# taz.de -- Kommentar Gelder für Flüchtlingshilfe: Schluss mit dem Gefeilsche! | |
> Der Bund muss schnell mehr Geld für die Aufnahme von Flüchtlingen | |
> bereitstellen. Es geht um die humanitäre Hilfe – und um den sozialen | |
> Frieden. | |
Bild: Ein kleiner Junge in der Notunterkunft in Rottenburg, Baden-Württemberg | |
Geld her – und zwar sofort! Auf die großen Worte der Kanzlerin zur | |
Flüchtlingspolitik (“Ich sage noch einmal: Wir schaffen das“) muss jetzt | |
ein tiefer Griff in die Bundeskasse folgen. Die Finanzierung der | |
Flüchtlingsaufnahme sollte neu geregelt werden, damit [1][das | |
Dauergefeilsche zwischen Bund, Ländern und Kommunen über die Kosten | |
aufhört]. | |
Die langfristigen Probleme bei der Integration von mehr als einer Million | |
Menschen sollte man nicht schönreden. Aber kaum etwas gefährdet die fragile | |
Willkommenskultur mehr als die verständlichen Klagen ohnehin klammer | |
Bürgermeister, ihnen drohe wegen der Flüchtlinge die Pleite. | |
Das nötige Geld für die Kommunen muss so unbürokratisch und schnell | |
verteilt werden wie die Flüchtlinge selbst. Wenn es, wie Angela Merkel | |
sagt, beim Asylrecht keine Obergrenze gibt, kann es auch für die | |
Finanzierung keine Obergrenze geben. All das aber kann nur der Bund | |
garantieren. So wie er einst die Sicherheit der Spareinlagen und die | |
Bankenrettung garantierte. | |
Jetzt geht es um humanitäre Hilfe, aber auch um den sozialen Frieden. | |
Beides sollte systemrelevant sein. Aber beides ist in Gefahr, wenn die | |
Kanzlerin für Selfies mit Flüchtlingen posiert, aber die Versorgung | |
niederen Ebenen überlässt, die dann um die Kostenerstattung betteln müssen. | |
## Wer etwas versucht, sollte belohnt werden | |
Warum kann der Bund nicht eine Summe zur Verfügung stellen, die mindestens | |
für ein halbes Jahr reicht? Diese Summe dürfte hoch klingen, sicher viele | |
Milliarden, aber das wäre allemal besser, als immer wieder neu über Kosten | |
zu verhandeln, was immer neue Negativschlagzeilen produziert. Die | |
Haushaltslage lässt einen solchen Vorschuss zu. Und er lässt sich erklären: | |
Das Geld fließt zum Großteil ohnehin nicht direkt an Flüchtlinge, sondern | |
an Bauarbeiter, Sprachlehrer und Bäcker. Es wäre also keineswegs alles | |
„weg“. | |
Die Kommunen sollten aus diesem Topf eine feste Summe für jeden Flüchtling | |
bekommen. Eine, die zumindest für die Kosten der Unterbringung ausreicht. | |
Am besten deutlich mehr: damit Aufnahme attraktiv wird. Wer etwas tut, | |
sollte belohnt werden. Sonst bleibt Merkels viel gelobte Großzügigkeit | |
billige Rhetorik. | |
16 Sep 2015 | |
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## AUTOREN | |
Lukas Wallraff | |
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