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# taz.de -- Fusionen auf dem Pharmamarkt: Pillenproduzenten auf Einkaufstour
> Die Forschungskosten treiben Fusionen in der Branche voran: Merk, Pfizer
> und weitere Konzerne wollen Konkurrenten übernehmen.
Bild: Mitarbeiterin der Universität Leipzig stellen Medikamente für klinische…
Berlin taz | „Fusionswellen treffen meistens Branchen im Umbruch.“ Diese
Analystenweisheit gilt auch für die Pharmabranche. Gerade bereitet der
Merck-Konzern den Kauf des amerikanischen Laborausrüsters Sigma-Aldrich
vor. Alle zuständigen Kartellbehörden hätten dem Kauf von Sigma-Aldrich
zugestimmt, teilten die Darmstädter am Dienstag mit.
Im Frühherbst soll die Übernahme vollzogen werden – für 13,1 Milliarden
Euro. Die wahre Dimension wird erst am Umsatz von Merck deutlich: In diesem
Jahr wird der Pharmariese ziemlich genau jene Summe umsetzen. Doch Merck
spielt nicht alleine Monopoly: Vergangene Woche wurde die Absicht des
irischen Pharmakonzerns Shire bekannt, den US-Konkurrenten Baxalta für 30
Milliarden Dollar, rund 27 Milliarden Euro, zu schlucken.
Der Shire-Konzern hatte erst Anfang des Jahres den ebenfalls amerikanischen
Pharmariesen NPS gekauft. Mit seinen Milliardenfusionen setzt Shire auf
teure Nischenprodukte, mit denen seltene Krankheiten behandelt werden.
Ebenfalls vergangene Woche genehmigte die Europäische Kommission die von
Pfizer geplante Übernahme von Hospira. Beide Unternehmen haben ihren Sitz
in den USA. Ihr Marktanteil in Europa ist jedoch groß genug, damit die EU
zustimmen muss. Im Mittelpunkt steht das populäre Arthritis-Medikament
„Infliximab“. Es zählt zu den drei meistverkauften Arzneimitteln der Welt.
Pfizer ist aktuell der größte Pharmakonzern – und wurde dies im Laufe eines
Jahrzehnts durch Fusionen.
Die Fusionitis grassiert in der Branche schon länger. Bereits in den 1980er
Jahren begann eine erste Welle der Konsolidierung, in deren Folge viele
bekannte deutsche Namen wie Hoechst vom Markt verschwanden. Hoechst ging im
forschenden Sanofi-Aventis auf, Weltmarktführer unter anderem für
Impfstoffe. Der Zusammenschluss zum französisch dominierten Konglomerat
erfolgte 2004 mit Unterstützung der Pariser und durch ihr Stillhalten auch
der deutschen Regierung. Mit einem europäischen Champion wollte man
Amerikas Pfizer Paroli bieten.
## Trend zu personalisierter Medizin
Doch die Karten werden ständig neu gemischt. Angetrieben wird die jüngste
Übernahmewelle von den immer höheren Forschungskosten, die für
„Blockbuster“ – Medikamente mit einem Umsatz von mehr als 1 Milliarde
Dollar jährlich – aufzubringen sind. Jüngst hat es kaum noch
durchschlagende Neuentwicklungen in der Arzneimittelforschung gegeben.
„Es wird immer schwieriger, echte Blockbuster zu entwickeln“, sagt
Pharma-Analyst Thorsten Strauß von der NordLB. Auch, weil es einen Trend zu
personalisierter Medizin mit kleinen Patientengruppen gebe. Zudem laufen
viele Patente für Blockbuster aus. Obendrein erschweren die Sparbemühungen
im Gesundheitswesen weltweit das Geschäft.
Wachstum ist also vor allem durch Zukauf möglich. „Noch ist die
Fusionswelle nicht heißgelaufen“, so Strauß. Auch die großen Barreserven
vor allem von US-Konzernen fördern die Fusionswelle. Und das niedrige
Zinsniveau, das die Finanzierung selbst gigantischer Übernahmen wie die von
Merck geplante erleichtert.
Auf beiden Seiten des Atlantiks beobachten Analysten, dass große
Konglomerate nicht zum Kerngeschäft gehörende Bereiche abstoßen. 2014
belief sich der Gesamtwert der abgeschlossenen Deals auf 162 Milliarden
US-Dollar, der höchste Wert seit 2009. Im ersten Halbjahr wurde dieser
Gesamtjahreswert bereits überschritten. Die Unternehmensberatung KPMG
erwartet, dass „der Aufwärtstrend“ weiter anhält.
12 Aug 2015
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
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