingerichtet, die Probleme mit dem Jugendamt haben. Kritiker bezweifeln
> Unabhängigkeit.
Bild: Aufarbeitung des Todes von Chantal: Dazu gehört auch eine neue Ombudsste…
Jugendliche oder Eltern, die Konflikte mit dem Jugendamt haben, können sich
seit dem 1. Oktober an Hamburgs erste Ombudsstelle wenden. Vorausgesetzt,
sie wohnen im Bezirk Hamburg Mitte. Der dortige Jugendhilfeausschuss hat am
Mittwoch drei ehrenamtliche Ombudsleute berufen: den pensionierten
Jugendrichter Olof Masch, die frühere Jugendamtsmitarbeiterin Eva
Duda-Franke und die ehemalige Leiterin der Jugendhilfe bei der
Alida-Schmidt-Stiftung Martina Feistritzer. „Ich bin froh, dass wir diese
drei überaus geeigneten Ombudspersonen gewinnen konnten“, sagt
Mitte-Bezirkschef Andy Grothe (SPD).
Die Sache kommt etwas überraschend, ist doch im rot-grünen
Koalitionsvertrag nicht die Rede davon. Der Jugendhilfeausschuss Mitte
hatte allerdings bereits 2012 nach der Aufarbeitung des Todes der
elfjährigen Chantal einen 6-Punkte-Plan erarbeitet, zu dem eine
Ombudsstelle gehört. Auch Ex-Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) hatte nach
dem Tod der dreijährigen Yagmur erklärt, er wolle einen „Ombudsmann“
einsetzen.
Die Ombudsstelle soll als neutrale Instanz in Konfliktfällen dienen. Junge
Menschen, die in Heimen leben, sollen über einen Flyer informiert werden.
Der Fall des jüngst geschlossen Mädchenheims Friesenhof sei ein klassisches
Beispiel, sagt Eva Duda-Franke. „Auch Eltern, die unzufrieden mit der
Arbeit des Jugendamtes sind, können sich an uns wenden.“ Es könnte sein,
dass es manchmal nur ein Vermittlungsproblem zwischen Amt und Bürgern gebe,
„es wird aber auch Fälle geben, in denen der Bürger Beistand braucht“, so
Duda-Franke.
Die Stelle leistet aber keine Rechtsberatung. Nicht bearbeitet werden hoch
strittige Verfahren unter Familienangehörigen, zum Beispiel um das
Sorgerecht. Im Zweifel gelte jedoch, „sich lieber einmal zu viel als einmal
zu wenig melden“, sagt Duda-Franke.
Die Ombudsstelle ist ein Pilotprojekt, das wissenschaftlich begleitet wird.
Die Stelle sichert Vertraulichkeit zu. „Nach einem halben Jahr werden wir
im Jugendhilfeausschuss Mitte berichten, natürlich anonymisiert“, sagt
Duda-Franke. „Wenn die Ergebnisse positiv sind, ist vorgesehen,
Ombudsstellen in allen Bezirken einzurichten“, sagt Sozialbehördensprecher
Marcel Schweitzer. Das werde aber frühestens 2017/2018 sein.
Die Links-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus kritisiert, dass es diese
Stelle nur für einen Bezirk gibt. Auch die Grüne Anna Galina kann sich eine
Ausweitung auf alle Bezirke nach einem Jahr vorstellen.
Bundesweit gibt es bereits elf unabhängige Ombudsstellen, die in einem
Netzwerk zusammengeschlossen sind. „Grundsätzlich begrüßen wir alle
Ansätze, die Beschwerdeverfahren in der Jugendhilfe ermöglichen“, sagt
deren Sprecherin Ursula Fritschle. „Aber in der Hamburger Konzeption wird
überhaupt nicht deutlich, wie die Unabhängigkeit gewährleistet und
sichergestellt wird.“
Die Ombudsstellen sollen sich auch fachpolitisch äußern. „Wir stehen
erklärtermaßen parteilich auf Seiten der Ratsuchenden“, sagt Fritschle.
Denn in der Regel verfügten diese über „geringere Machtressourcen“ und
seien daher einer „Übermacht der Fachlichkeit“ ausgesetzt. „Der größte…
der Ratsuchenden sagt uns: Ich bin mit meinem Anliegen nicht gehört
worden“, sagt Fritschle.
Auch seien diese unabhängigen Ombudsstellen mit Ehrenamt allein nicht zu
stemmen. Nötig seien festes Personal, fachliche Qualifikation und ein Etat
für Werbung und Dokumentation der Arbeit. Wollten Bürger klagen, so
Fritschle, werden diese Verfahren von Ombudsstellen „mit Spenden
unterstützt“.
5 Oct 2015
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Jugendamt
Jugendheim Friesenhof
Jugendhilfe
Hamburg
Geschlossene Kinderheime
Kindesmisshandlung
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