# taz.de -- Türkische Armee bombardiert PKK: Eskalation der Gewalt | |
> PKK bekennt sich zu Anschlag in Istanbul. Kurdische Rebellen stellen | |
> Bedingungen für Waffenruhe. AKP-Vertreter sprechen mit CHP über | |
> Koalition. | |
Bild: Zerstörtes Gebäude in der Nachbarschaft zu der angegriffenen Polizeista… | |
ANKARA afp | Nach der tödlichen Anschlagsserie in der Türkei hat die Armee | |
Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Südosten des | |
Landes bombardiert. 17 Positionen der kurdischen Rebellen seien in der | |
Nacht zum Dienstag in der Provinz Hakkari „neutralisiert“ worden, teilte | |
die Armee mit. Die PKK bekannte sich zu einem der Anschläge am Montag und | |
stellte zugleich Bedingungen für eine Rückkehr zur Waffenruhe. | |
Bei den Luftangriffen handelte es sich offenbar um Vergeltung für eine | |
Serie von Angriffen, bei denen am Montag in Istanbul und dem Südosten der | |
Türkei fünf Polizisten und zwei Soldaten getötet worden waren. In der Nacht | |
zum Montag hatte ein Selbstmordattentäter zunächst eine Polizeiwache im | |
Istanbuler Stadtteil Sultanbeyli angegriffen. Bei einem anschließenden | |
Feuergefecht waren ein Polizist und zwei weitere Angreifer getötet worden. | |
Zu dem Angriff bekannte sich die PKK. | |
Zudem griffen Bewaffnete das US-Konsulat im Viertel Istinye im europäischen | |
Teil der Stadt an. Eine der beiden Angreiferinnen wurde kurze Zeit später | |
verletzt festgenommen. Die marxistische DHKP-C, die bereits 2013 einen | |
Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara verübt hatte, bekannte | |
sich zu der Tat. Die PKK-nahe Gruppe erklärte, der Kampf gegen den | |
„Imperialismus und seine Kollaborateure“ werde fortgesetzt. | |
In der südöstlichen Provinz Sirnak wurden zudem bei einem Bombenanschlag | |
vier Polizisten getötet, während beim Beschuss eines Armeehubschraubers und | |
einem von PKK-Stellungen ausgehenden Angriff zwei Soldaten starben. Seit | |
der Eskalation des Konflikts zwischen der Regierung und den PKK-Rebellen | |
Ende Juli wurden laut der Nachrichtenagentur Anadolu 390 PKK-Kämpfer | |
getötet, während rund 30 Mitglieder der Sicherheitskräfte starben. | |
Die türkische Regierung hatte am 24. Juli nach einem Selbstmordanschlag der | |
Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in der Grenzstadt Suruc einen | |
„Krieg gegen den Terror“ gestartet, der sich sowohl gegen die IS-Miliz als | |
auch gegen die kurdische Rebellengruppe PKK richtet. Seitdem flog die | |
Luftwaffe dutzende Angriffe auf PKK-Stellungen im Südosten der Türkei und | |
im Nordirak, aber nur drei Angriffe auf IS-Positionen in Syrien. | |
## PKK stellt Bedingungen | |
Die PKK stellte am Dienstag Bedingungen für eine Rückkehr zur 2013 | |
geschlossenen Waffenruhe. Wie türkische Medien berichteten, forderte die | |
Union der Gemeinschaften Kurdistans (KCK), eine politische Organisation der | |
PKK, eine unabhängige Überwachung einer neuen Waffenruhe und die | |
Freilassung politischer Gefangener. Außerdem dürfe die Armee die Waffenruhe | |
nicht nutzen, um ihre Präsenz in den Kurdengebieten zu verstärken, erklärte | |
die KCK. | |
Die Eskalation der Gewalt fällt mit einer politischen Krise in der Türkei | |
zusammen. Auch zwei Monate nach der Parlamentswahl, bei der die | |
islamisch-konservative Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) ihre | |
absolute Mehrheit verlor, gibt es keine neue Regierung. Kritiker werfen | |
Präsident Recep Tayyip Erdogan vor, Neuwahlen provozieren zu wollen in der | |
Hoffnung, dabei doch noch die nötige Mehrheit zu erhalten, um seine Pläne | |
zur Ausweitung der Macht des Präsidenten umzusetzen. | |
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu von der AKP und der Vorsitzende der | |
säkularen CHP, Kemal Kilicdaroglu, sprachen am Montag erstmals über die | |
Bildung einer Regierungskoalition. Kulturminister Ömer Celik und der | |
CHP-Vize Haluk Koc, die ebenfalls teilnahmen, erklärten anschließend, beide | |
Seiten bemühten sich um einen „Konsens“. In vielen Bereichen sei bereits | |
Einigkeit erzielt worden, ein weiteres Treffen diese Woche sei geplant. | |
11 Aug 2015 | |
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