# taz.de -- EU-Parlament will strenges Klontierverbot: Kein Dolly-Gulasch in Eu… | |
> Härter als die EU-Kommission: Die Europa-Abgeordneten wollen den Import | |
> von Klontieren untersagen. Auf den Esstisch sollen sie auch nicht | |
> gelangen. | |
Bild: Hat es immerhin in die Vitrine eines Museums geschafft: Das weltweit erst… | |
BRÜSSEL taz | Das Europaparlament will das geplante Klonverbot für | |
Nutztiere in der EU spürbar verschärfen. In einer mit großer Mehrheit | |
verabschiedeten Verordnung fordern die Abgeordneten, auch den Import von | |
geklonten Tieren und ihren Nachkommen zu untersagen. Zudem sollen | |
Lebensmittel, die mit geklonten Tieren hergestellt werden, untersagt | |
werden. Die EU-Kommission hatte nur ein fünfjähriges Moratorium für das | |
Klonen vorgeschlagen. | |
Zur Begründung verwiesen die Parlamentarier auf eine Stellungnahme der | |
Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit aus dem Jahre 2008, wonach | |
das Klonen bedenklich für die Tiergesundheit und den Tierschutz ist. So | |
leiden die Muttertiere oft unter Funktionsstörungen der Plazenta. Es kommt | |
zu schweren Geburten, da die Nachkommen besonders bei Rindern unnatürlich | |
groß sein können. Die Klontiere selbst sterben häufig bereits vor, während | |
oder kurz nach der Geburt an Herz-Kreislauf-Versagen oder Problemen beim | |
Atmen. Die EU-Behörde hat diese Feststellung auch 2009 und 2010 bestätigt. | |
Die Abgeordneten bewegen sich also auf wissenschaftlich abgesicherten | |
Terrain. „Außerdem ist noch ungeklärt, welche Auswirkungen geklonte | |
Lebensmittel auf unsere Nahrungsmittelsicherheit haben können“, gibt der | |
grüne Abgeordnete Claude Turmes zu bedenken. | |
Ähnlich äußerte sich die SPD-Abgeordnete Susanne Melior. Nun hätten die | |
Verbraucher Gewissheit: „In den Regalen europäischer Supermärkte landet | |
kein Klonfleisch.“ Das Parlament habe den „halbherzigen Vorschlag“ der | |
EU-Kommission deutlich verbessert“. Diese will es dennoch bei einem | |
letztlich unverbindlichen Moratorium belassen – und schiebt wirtschaftliche | |
Argumente vor. | |
Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis beharrte vor der Abstimmung auf | |
seiner Position. Vor allem die geforderte Nachverfolgbarkeit von Klonen | |
lehnte er ab. Dies würde einen hohen bürokratischen Aufwand erfordern und | |
die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben. Die Vorlage geht nun an den | |
Rat, in dem die 28 EU-Staaten vertreten sind. Bisher zeichnet sich dort | |
keine klare Linie ab. | |
Das Parlament und der Ministerrat entscheiden über die Frage gemeinsam. | |
Damit das Klonverbot verabschiedet werden kann, müssen sich beide Gremien | |
auf eine Position einigen. Im Europaparlament wird mit langen Verhandlungen | |
gerechnet. | |
8 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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