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# taz.de -- Problemfall Jugendämter: Mängel in Pflege-Akten
> Bericht deckt Fehler bei Fallbearbeitung der Jugendämter auf.
> Sozialsenator verspricht Personalbemessung.
Bild: Keine Kontrolle: Bei Chantal schaute das Jugendamt nicht so genau hin, ob…
Nicht nur die gestorbene Chantal aus Wilhelmsburg, auch andere Pflegekinder
wurden in Hamburg vom Jugendamt nicht mit der nötigen Sorgfalt betreut. Das
geht aus dem Bericht der Innenrevision vor, der jetzt im „Sonderausschuss
Chantal“ vorgelegt wurde. Die Prüfer haben 20 Fallverläufe aus
vergleichbaren Stadtteilen studiert, darunter die von 14 Pflegekindern. Ihr
Fazit: Es gibt generelle Strukturprobleme und zu wenig Dienstaufsicht.
In elf der 20 Fälle war das Jugendamt nie zu einem Hausbesuch in der
Familie. Das übernahmen aus Ressourcengründen freie Träger. Bei sieben
Kindern gab es über längere Zeiträume keine Fallzuständigkeit, einmal sogar
über 20 Monate. In der Hälfte der Fälle fand die vorgeschriebene kollegiale
Beratung nicht statt, Hilfeplangespräche wurden nicht ausreichend
dokumentiert und die Wirksamkeit der Hilfen ungenügend überprüft.
Der Bericht stellt fest, dass Hausbesuche bei Pflegefamilien früher die
Regel waren, als deren Betreuung noch nicht auf freie Träger übertragen
war. Mängel gab es bei der Auswahl der Pflegefamilien. Besonders in Fällen,
wo Verwandte die Pflege übernehmen, werde nicht ausreichend geprüft.
Beispielhaft genannt wird eine Pflegemutter, deren Wohnung drei Jahre vor
Aufnahme der Kinder von einer Gutachterin als „katastrophal, unhygienisch
und verwahrlost“ beurteilt wurde.
Auch Chantals Pflegeeltern hatten 2008 zunächst ihre Enkelin aufgenommen
und wurden kaum geprüft. SPD-Sozialsenator Detlef Scheele hat am 3. August
eine vorläufige Fachanweisung erlassen, nach der auch Verwandte strenger
kontrolliert werden sollen. Künftig gelten Pflegeeltern als ungeeignet,
wenn sie beispielsweise Drogen substituieren. Ob das der Fall ist, muss
auch bei Großeltern, Tanten und Onkeln geprüft werden, wenn diese
Pflegegeld beantragen.
Die Anweisung gilt bis Jahresende und soll im Lichte der Erkenntnisse des
Sonderausschusses evaluiert werden. Noch offen ist auch, ob die Betreuung
der Pflegefamilien weiter bei freien Trägern bleibt oder zurück ans
Jugendamt geht. Die Links-Fraktion hatte Scheele vorgeworfen, er greife dem
Sonderausschuss vor und ignoriere das Parlament.
Die GAL-Abgeordnete Christiane Blömecke nennt den Bericht der Innenrevision
erschütternd. Er mache deutlich, dass der Kinderschutz „am seidenen Faden
hängt“. Der Senator habe viele Maßnahen angekündigt, die in Richtung
Kontrolle gehen. Die Jugendämter bräuchten aber auch mehr Personal, „damit
die Jugendämter ihr Wächteramt so ausfüllen können, wie es die Regeln
vorschreiben“.
Scheele verweist darauf, dass die Stellen der Allgemeinen Sozialen Dienste
(ASD) seit 2006 bereits um 70 auf 330 erhöht wurden und es jetzt zum 31.
Juli gelungen sei, 96 Prozent der Stellen auch zu besetzen. „Die ASDs waren
in einer schwierigen Lage, weil es viele Vakanzen gab“, sagte er zur taz.
Auch arbeite seine Behörde mit den Bezirken an einem
Personalbemessungssystem. Es solle 2013 fertig werden und führe
nötigenfalls zur Bewilligung von mehr Personal.
13 Aug 2012
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Jugendamt
Hamburg
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