| # taz.de -- „Ankommen – Flüchtlinge erzählen“: Ein langer Weg | |
| > Zehn Meter trennen die Soldaten voneinander. Zehn Schüsse erschallten, es | |
| > starb keiner! Ein Gedicht. | |
| Bild: Ein langer Weg. An einer Straßensperre? Wir machen nochmals Halt. – C… | |
| Verstaubte Bäume auf beiden Seiten, | |
| von hier sind die Soldaten nicht vorbeigegangen, | |
| denn die Bäume sind immer noch erhaben! | |
| Es gibt jedoch eine Straßensperre. | |
| Nichts stört mich an der Straßensperre | |
| außer das Herausholen meines Ausweises. | |
| Im Gegensatz zu dem Mann auf dem benachbarten Sitz, | |
| den alles stört außer das Herausholen seines Ausweises. | |
| Er schaut mich an, | |
| seine Augen sagen: | |
| Hast du mich wiedererkannt? | |
| Ich bin ein Sicherheitsmann. | |
| Ich habe nicht gelächelt. | |
| Ich zog meine Augenbrauen zusammen: | |
| Erkennst du mich wieder? | |
| Ich bin diejenige, die du festnimmst. | |
| Ein langer Weg. | |
| Eine Brücke. | |
| Auf der Brücke verteilen sich die Soldaten. | |
| Zehn Meter | |
| trennen die Soldaten voneinander. | |
| Zehn Schüsse erschallten, | |
| es starb keiner! | |
| Alle Soldaten blieben Säule aus Steinen! | |
| Wer hat geschossen?! | |
| Wer starb?! | |
| Ein langer Weg. | |
| Viele Gruben. | |
| Sie sind nicht für die Kanalisation, | |
| sondern ein gewisses Zeichen für das Fallen eines Geschosses! | |
| Ein langer Weg. | |
| An einer Straßensperre? | |
| Wir machen nochmals Halt. | |
| Hier gibt es einen Zusammenstoß. | |
| Die Fahrgäste werden gespannt. | |
| Der Fahrer steigt aus. | |
| Andere folgten ihm. | |
| Der Greis raucht. | |
| Der Sicherheitsmann drückt sich nieder. | |
| Dagegen strecke ich meinen Kopf aus, um den Patronengeruch zu beschimpfen. | |
| Kein Ton!! | |
| Die gespannten Fahrgäste beruhigen sich nicht. | |
| Mal hoch, mal runter. | |
| Der freundliche Fahrer verteilt Kaffee. | |
| Der Fahrer des benachbarten Busses | |
| verlangte eine Tasse. | |
| Ein Zusammenstoß. | |
| Die Motoren wurden ausgemacht. | |
| Vor uns bleiben fünf Kilometer, | |
| wir werden fünf Stunden warten, | |
| sagte ein neugieriger junger Mann. | |
| Er stieg vom Bus aus und verschwand eine halbe Stunde. | |
| Und dann kam er zurück. | |
| Ich bitte Gott um Vergebung, sagte der Greis. | |
| Und der junge Mann rechts von mir verfluchte die Götter, | |
| während ich von einem langen Gedicht geschrieben werde. | |
| Ein Zusammenstoß. | |
| Die Verstärkungen sind angekommen. | |
| Ein Hubschrauber über unseren Köpfen. | |
| Soldaten in einem Transporter. | |
| Die Soldaten entscheiden die Kampfrunde für sich. | |
| Ruhe für einige Minuten. | |
| Während eines Zusammenstoßes verschwinden | |
| die Straßensperren der Sicherheitsleute | |
| und die Regeln der Wörter. | |
| Die Männer um mich schleudern die Schimpfwörter, | |
| während die Blicke der Frauen aus Scham ausweichen. | |
| So passiert es während eines Zusammenstoßes, die Gedanken bekommen freien | |
| Lauf | |
| und die Wörter werden hemmungslos. | |
| Das Gerede unterbricht das Klingeln der Handys. | |
| 10 Oct 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Kefah Ali Deeb | |
| Kifah Ali Dib | |
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