# taz.de -- Zweite TV-Debatte der Republikaner: Alle gegen Trump | |
> Während Trump im August die TV-Debatte beherrschte, waren diesmal die | |
> Redezeiten besser verteilt. Die Themen: Einwanderung und Abtreibung. | |
Bild: Die Präsidentschaftskandidaten Carly Fiorina, Scott Walker, Jeb Bush und… | |
Washington taz | Das Leitmotiv, das sich durch die zweite TV-Debatte der | |
republikanischen PräsidentschaftskandidatInnen am Mittwochabend in | |
Kalifornien zieht? Alle gegen Trump. Die KonkurrentInnen versuchen, den | |
Multimilliardär vorzuführen: als politisch inkompetent und unerfahren, als | |
unternehmerisches Leichtgewicht, als frauenfeindlich und als zu | |
aufbrausend, um am Atomknopf zu sitzen. | |
Trump steht feixend hinter seinem Pult. Versichert, dass er mangelnde | |
eigene Erfahrung mit dem „besten Team, das es je gab“ ausgleichen werde. | |
Behauptet, dass jeder erfolgreiche Geschäftsmann gelegentlich Pleite macht. | |
Und verteilt großspurig Einschätzungen an die Konkurrenz: Er sagt Bush, | |
dass er sich freue, dass der „heute Abend mehr Energie“ habe. Er versucht, | |
Paul mit Hinweis auf dessen „ein Prozent Unterstützung“ zum Schweigen zu | |
bringen. Und er belehrt den renommierten Neurochirurgen Carson darüber, | |
dass Impfungen eine „Epidemie von Autismus“ auslösen. | |
Am Ende der drei Stunden sagt Trump einem Reporter, dass sich alle gut | |
geschlagen hätten, er selber aber „sehr gut“. | |
Den größten Applaus des Abends bekommt Carly Fiorina. Mehrfach sorgt sie | |
für ein Innehalten im Schlagabtausch. Trumps beleidigende Worte aus der | |
vergangenen Woche – „Schaut euch ihr Gesicht an. Könnt ihr euch das an der | |
Spitze unseres Landes vorstellen?“ – kommentiert sie knapp mit: „Ich | |
glaube, die Frauen in diesem Land haben verstanden“. Als sie von dem Kind | |
spricht, das sie und ihr Mann „an die Drogen“ verloren haben, geht die | |
Aufmerksamkeitskurve erneut nach oben. Mehrfach moniert Fiorina auch, dass | |
ihre Konkurrenten nicht in die Zukunft schauen: „Wir diskutieren seit zwölf | |
Minuten über die Vergangenheit.“ Obwohl sie persönliche Attacken vermeidet, | |
geht sie scharf mit den Karrieren der anderen zu Gericht. | |
## „Die Leute wollen Leader“ | |
Bei der ersten TV-Debatte Anfang August musste die einzige Frau im | |
republikanischen Wahlkampf noch am „Kindertisch“ der schwächsten | |
KandidatInnen mitdiskutieren. Jetzt ist Fiorina neben Donald Trump und Ben | |
Carson die dritte Nicht-Profi-Politikerin im konservativen Vorwahlkampf. | |
Allerdings liegen ihre Umfrageergebnisse im einstelligen Bereich, während | |
die beiden Männer zusammen mehr als die Hälfte der republikanischen | |
Sympathien einheimsen. Auch für den Erfolg der „Außenseiter“ im | |
republikanischen Wahlkampf hat Fiorina eine Erklärung. „Die Politiker sind | |
nicht schlecht“, sagt sie, „aber sie sind so lange in dem System, dass sie | |
die Schwächen nicht mehr sehen. Die Leute wollen Leader, die das System | |
verändern“. | |
Die Kandidaten aus dem Parteiapparat – allen voran Jeb Bush, der Sohn und | |
Bruder, sowie die Gouverneure Chris Christie, Scott Walker und John Kasich | |
und der Senator Marco Rubio – sind an diesem Abend präsenter als einen | |
Monat zuvor. Im August hatte Trump die Debatte beherrscht, die auf dem | |
rechten TV-Sender Fox lief. Dieses Mal, auf CNN, sind die Redezeiten | |
gerechter verteilt. Und es gelingt mehreren KandidatInnen, mit persönlichen | |
Geschichten zu punkten. | |
Fiorina beschreibt ihren Aufstieg „von der Sekretärin zur | |
Unternehmenschefin“. Bush erzählt von dem US-amerikanischen Patriotismus | |
seiner aus Mexiko eingewanderten Frau und gibt zu, dass er „vor 40 Jahren“ | |
gekifft habe. Und Rubio spricht über seinen aus Kuba eingewanderten | |
Großvater, der die USA bewundert. Alle berufen sich auf das Erbe von Ronald | |
Reagan. Die Debatte findet in der nach ihm benannten Bibliothek statt, vor | |
seiner Air Force One. | |
## Soziale Probleme spielen keine Rolle | |
Politisch stehen zwei Themen im Zentrum: Einwanderung (wobei die | |
KandidatInnen sich auf Papierlose beschränken, die längst in den USA leben, | |
jedoch nichts über syrische, irakische und afghanische Flüchtlinge sagen), | |
und Abtreibung (alle wollen staatliche Mittel für das | |
Familienplanungszentrum „Planned Parenthood“ streichen). Soziale Probleme �… | |
wie die eingefrorenen Löhne am unteren Rand – oder Umweltpolitik und | |
Klimaveränderung spielen keine Rolle. | |
Hingegen sind sich alle einig, dass Präsident Obama den Stand der USA | |
weltweit verschlechtert habe, und dass das Iran-Abkommen ein Fehler sei. | |
Alternativen freilich – für das Vorgehen im Iran, in Syrien oder in der | |
Ukraine – legt keiner vor. Viele bemühen sich um einen möglichst scharfen | |
Ton. Rubio spricht von Putin als dem „Gangster in Moskau“. Walker findet, | |
der Staatsempfang für den chinesischen Präsidenten Xi Jinping gehöre wegen | |
der Cyberattacken abgesagt. Und Cruz will die Souveränität der USA | |
gegenüber den Vereinten Nationen verteidigen. | |
Über positive Kräfte von internationaler Zusammenarbeit sprechen nur | |
wenige. „Wir sind besser, wenn wir nicht allein vorgehen“, sagt Kasich. Und | |
Fiorina will an ihrem ersten Amtstag bei ihrem „guten Freund Bibi | |
Netanjahu“ anrufen, um ihre Unterstützung zu versichern. Für Europa hat sie | |
Aufrüstungspläne: Raketenabwehr in Polen, militärische Verstärkung im | |
Baltikum und „Tausende zusätzliche“ US-Soldaten in Deutschland. Mit Putin | |
will sie erst gar nicht reden. | |
17 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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