# taz.de -- Treffen Ministerpräsidenten und Merkel: 40.000 Erstaufnahmeplätze… | |
> Der Bund unterstützt die Länder mit zusätzlichen Erstaufnahmeplätzen für | |
> Flüchtlinge. Außerdem sollen neue „Drehkreuze“ eingerichtet werden. | |
Bild: Eine weitere Entscheidung des Treffens: Die Asylverfahren sollen beschleu… | |
Berlin dpa | Der Bund will die Länder bei der Erstaufnahme und Verteilung | |
von Flüchtlingen in Deutschland stärker entlasten. Darauf haben sich | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder | |
bei einem Sondertreffen am späten Dienstagabend in Berlin verständigt. | |
„Der Bund wird gemeinsam mit den Ländern in Zukunft nach dem „Königsteiner | |
Schlüssel“ auch die Verteilung der Flüchtlinge auf die einzelnen Länder | |
managen“, kündigte Merkel nach fast vierstündigen Beratungen im Kanzleramt | |
an. Dabei hätten sich alle 16 Länder zum „Königsteiner Schlüssel“ bekan… | |
der die Verteilung regelt. | |
Außerdem sei der Bund bereit, bis zu 40 000 Erstaufnahme-Plätze zur | |
Verfügung zu stellen. Details dazu würden in den nächsten Tagen geklärt. | |
Auch sollen Verteilzentren geschaffen werden: „Solche Drehkreuze sind | |
notwendig“, sagte Merkel. Die Bundeswehr sei bereit, verstärkt Personal | |
bereitzustellen. | |
Über die Finanzierung und Aufteilung der Kosten sowie neue Gesetze wollen | |
sich Bund und Länder beim Flüchtlingsgipfel am 24. September verständigen. | |
Länder und Kommunen pochen auf eine Verdoppelung der bisher vom Bund | |
zugesagten Milliardenhilfen sowie schnellere Asylverfahren. In diesem Jahr | |
will der Bund Ländern und Kommunen bisher eine Milliarde bereitstellen, für | |
das kommende Jahr hat er zusätzlich drei Milliarden Euro zugesagt. Dem | |
Vernehmen nach kritisierten die Länder unisono die schleppende | |
Personalaufstockung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). | |
## Schnellere Asylverfahren | |
„Es geht jetzt darum, wieder einen geordneten und nachverfolgbaren Umgang | |
mit der großen Zahl von Flüchtlingen zu schaffen“, sagte Merkel. Es gehe | |
auch um schnellere Asylverfahren. Diejenigen, die keine Bleibeperspektive | |
hätten, müssten Deutschland verlassen. Die Kanzlerin betonte, der Staat als | |
Ganzes müsse nun eine „riesige Kraftanstrengung“ bewältigen. Alle seien | |
aber willens, diese Herausforderung auch zu bestehen. | |
Der Ministerpräsident von Brandenburg, Dietmar Woidke (SPD), zeigte sich | |
ebenfalls überzeugt, dass die Herausforderungen miteinander zu schaffen | |
seien. Verbesserungsbedarf gebe es bei der Dauer der Asylverfahren. „Wir | |
müssen alles tun, um die Verfahrensdauer zu verkürzen.“ Der Regierungschef | |
von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), nannte als Schlagworte: | |
Begrenzen, Beschleunigen und Zurückführen. Bei der Rückführung von | |
Flüchtlingen sei ein einheitliches Vorgehen nötig, um Kapazitäten zu | |
schaffen. | |
## Bundeskabinett und Hilfsorganisationen | |
Das kurzfristig angesetzte Sondertreffen im Kanzleramt mit mehr als 70 | |
Teilnehmern dauerte länger als geplant. Neben den Regierungschefs der | |
Länder und nahezu dem kompletten Bundeskabinett waren auch das Rote Kreuz | |
sowie andere Hilfsorganisationen vertreten. | |
Für die einzelnen Bundesländer bestehen Aufnahmequoten. Diese legen fest, | |
welchen Anteil der Asylbewerber jedes Bundesland aufnehmen muss. Sie werden | |
nach dem „Königsteiner Schlüssel“ festgesetzt. Er wird alljährlich | |
ermittelt und beruht zu zwei Dritteln auf dem Steueraufkommen und zu einem | |
Drittel auf der Bevölkerungszahl. | |
## Kleines Sparpaket | |
Vor dem Sondertreffen hieß es im Bundesinnenministerium, seit der | |
Wiedereinführung der Grenzkontrollen habe die Debatte über die angedachten | |
Zentren zur Weiterverteilung der Flüchtlinge keine herausgehobene Rolle | |
mehr gespielt. Wenn ein Flüchtling bei den Grenzkontrollen von der Polizei | |
aufgegriffen werde, beginne ein geordnetes Verfahren, bei dem die Menschen | |
registriert und ihnen etwa auch Fingerabdrücke abgenommen würden. Menschen, | |
die in Deutschland Asyl und Schutz suchten, würden nicht zurückgewiesen. | |
Nach einem Bericht der Bild erwägt Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) | |
ein kleineres Sparpaket. Im Gespräch sei ein Betrag von insgesamt 500 | |
Millionen Euro, den alle Ministerien zusammen einsparen sollten, um zu den | |
Flüchtlingskosten beizutragen. Im Finanzministerium wurde auf Anfrage | |
lediglich auf die noch laufenden Haushalts-Beratungen verwiesen. | |
16 Sep 2015 | |
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