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# taz.de -- Präsident des Bundesamtes für Flüchtlinge: Rücktritt aus „per…
> BAMF-Präsident Schmidt war zuletzt in der Kritik wegen der schleppenden
> Bearbeitung von Asylanträgen. 270.000 warten auf eine Entscheidung.
Bild: Manfred Schmidt Anfang August in der Erstaufnahmeeinrichtung in Ellwangen.
Berlin taz | Der Rücktritt kommt überraschend – und in einem denkbar
schlechten Moment. Denn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
mit Sitz in Nürnberg steht im Moment vor der größten Herausforderung seiner
Geschichte. Am Donnerstag teilte das Bundesinnenministerium in Berlin knapp
mit, Behördenchef Manfred Schmidt habe „aus persönlichen Gründen“ darum
gebeten, von seinen Aufgaben entbunden zu werden, und Innenminister Thomas
de Maizière habe diesem Wunsch entsprochen.
Nicht mehr, nicht weniger. Ein möglicher Nachfolger wurde zunächst nicht
benannt.
Schmidt war im Dezember 2010 von de Maizière persönlich zum BAMF-Chef
ernannt worden. Zuletzt geriet er jedoch immer mehr in die Kritik, weil es
seiner Behörde nicht gelang, die wachsende Zahl von Asylanträgen zügiger zu
bearbeiten. Nach einer Klausur der SPD-Bundestagsfraktion Anfang September
in Mainz hieß es aus Kreisen der Teilnehmer sogar, Schmidt sei ein
„Totalausfall“. Minutenlang habe er die Fehleinschätzungen und Probleme in
seiner Behörde kleingeredet.
Derzeit verfügt das BAMF über rund 3.000 Mitarbeiter. Schmidt selbst soll
gesagt haben, seine Behörde benötige etwa 9.000 Mitarbeiter, wenn alle
Asylverfahren innerhalb von drei Monaten abgeschlossen werden sollten, wie
es die Regierung will. In einem Interview bekannte Schmidt vor wenigen
Wochen selbstkritisch: „Ich glaube, dass wir zu spät angefangen haben, dass
wir die Zeichen zu spät gesehen haben.“
## Ganz der de Maizière
Ende August sollen sich beim BAMF bereits mehr als 270.000 Asylanträge
gestapelt haben, weil es an Fachpersonal mangelt. Erst im Mai hatte die
Bundesregierung beschlossen, dass die Nürnberger Behörde 2.000 Extrastellen
bekommt. Doch es dauert, geeignete Leute zu finden und einzuarbeiten.
Schmidt, gebürtiger Hesse, hat als Verwaltungsjurist im
Bundesinnenministerium Karriere gemacht und sich von 2007 bis 2010 als
Krisenmanager des Ministeriums bewährt, bevor er von de Maizière zum Leiter
des Bundesamtes für Migration berufen wurde. Dort machte er insgesamt eine
gute Figur. Nach dem Geschmack der SPD, der Opposition und der
Flüchtlingsverbände redete er allerdings zu oft seinem Dienstherrn nach dem
Mund.
So forderte er Taschengeld-Kürzungen für Asylsuchende vom Balkan und
verteidigte öffentlich die Aufnahmezentren, die Bayern eigens für diese
Flüchtlingsgruppe errichtete. Vom aktuellen Flüchtlingsandrang zeigte sich
seine Behörde überfordert – auch, weil nicht genug Personal eingestellt
wurde.
## Müller, Schuster oder Superman
Die Grünen nannten Schmidt jetzt „ein Bauernopfer“. Bundesinnenminister de
Maizière trage die Verantwortung für die personelle Unterausstattung der
Behörde, sagte Grünen-Chefin Simone Peter. „Längst überfällig“ sei der
Rücktritt Schmidts, sagte auch die Asyl-Expertin der Linkspartei, Ulla
Jelpke.
Der CDU-Innenexperte Armin Schuster sagte, jetzt werde jemand mit „großen
Management-Qualitäten“ benötigt. Der innenpolitische Sprecher der
SPD-Fraktion, Burkhard Lischka, dämpfte diese Erwartungen hingegen: Wer
immer Schmidts Nachfolger werde, der brauche mehr Personal, um die vielen
Asylanträge zu bearbeiten. „Er kann dann Meier, Müller, Schuster oder
Supermann heißen: Er wird die gleichen Probleme haben.“
Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer schloss sich dem Ruf nach mehr Personal
an, richtete seine Kritik aber speziell gegen de Maizière: Er warf dem
Innenminister in der Neuen Passauer Presse vor, dieser habe „zu spät und
nicht konsequent genug gehandelt“.
17 Sep 2015
## AUTOREN
Daniel Bax
## TAGS
Schwerpunkt Flucht
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
Manfred Schmidt
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