# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch? | |
> Japan wird zum Vorbild in Atomfragen, Tsipras gewinnt bald gegen Tsipras | |
> und Nachrichtenmoderator Claus Kleber hat gar nicht geweint. | |
Bild: Hoch zu Ross: Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). | |
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in dieser Woche? | |
Friedrich Küppersbusch: Früher wollten wir nicht einsehen, dass wir ein | |
Einwanderungsland sind. | |
Und was wird in der nächsten besser? | |
Hey, hier ist ein schicker neuer Fehler: nicht einzusehen, dass wir ein | |
Flüchtlingsland sind. | |
Japan fährt das erste Atomkraftwerk wieder hoch. Haben die nix gelernt aus | |
Fukushima oder sind sie einfach siegessicher? | |
Verrückt! Das ist ja so, als wäre Deutschland wieder Top-Waffenlieferant | |
und längst überdrüssig, „Weltpolitik nur von der Außenlinie zu | |
kommentieren“. Das AKW Sendai liegt in einem besiedelten Gebiet, nahe einem | |
nicht inaktiven Vulkan. Hält die neuen „strengsten Sicherheitsvorkehrungen | |
der Welt“ jedoch ein, meint die Regierung. Sie kann sich beim „Ausstieg aus | |
dem Ausstieg“ auf deutsches Vorbild berufen. Wer das doof findet, warte ab | |
– bis sich die deutsche Regierung aufs japanische Vorbild beruft. | |
Griechenlands Parlament hat dem dritten Hilfspaket zugestimmt. Zahlreiche | |
Syriza-Mitglieder gehen da aber nicht mit und Premier Tsipras verfehlt so | |
die Regierungsmehrheit. Jetzt will er die Vertrauensfrage stellen. Und dann | |
passiert bitte was? | |
Scheitern, Neuwahlen. So kann er seinen peinlichen Verlobten von | |
Rechtsaußen abstreifen und die widerspenstige Fraktion des | |
Syriza-Bündnisses. Die konservativen Parteien werden die Option wägen, sich | |
mit dem Mann zu verbünden, der im Referendum 60 Prozent holte. Am Ende | |
gewinnt Machtpolitiker Tsipras gegen den Linken Tsipras. Übrigens auch, | |
weil exakt keine sozialdemokratische Partei Europas das „EU – neu und | |
anders“-Ding der Griechen unterstützt hat. | |
Gewerkschaft und Arbeitgeber können sich im Kita-Tarifsteit erneut nicht | |
einigen. Ein weiterer Streik rückt näher. Wohin sollen dann diese ganzen | |
erzieherlosen Kinder? | |
Je selbst organisiert, desto. Wobei die Elterinitiative ein Privileg von | |
Menschen mit disponibler Arbeitszeit ist. Bsirskes Verdi wird es nicht | |
schlucken, dass der Schlichterspruch eher bei 30 als bei 50 Prozent der | |
Forderung liegt. Und Bsirske will im September wiedergewählt werden. Und | |
seit dem „Tarifeinheitsgesetz“ hat ja jeder Streik etwas von einer | |
Nostalgiekundgebung. Genießt! | |
SPD-Chef Sigmar Gabriel disst jetzt andere EU-Staaten, weil sie zu wenig | |
Flüchtlinge aufnehmen. Hat er recht? | |
Der deutsche Vizekanzler: Nein. Der Europapolitiker, der er erst noch | |
werden müsste: Ja. | |
Google will nicht mehr nur Google sein, sondern wird zum Großkonzern | |
Alphabet. Haben Sie Tipps für das erste Schuljahr? Jedes Unternehmen hat | |
die Chance den Moment zu erreichen, an dem die Controller die Ideengeber | |
besiegen. Das lässt einen manche Firmen milder betrachten, die lieber mit | |
guten Ideen kaputt gehen. | |
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen reitet bei der anspruchsvollen | |
Hengstquadrille zur Eröffnung der Reit-Europameisterschaft in Aachen mit. | |
Hochkonzentriert und schick drapiert. Sind Sie auch so ein Pferdenarr wie | |
sie? | |
Ach so, Pferde! „Die Hengste zeigen anspruchsvolle Figuren und die | |
Ministerin beabsichtigte, die schwierige Formation mitzureiten“. Ich dachte | |
das sei ein launiger Lagebricht aus dem Kabinett. | |
US-Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton fragt via Twitter Studierende | |
nach ihren Erfahrungen mit den Studienkrediten. Sie sollen mit drei | |
Emoticon antworten. Wie sehen Sie das? | |
Schlecht. Verdanke dieser Pest viele eindrucksvolle Nahtoderlebnisse beim | |
Autofahren. | |
Moderator Claus Kleber kämpft im „heute Journal“ mit den Tränen, als er | |
eine positive Flüchtlingsgeschichte erzählt. Was bringt Sie zum Weinen? | |
Okay, neben Marietta Slomka wirkt auch die Studiodekokration sehr | |
emotional. Die DNA deutscher Nachrichtensendungen ist aus guten und | |
historischen Gründen very british. Doch: Da war nix. Claus Kleber spricht | |
von einem „Frosch im Hals“. Und wird den Teufel tun, deutlicher zu | |
behaupten, er sei eben gerade nicht so enorm emotional zerflossen, wie die | |
Medien von Meldung zu Meldung draufpackten. Er hatte sich zweimal | |
versprochen, vielleicht war die Meldung auch unrund eingepromptert, und am | |
Ende ist das Beispiel des bayerischen Busfahrers, der Flüchtlinge | |
willkommen heißt, nationales Thema. Welldone Herr Kleber. | |
„Willkommenskultur“ kann sich noch entscheiden, Wort oder Unwort des Jahres | |
zu werden. | |
Und was machen die Borussen? | |
Soll mal ein Club mit der Nominierung eines Spielers so viel Emotionen | |
schüren wie der BVB mit der Nichtnominierung Weidenfellers. ZDF überlegt | |
Sondersendung mit Kleber. | |
Fragen: pw | |
16 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Friedrich Küppersbusch | |
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