| # taz.de -- Atom-Deal mit Iran im US-Senat: Zwei Stimmen zum Erfolg | |
| > Knapp gewinnt Barack Obama die Abstimmung über den Atomkompromiss im | |
| > Senat. Vorausgegangen war eine große Werbetour des Präsidenten. | |
| Bild: John Boehner, Führer der republikanischen Senatsmehrheit, will den Kampf… | |
| Washington dpa | Die Amerikaner haben ein schönes Wort für die politische | |
| Sackgasse, in die sich Senatoren, Abgeordnete und Weißes Haus wieder und | |
| wieder manövrieren: "Gridlock“. Was übersetzt so viel wie | |
| „Verkehrskollaps“, „totaler Stau“ oder „Stillstand“ bedeutet, besch… | |
| Washington die teils totale Blockade der gegnerischen Partei ohne ein | |
| Quäntchen Kompromissbereitschaft. | |
| Im schlimmsten Fall, etwa gekoppelt an einen Haushaltsstreit, kann das | |
| schon mal in der kompletten Lähmung der Regierung enden, dem „Shutdown“. | |
| Seit 1950 hat sich dieses Phänomen Studien zufolge sogar mehr als | |
| verdoppelt. | |
| Dass Präsident Barack Obama das umstrittene Atomabkommen mit dem Iran nun | |
| durch den Senat geboxt und eine drohende Blockade abgewendet hat, grenzt | |
| angesichts des häufigen „Gridlock“ an ein kleines Wunder. Kein einziger der | |
| 54 Republikaner im 100 Sitze zählenden Senat stellte sich am Donnerstag | |
| hinter den Regierungskurs zum Atomdeal mit der Islamischen Republik. | |
| Die befürchtete Blockade des Abkommens scheiterte dennoch knapp mit 58 zu | |
| 42 Stimmen, 60 Stimmen wären dafür nötig gewesen. Wie schon mit seiner als | |
| „Obamacare“ bekannten Gesundheitsreform widersetzte der Präsident sich dem | |
| heftigen Widerstand der Republikaner, die mittlerweile beide | |
| Parlamentskammern beherrschen. | |
| ## Präsident mit vollem Einsatz | |
| „Präsident Obama kann für sich beanspruchen, eine extrem wichtige, jedoch | |
| umstrittene diplomatische Vereinbarung durch den politischen Prozess | |
| manövriert zu haben“, sagte Geschichtsprofessor Julian Zelizer von der | |
| Princeton-Universität der New York Times. 2008 war der Demokrat Obama im | |
| Wahlkampf noch angetreten als Politiker, der vereinen wollte – wieder und | |
| wieder hatte er in schriftlichen Statements, Reden und Pressekonferenzen | |
| die Zusammenarbeit mit der „Grand Old Party“ versprochen. Nur was tun, wenn | |
| die Republikaner ihm bei sämtlichen Themen von Klimaschutz bis | |
| Waffengesetze den Rücken kehren? | |
| Vielleicht war gerade deshalb Obamas unermüdliches Rühren der Werbetrommel | |
| für das Iran-Abkommen so beispiellos. Kaum eine öffentliche Plattform ließ | |
| er aus, um für den Deal zu werben. Er überließ auch nichts dem Zufall, als | |
| sein Team Unterstützer im Senat sammelte. „Wir schreiben niemanden in die | |
| Ja-Spalte, bis er ein öffentliches Statement über seine Unterstützung | |
| herausgegeben hat“, sagte Obama-Sprecher Josh Earnest kürzlich. | |
| In einer Zeit der geteilten Regierung, in der Republikaner den Kongress | |
| kontrollieren und ein Demokrat im Weißen Haus sitzt, sei der Sieg Obamas | |
| umso bemerkenswerter, urteilt die New York Times. Obama weiß mittlerweile | |
| sehr genau, wie er seine demokratischen Parteikollegen hinter sich | |
| versammeln und wann er auf ihre Unterstützung bei kritischen Abstimmungen | |
| zählen kann. Vorerst scheint es, dass Obama den Stift für sein präsidiales | |
| Veto nicht zücken muss, um das über Jahre ausgehandelte Abkommen gegen | |
| Angriffe zu schützen. | |
| Doch das Klima in Washington scheint so vergiftet, dass die | |
| republikanischen Abgeordneten selbst nach dem gescheiterten Vorhaben im | |
| Senat versuchen werden, den Iran-Deal mit letzter Kraft zu attackieren und | |
| wenigstens zu verzögern. Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, John | |
| Boehner, warnt, dass die Republikaner „jedes uns zur Verfügung stehende | |
| Werkzeug nutzen werden, um die Umsetzung dieser Vereinbarung zu stoppen, zu | |
| verlangsamen und zu verzögern“. Selbst ein Gang vor Gericht scheint nicht | |
| mehr ausgeschlossen. Solch ein Verfahren wäre für Obama ein dramatischer, | |
| schmerzlicher Epilog nach einem langen Kampf im Kongress. „Diese Debatte | |
| ist bei weitem nicht vorbei“, sagt Boehner. „Offen gesagt fängt sie gerade | |
| erst an.“ | |
| 11 Sep 2015 | |
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| Gerd Müller | |
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